Als Designer die Preise auf der Website angeben – ja oder nein?

Willst du als Designer deine Preise auf der Website angeben oder lieber nicht? In diesem Artikel stelle ich dir 7 Vorteile und 6 Nachteilen vor, die dir diese Entscheidung leicht machen. Und ich verrate dir, wie meine persönliche Erfahrung mit öffentlichen Preisen ist.
Als Designer Preise auf der Website angeben – ja oder nein? | Achtung Designer Magazin

Es ist eine dieser typischen Business-Fragen, über die man im Laufe seiner Karriere immer wieder stolpert: Soll ich meine Konditionen und Preise auf der Website angeben oder nicht? Die einen schwören darauf und haben gute Argumente, die anderen halten es für den völlig falschen Weg und wissen mindestens genau so viele gute Gründe. Und schon bist du verunsichert und weißt nicht so recht, wie du es selber halten sollst.

Warum ist diese Entscheidung für Kreative besonders schwer?

Regelmäßig bin ich dabei, mein kreatives Business weiterzuentwickeln. Dabei erarbeite ich für mich eine eindeutigere Positionierung, überarbeitete meine Marketing-Strategien und konzipiere neue Produkte und Angebote. So wie ich mich als Unternehmerpersönlichkeit entwickle, so verändert sich auch meine Selbstständigkeit. Das ist spannend, aufregend, großartig, aber auch mit vielen Fragen verbunden. Zum Beispiel die nach den richtigen Preisen.

Würde ich fertige Produkte verkaufen, dann wäre vieles einfacher: „Ein Buch = 19,99 Euro.“ „Eine Postkarte = 2,50 Euro.“ Aber so sind Designleistungen nun einmal nicht. Jeder Designauftrag ist anders, weil jeder Kunde und jede Branche andere Anforderungen und spezielle Rahmenbedingungen haben. Darum fühlt es sich auch so schwer an, feste Preise auf der Website zu veröffentlichen.

Oder doch nicht? Gibt es typische Vor- und Nachteile, die auch bei Designleistungen gelten? Ich bin der Frage nachgegangen.

Wie kalkulierst du den deine Preise bisher?

Bevor ich dir mehr Informationen zum Thema Preise gebe, müssen wir jedoch gedanklich einen Schritt zurück. Denn um Preise angeben zu können, musst du erst einmal wissen, was genau du anbietest und für wen. Auch die Art, wie du deine Designs an deine Auftraggebenden verkaufst, ist wichtig.

  • Machst du 3D-Illustrationen, Infografiken, Corporate Designs oder bist du im Magazindesign zu Hause?
  • Kommen deine Kunden aus dem Startup-Bereich, sind es Tierärzte, Tanzstudios, Medizinkonzerne oder vielleicht die Süßwarenindustrie?
  • Erstellst du für jeden Auftrag ein individuelles Angebot?
  • Gibt es bei dir feste Angebotspakete, zwischen denen deine Kunden wählen können?
  • Kalkulierst du nach Aufwand und Stundensatz?
  • Berechnest du deine Preise immer projektbasiert?
  • Ist deine Preisgestaltung bisher eher nach Bauchgefühl entschieden? Oder hast du eine Preisliste für alle Einzelleistungen in deinem Design-Business?
  • Hast du wenige hochpreisige Angebote, die viele Beratungsgespräche benötigen? Oder viele kleine und mittlere Designangebote, die nur wenig individuelle Beratung benötigen?

Preise auf der Website angeben: Vor- und Nachteile für dich

Du brauchst eine Übersicht über deinen Ist-Zustand, damit du eine gute Entscheidung für oder gegen öffentliche Preise fällen kannst. Wenn du bei den oben genannten Fragen schon unsicher bist und nicht klar antworten kannst, dann konzentriere dich erst einmal auf deinen Designschwerpunkt und dein Angebot. Wann, wo und wie du die Preise kommunizierst, kommt später.

Ist für dich klar und deutlich, worauf du dich spezialisiert hast und zu welchen Konditionen, dann guck dir die folgenden Vor- und Nachteile von Preisen auf der Website an. Es gibt nämlich keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob die Angebote auf der Website mit oder ohne Preishinweis stehen sollen.

7 Vorteile, wenn du die Preise auf der Website veröffentlichst

#1 – Zeitersparnis bei deiner Kalkulation
Ein komplett neues Angebot für jeden einzelnen Auftrag zu erstellen, kann dich viel Zeit kosten. Und dann ist noch lange nicht gesagt, dass dein Gegenüber das Angebot auch annimmt. Rechne mal all die Stunden zusammen, die du einsparen kannst, wenn du stattdessen feste und öffentliche Preisangabe für deine Designs hast. Da kommt einiges zusammen. Vor allem wenn du immer sehr ähnliche Leistungen (z.B. Hochzeitsfotografie) anbietest, kannst du hier viel Zeit einsparen und die dann für deine Designs nutzen.

#2 – Einfachere Verkaufsgespräche
Nicht jeder ist von Haus aus ein Verkaufstalent. Wenn man dann wieder und wieder potenziellen Kunden erklären muss, was wie viel kostet und warum das nicht billiger / teurer / anders geht, kostet dich das viel Überwindung. Feste und öffentlich einsehbare Preislisten und Konditionen sind da eine echte Erleichterung. Kunden kennen dein Angebot, deinen Leistungsumfang und deine Preise schon vor dem Kennenlerngespräch. Diese Punkte sind klar und transparent. Darum kannst du dich beim Gespräch ganz auf das Designprojekt und die Kundenwünsche konzentrieren.

#3 – Passende Kunden finden zu dir und unpassende Kunden bleiben weg
Wenn du für deine Designs Preise auf der Website veröffentlichst, wissen deine Kunden schon vor der ersten persönlichen Kontaktaufnahme, in welchem Preissegment deine Leistungen liegen. Sie können vorab entscheiden, ob dein Angebot zu ihrem Projekt passt. Das schafft Transparenz für beide Seiten. Und es erspart dir sämtliche Telefonate im Stil von: „Nein, ein Logo kostet nicht nur 50,00 Euro“.

#4 – Bessere Informationen für deine Kunden
Wir alle wissen gerne, woran wir sind, bevor wir etwas kaufen. Das geht deinen Kunden genau so. Wenn er bei dir ganz klar und strukturiert alle nötigen Informationen (und dazu zählt auch der Preis) zu deinen Designs findet, dann ist das professionell und das wiederum kann seine Kaufentscheidung positiv beeinflussen. Findet ein potenzieller Kunde nicht, was er oder sucht, dann ist er schnell wieder von deiner Website weg. Mehr Informationen bereitzustellen, macht es deinen Kunden leichter „JA“ zu deinem Designangebot zu sagen.

#5 – Auftraggebende vertrauen auf deine Expertise
Wenn du deine Preise auf der Website öffentlich machst, musst du dein Angebot auch beschreiben. Du sagst, welche Leistungen das Angebotspaket beinhaltet und was nicht. Fragen wie: „Sind 2 oder 3 Entwürfe inklusive? Kann ich auch noch die passenden Social Media-Grafiken bekommen? Schreibst du die Texte auch?“ stellen sich für die Kunden gar nicht, wenn du dein Angebot definiert hast.

Das steigert das Vertrauen der Kunden in deine Arbeit und deine Expertise. Du weißt, was nötig ist, um ein großartiges Design zu gestalten, das genau das Problem deines Kunden löst. Und für die professionelle Klarheit buchen dich Kunden.

#6 – Genauere Vorhersage der Umsätze
Hat jedes deiner Angebote einen festen Preis, weißt du, wie viel du pro Auftrag verdienst. Hast du beispielsweise 3 Illustrationsangebote (A klein = 450 €, B mittel = 900 €, C groß = 1350 €) und ein Kunde kommt zu dir und will einen durchschnittlich umfangreiches Design in Auftrag geben, dann weißt du das es Angebot B ist und das du 900 € einplanen kannst. Ohne vorab drei Angebote hin- und hergeschickt zu haben, weil nicht genau klar war, wie umfangreich die Illu werden soll. So kannst du auch deine Umsätze genauer vorhersagen.

#7 – Feste Preise kannst du über externe Zahlungsanbieter abrechnen lassen
Du hast keinen Bock auf das Rechnungen schreiben? Dann kannst du bei festen Preisen und Angeboten auch mit externen Zahlungsanbietern arbeiten. Dabei folgt der Kunde deiner Handlungsaufforderung, klickt auf den „Ja, das will ich kaufen-Button“ und wird zum Bestellformular von z.B. Digistore24 weitergeleitet.

Diese Zahlungsanbieter übernehmen den ganzen Buchungsvorgang für dich, berechnen die richtige Mehrwertsteuer und erlauben die verschiedensten Zahlungsmittel (Kreditkarten, PayPal, Sofortüberweisung etc.). Mit dem ganzen Part hast du dann nichts zu tun. Ist das Geld vom Kunden eingetroffen, bekommst du eine E-Mail und es kann mit dem Auftrag losgehen. Das ist sehr praktisch.

(Wobei ich hier anmerken muss, dass du einen externen Zahlungsanbieter auch dann nutzen kannst, wenn du die Preise auf der Website nicht öffentlich zeigst, sondern erst auf Nachfrage. Aus meiner Sicht würde das den ganzen Buchungsprozess jedoch unnötig kompliziert machen, darum ordne ich den Punkt unter den Vorteilen ein.)

6 Nachteile, von Preisangaben auf der Website

#1 – Individuelle Produkte und Designs
Bei dir ist jedes Design individuell auf das Projekt zugeschnitten? Auch im Umfang und deiner Kundengruppe gibt es nur wenige Gemeinsamkeiten? Dann wird es schwer für dich, nur einen öffentlichen Preis zu kommunizieren. Der Aufwand für eine Illustration kann ja je nach gewünschtem Zeichenstil sehr verschieden sein. Wenn du für deine Auftraggeber immer ganz unabhängige und persönliche Angebote erstellen willst, dann sind öffentliche Preise eher hinderlich.

#2 – Talent vor Preis
Wenn du willst, dass dich deine Kunden für deinen besonderen Stil buchen, unabhängig davon, was deine Arbeit kostet, dann sind öffentliche Preise nichts für dich.

#3 – Vergleichbarkeit und direkte Konkurrenten
Wenn du in einem Bereich arbeitest, in dem es viele direkte Mitbewerber gibt, dann kann es besser sein, die eigenen Preise nicht auf der Website zu veröffentlichen. Wenn die Konkurrenz deine Preise kennt, ist es leichter dich zu unterbieten. Das gilt vor allem, wenn du noch am Anfang deiner Karriere stehst und du noch nicht so viele gute Referenzen hast, um dich von der Menge zu unterscheiden.

#4 – Kunden werden abgeschreckt
Nicht jeder Kunde weiß genau, was er sucht und was er braucht. Erst im direkten Beratungsgespräch könnt ihr zusammen ermitteln, was der Kunde genau benötigt und was es ihn dann kostet. Ein vermeidlich „zu hoher Preis“, der auf der Website veröffentlicht ist, kann verhindern, dass dich der Kunde überhaupt kontaktiert.

#5 – Fehlende Anpassungsmöglichkeiten
Zu deinen Auftraggebenden gehören finanzstarke Konzerne genauso wie ehrenamtliche Vereine. Es gibt nicht den einen „Zielkunden“ und du willst flexibel reagieren können? Auch das ist schwerer, wenn du die Preise auf deiner Website offen kommunizierst. Die Alternative, mit Rabatten oder verschiedenen Preisoptionen zu arbeiten, macht es unnötig kompliziert. In dem Fall kann es sinnvoll für dich sein, deine Preise nur auf Nachfrage zu nennen.

#6 – Geringere Flexibilität bei Preisänderungen
Da die Preise bei jeder Änderung aktualisiert werden müssen, kann dies zu zusätzlichen Kosten führen, die mit der regelmäßigen Aktualisierung der Website-Inhalte verbunden sind. Wenn es nur 3 Preise sind und es nur ein Mal pro Jahr vorkommt, mag das schnell gehen. Hast du jedoch viele Designangebote, die du häufig anpassen müsstest, kann das ein echter Nachteil sein. Schnell und flexibel einen Preis anpassen, dauert dann nämlich mehrer Stunden.

Meine Erfahrungen mit der öffentlichen Preisangabe

Wie du gesehen hast, gibt es eine ganze Menge guter Gründe für und gegen öffentliche Preise. Welche Argumente dir mehr zusagen und was besser zu deinem Designangebot passt, musst du für dich ganz alleine entscheiden.

Ja, ich weiß, es wäre super gewesen, wenn es hier nur schwarz oder weiß als Antwort gegeben hätte. Gibt es aber nicht. Da muss ich dich enttäuschen. 😩

Was ich jedoch sehr gerne mit dir teile, ist meine eigene Erfahrung mit öffentlichen Preisen. Vielleicht ist das ja auch für dich der passende erste Schritt, denn ich hatte mich zu Beginn für eine Mischlösung entschieden.

  • Ja, ich wollte Preise auf der Website angeben
  • Es sollte nicht nur 1 fixer und all-inclusive Preis sein, sondern in einer gestaffelten Variante für meinen Designschwerpunkt (Infografik mit kleinem Umfang, durchschnittlich aufwendige Infografik, aufwendige Infografik)
  •  Ich wollte auch keinen festen Preis nennen, sondern stattdessen einen Startpreis für das jeweilige Paket festlegen, dass sich je nach z.B. Zeichenstil auch noch verändern kann.

Meine Gründe für diese Entscheidung waren, dass ich …

  • viel Erfahrung mit der Gestaltung von Infografiken habe, weil ich das schon lange mache.
  • Infografiken sind auch ganz klar mein Fachgebiet. Andere Designaufträge mache ich (nie) selten. Eine so eindeutige Spezialisierung macht die Entscheidung, feste und öffentliche Preise zu nennen, leicht.
  • immer die Zeit tracke, wenn ich Aufträge umgesetzt haben. So habe ich eine passende durchschnittliche Kalkulation erstellt, die dann auch für alle Infografiken passt.
  • selber als Kunde gerne weiß, woran ich bin. Finde ich nicht, was ich suche, bin ich schnell bei einem anderen Anbieter. Darum möchte ich diesen Service für meine Designs auch bieten und meinen Auftraggebern einen Preisrahmen nennen.

Diese „Ab-Paketpreise“ habe ich über mehrere Jahre hinweg getestet und viele positive Erfahrungen gemacht.

Zum einen kommt meine Preiskalkulation sehr gut hin, weil ich im Durchschnitt immer etwa gleich lang für einen Auftrag brauche. Klar ist ein Projekt mal aufwendiger als gedacht, aber dafür geht der darauffolgende Auftrag dann wieder schneller und so passt der Arbeitsaufwand insgesamt gut zu meiner Kalkulation.

Zum anderen nehmen meine Auftraggeber die Paketpreise sehr gut an. Sämtliche Vorabsprachen zu den anfallenden Kosten fallen weg. Das spart viel Zeit bei der Besprechung neuer Projekte, weil beide Seite schon vorab wissen, welche Leistungen zu einem Paket gehören.

Und wenn die Kundenanforderungen einmal über den kalkulierten Paketumfang hinausgehen, konnte ich das bis jetzt ohne Probleme zusätzlich einpreisen.

Für mich sind öffentliche Preise auf der Website und Pakete eine sehr gute Lösung.

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