„Kein Bock mehr. Ich mach jetzt in Wurstdesign.“ Warum es im Moment so wahnsinnig anstrengend und schön ist, als Designer erfolgreich zu sein.

Es gibt Messen zum Thema „Lebensdesign“ und bei REWE kann man eine Ausbildung zum Wurstdesigner machen kann. Es strömen immer noch viele ungelernte, aber dafür billige Grafiker in den Markt. Ach ja, und die Kunden können mit Tools wie GIMP ab sofort selbst gestalten, wenn sie wollen. InDesign haben die meisten ja schon. Und ganz nebenbei: Wer sich als Designer heute nicht mit Snapchat und Instagram auskennt, ist eh bald arbeitslos. Soweit die Horrorszenarien, die durch die Branche geistern. Und doch gibt es Designer, die gerade jetzt sehr erfolgreich sind. Ich habe mir diese Exemplare mal genauer angeschaut.

Es gibt kein Patenrezept, um als Designer erfolgreich zu sein. Aber Annika Lyndgrun hat 7 Punkte gefunden, die alle guten Designer machen – und wie du sie leicht nachmachen kannst. #designer #selbstständigkeit @gudrunwegener

Die schlechte Nachricht zuerst: Es gibt kein Patentrezept gibt wie „Die 10 heißesten Tipps um jetzt als Designer erfolgreich zu sein“. Unser Beruf ist so arbeitsteilig geworden, dass es unmöglich ist in jeder Designdisziplin fachlich auf dem neuesten Stand zu bleiben. Und ja, der Weg des Designers war mal weniger anstrengend. „Den“ Designer gibt es nicht mehr. Full Stop.

Und jetzt die gute Nachricht: Der Weg ist spannender geworden! Es gibt nicht mehr die eine Designer-Biographie, sondern man kann mehrere haben. Gleichzeitig oder hintereinander. Wer gelernter Kinderbuch-Illustrator ist, ist heute nebenbei Lettering-Profi für Systemgastronomie. Wer Industriedesign studiert hat, berät jetzt Unternehmen in der Produktentwicklung. Das Wissen dazu war noch nie so zugänglich wie heute und trotzdem werden einige Kollegen von dieser Veränderungswelle einfach mitgerissen und müssen den Beruf des Designers aufgeben.

Ich habe mir die Designer in meinem Umfeld mal genauer angesehen. Ich wollte wissen, was die wirklich erfolgreichen unter ihnen anders machen. Nach einigem Nachdenken, Nachfragen und Recherchieren sind mir bei den Kollegen folgende Punkte aufgefallen, von denen ich mir selber noch eine Scheibe abschneiden werde.

1. Erfolgreiche Designer bleiben aufgeschlossen und neugierig

Wahrscheinlich die eindeutigste Beobachtung, die ich gemacht habe: Erfolgreiche Designer begegnen neuen Entwicklungen immer mit Offenheit und einem gewissen Grund-Optimismus. Es wirkt so, als ob sie eine Art Dauer-Neugier an allem und jedem haben. Zum Beispiel besuchen sie Veranstaltungen zum Thema Instagram-Marketing, obwohl sie selber rein altersmäßig alles andere als ein „Digital Native“ sind. Das versetzt sie in die Lage objektiv zu entscheiden, ob und in welcher Form dieses neue Thema für sie interessant sein könnte. Selbst wenn sie entscheiden, das neue Thema nicht in ihr Portfolio aufzunehmen, können sie dazu etwas sagen, wenn ein Kunde sie darauf anspricht. Oder sie tun sich mit jüngeren Designern zusammen, die das Thema beherrschen.

To Do: Suche dir bewusst eine Veranstaltung oder Webinar zu einem designfachlichen Thema aus, mit du bis jetzt noch gar nichts zu tun hattest, das du aber interessant findest. Lege fest wie oft genau du solche Veranstaltungen besuchen möchtest, z.B. 1x monatlich.

Tipp: Eine gute Quelle für Veranstaltung sind XING oder Eventbrite. Für Webinare habe ich sehr gute Erfahrungen mit Skillshare gemacht.

Warum es im Moment so wahnsinnig anstrengend und schön ist, als Designer erfolgreich zu sein.

2. Erfolgreiche Designer finden gut, was andere machen

Ich habe Netzwerkabende hinter mir, die sich als echte „Hühnerclubs“ entpuppten. Da wurde gewitzelt und gelästert. Die guten Kollegen haben ganz im Gegenteil immer davon gesprochen wie toll sie jemanden fanden oder welches Projekt von einem Kollegen sie gerade ganz aufregend finden. Das hängt wieder mit dieser grundsätzlichen Neugier zusammen. Sie bleiben durch diesen positiven Austausch immer informiert und lernen laufend dazu. Oft haben sie den Austausch sogar dazu genutzt um sich die Rückmeldung eines Designkollegen zu ihrer eigenen Arbeit einzuholen. Eine gute Gegenmaßnahme gegen die gestalterische „Verlausung“, die droht, wenn man immer alleine arbeitet.

To Do: Richte eine regelmäßige Zeit für Austausch mit Kollegen ein, z.B. eine Stunde pro Woche. Das können auch Telefonate oder Skype-Interviews sein.

3. Erfolgreiche Designer habe eine eindeutige Positionierung

Ich kenne ein Designbüro, das eine sehr eigene Formsprache entwickelt hat. Man schaut auf ein Poster oder eine Website und denkt sich „Das haben doch bestimmt wieder die gemacht“. Anderes Beispiel: Ich bin bei meinen Kunden zum Beispiel bekannt für eine unkonventionelle, angenehme und sehr offene Kommunikation. Deswegen stehen immer frische Blumen und der Lieblingskuchen meines Kunden auf dem Konferenztisch, wenn er zu Besuch kommt. Manchmal ist sogar „Alfie“, mein Bürokater, dabei.

To Do: Wofür bist du bekannt? Was machst du anders als andere? Sobald du diese „Eigentümlichkeit“ gefunden hast, kultiviere sie. (Und lebe damit, wenn manche sie nicht mögen.)

4. Erfolgreiche Designer haben eine klare handwerkliche oder fachliche Spezialisierung

Ich kenne einen sehr erfolgreichen Kollegen, der auf „Paper Engineering“ spezialisiert ist. Er setzt zum Beispiel die komplizierte Mechanik bei Pop-Up-Büchern um. In der Verlagswelt ist er bekannt wie ein bunter Hund. Ihr merkt schon: Diese sehr erfolgreiche Spezialisierung ist deutlich schärfer konturiert, als wenn man von sich sagt Printdesigner zu sein.

Ich selber habe mich hingegen auf meine konzeptionelle Stärke konzentriert: Ich mag Strategie, Zielgruppenarbeit, Designsysteme und medienübergreifendes Arbeiten. Meine fachliche Spezialisierung ist daher das Corporate Design.

Was man wissen muss: Jede Entscheidung – egal welche – hat Konsequenzen. Bei dem Weg des Papierdesigners kann man alleine arbeiten und die Designarbeit ist handwerklich geprägt. Bei dem Weg, den ich gegangen bin, braucht man ein Team. Also entweder Festangestellte oder freie Mitarbeiter, die wiederum Spezialisten sind. Mein Alltag hat viel mit personeller und kalkulatorischer und Planung zu tun. Als Designer erarbeite ich nur noch das Designkonzept, die Gestaltung der einzelnen Medien übernehmen andere.

To Do: Überlege, welcher Weg für dich langfristig am ehesten passt. Du willst Typografie-Spezialist für EPUBs werden? Dann besuche entsprechende Fortbildungen. Du willst lieber an größeren Gesamtprojekten arbeiten? Dann überlege mit wem du langfristig zusammenarbeiten möchtest.

5. Erfolgreiche Designer kennen Ihre Zielkunden

Und wissen auch meistens wo die anzutreffen sind. Ein Kollege von mir ist beispielsweise ein Einzelkämpfer, der auf UX/UI-Design spezialisiert ist. Ihn sehe ich immer eher auf designfachlichen Netzwerken, weil er dort die Agenturen trifft, für die er arbeiten will. Ich hingegen bin eher auf Messen und Veranstaltungen wo ich Führungskräfte aus dem herstellenden Mittelstand treffe.

Das bedeutet auch, dass ich mich etwas in der Welt des Kunden auskennen muss. Im B2B-Bereich sollte ich die wichtigsten Hersteller aus der Branche kennen. Verkaufe ich Schmuck, sollte ich erahnen können mit welchen Modemarken sich meine Kunden umgeben. Auch hier hilft wieder die Grund-Neugier, die ich so typisch für erfolgreiche Designer finde.

To Do: Überlege welche Kunden du mit deinem Angebot weiterhilfst und definiere Alter, Beruf und Position, Familienstand … möglichst alles rund um diese Personen. Dann recherchiere Veranstaltungen, aber auch Offline-Plattformen wo du auf deine Kunden treffen kannst.

6. Erfolgreiche Designer wissen genau welches Problem des Kunden sie lösen

Die Grafik-Amateure oder auch die kostenlosen Online-Tools lösen in der Regel oberflächliche Probleme wie „Ich brauche mal schnell eine simple Landingpage“ oder „Mist, ich habe für nächste Woche noch keine Visitenkarten“. Erfolgreiche Designer wissen hingegen für welchen echten Mehrwert sie sorgen. Den können Sie auch in Gesprächen mit einem Satz auf den Punkt bringen.

Beispielsweise sorgen wir mit einem passenden Corporate Design dafür, dass sich die Wunschkunden unserer Kunden von ihm angezogen fühlen. Ein Designer, der auf Formulare spezialisiert ist, sorgt in den Amtsstuben für eine kürzere Bearbeitungszeit.

To Do: Formuliere in einem Satz, was der eigentliche Mehrwert deiner Arbeit ist. Geht es um Zeitersparnis oder hat dein Kunde durch dich den Kopf frei für andere Dinge? Bist du Mode- oder Schmuckdesigner? Dann beschreibe das Gefühl das jemand hat, der deine Stücke trägt.

Warum es im Moment so wahnsinnig anstrengend und schön ist, als Designer erfolgreich zu sein.

7. Erfolgreiche Designer interessieren sich ernsthaft für den Kunden und seine Probleme

Auch ein Punkt, den ein Kunde über Instant-Lösungen aus dem Internet nicht so schnell bekommt. Ein erfolgreicher Designer taucht tief in die Welt des Kunden ein. Er probiert das Produkt aus, das er bewerben soll oder macht eine Werksführung mit. So erkennt er den eigentlichen Bedarf oder kommt auf Designlösungen, die noch viel besser sind als die ursprünglich angenommenen.

To Do: Überlege was du konkret tun kannst um deinen Kunden oder sein Produkt noch besser zu verstehen. Vielleicht wirst du Testkäufer oder gehst online mal den gesamten Bestellprozess eines Users durch.

Tipp: Auf diesem Weg wirst du noch viele Dinge finden, die du zusätzlich zum eigentlichen Auftrag für deinen Kunden machen kannst. Schreibe dir diese Dinge auf Liste und sprich sie nach erfolgreich abgeschlossenem Auftrag an. Die allermeisten Kunden freuen sich über Dienstleister, die ein waches Auge haben und mitdenken. Und du kannst daraus einen neuen Auftrag machen.

Fazit

Ihr seht, dass die Dinge, die ich hier beobachtet habe, weniger Werkzeuge oder ein bestimmtes Wissen sind. Die erfolgreichen Designer zeichnen sich eher durch eine bestimmte Haltung gegenüber sich, dem Kunden und dem eigenen Beruf aus. Einfacher wäre es natürlich einen Kurs zu Facebook-Marketing zu besuchen und –zack– ist man wieder fit für die Welt da draußen.

Andauernde Reflexion hingegen ist ein ganz schön anstrengender Weg. Und es ist auch der schönere.

Der Artikel wurde zuletzt im Oktober 2018 aktualisiert.
Fotocredit Titelbild: rawpixel // Unsplash

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