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ToggleDie Sommerferien sind vorbei, der Urlaub auch und mein großes Buchprojekt Design für junge Designer*innen* ist fertig beim Verlag. YEAH! Zeit mich auf das nächste große Projekt zu konzentrieren. Und ja, ich habe mich sehr darauf gefreut endlich anzufangen.
Zum einen war das Feedback von meinen Leserinnen und Lesern wirklich motivierend. (An der Stelle: Danke für die vielen spannenden Fragen. Ich gehe in den kommenden Artikel gerne näher darauf ein.) Zum anderen freue ich mich einfach sehr darauf aus meinem Hobby (unsere Meerschweinchen) ein Designprodukt zu machen. Was genau ich plane und wieso, dass kannst du in diesem Artikel noch einmal in Ruhe nachlesen.
Jetzt aber los! Schritt 1 ist für mich die Marktanalyse für eigene Designprodukte.
Was ist eine Marktanalyse und warum ist sie wichtig?
Im Prinzip kannst du auch deine Designprodukte ohne eine Analyse starten. Wenn du genau weißt, was du anbieten und gestalten willst, dann leg los. Beginne in einer kleinen Auflage deiner Designprodukte und schaue, was sich bei deinen Kunden und Interessenten am besten verkauft. Dann mach mehr von dem, was gut ankommt und lukrativ ist. Lass weg, was niemand kauft.
Die „Ich leg einfach los-Strategie“ hat aber auch entscheidende Nachteile, denn du startest mit verbundenen Augen.
- Du weißt nicht, wie viele Mitbewerber es gibt.
- Du weißt nicht, was deine Designprodukte von anderen unterscheidet, die schon auf dem Markt sind.
- Du riskierst es viel Zeit, Kreativität und Geld für ein Produkt zu investieren, das dann keiner haben will.
- Du profitierst nicht von den Erfahrungen, die deine Mitbewerber schon gemacht haben, weil du dir deren Profile und Angebote nicht angeschaut hast.
Eine Marktanalyse ist noch lange kein Garant für Erfolg, aber aus meiner Sicht macht es den Start sehr viel leichter.
Indem ich mir genau angucke welche Produkte, Ideen und Labels es schon in meinem geplanten Themenbereich gibt, bekomme ich einen guten Überblick über meinen Chancen. Ich weiß dann auch was ich besser oder anders machen kann als meine Mitbewerber. Für mich ein ganz wichtiger Punkt. Vor allem, wenn du wie ich noch gar nicht sicher weißt, was für eine Art von Designprodukt du anbieten willst.
Noch ist mein Plan vage. Für mich steht aktuell nur fest, dass ich aus meinen Designskills und meiner langjährigen Unternehmerinnenerfahrung ein Produkt kreieren will. Thema sind unsere Meerschweinchen, weil ich genau darauf Bock habe. Mehr steht für mich noch nicht fest. Ohne eine Marktanalyse wäre so ein Selbstversuch von vornherein zum Scheitern verurteilt. Das will ich natürlich nicht, sonst könnte ich mir die Arbeit sparen. Immerhin ist mein Ziel, dass mein Designprojekt nach 6 Monaten Geld verdient.
Wie funktioniert eine Analyse für Designprodukte?
Mein Vorgehen ist dabei denkbar einfach. Ich überlege mir eine Reihe von Fragen und Suchbegriffen, die für mein Designprodukt relevant sind und gebe sie bei verschiedenen Plattformen, Suchmaschinen und Plattformen ein. Und dann schaue ich, welche Ergebnisse ich bekomme und notiere mir die wichtigsten Infos.
Ganz konkret interessieren mich die Fragen:
- Wie groß ist der Markt für mein Thema?
(→ Wie viele Meerschweinchenhalter gibt es überhaupt? Ist die Zielgruppe groß genug, um mit dem Designprodukt genügend Verkäufe zu generieren?) - Welche deutschsprachigen Blogs / Websites / Labels / Anbieter gibt es schon?
(→ So bekomme ich einen ersten Überblick und finde schon interessante Mitbewerber.) - Was bieten diese Mitbewerber an? Wie verdienen sie ihr Geld?
(→ Das ist spannend und schon mal eine gute Grundlage für meine spätere Entscheidung für mein Designprodukt.) - Wie sieht es international aus?
(→ Inspiration ist alles! Vielleicht finde ich hier eine Idee, die ich für mich anpassen und weiterentwickeln kann?) - Fällt mir jetzt schon etwas auf, dass ich gar nicht mag bzw. jetzt schon für mich ausschließen kann?
(→ Für mich ist es immer leichter festzulegen, was ich nicht will. Vielleicht geht es dir auch so?)
In dieser Analyse kannst du dich wunderbar verlieren und so Stunde um Stunde investieren. Wer durchstöbert nicht gerne das Internet nach inspirierenden Ideen und lässt sich treiben? Mir passiert das sehr schnell. Darum arbeite ich bei der Marktanalyse mit einer festen Zeitvorgabe. Klingelt der Timer ist Schluss. Ich setzte mir jetzt eine Frist von einem Tag. Das sollte für den ersten Eindruck reichen.
Wo kannst du zu deinem Thema recherchieren?
Ich habe die Plattformen für meine Marktanalyse so ausgewählt, wie sie für mein Thema passend sind. Wenn du ein ganz anderes Designprodukt wie beispielsweise Grafiken, WordPress-Themes, Procreate Brushes oder Fotos verkaufen willst, dann helfen dir meine Plattformen nur bedingt weiter. Passendere Recherchequellen findest du, wenn du dir zuerst überlegst, wo du selbst als Kunde dein geplantes Designprodukt kaufen würdest. Ist das bei Creative Market, Design Cuts, istock oder auf einer ganz anderen Plattform? Erweitere dann deine Liste, um diese Plattformen, um deiner Ergebnisse zu vertiefen.
Marktanalyse mit Google
Das tägliche Suchvolumen von Google ist riesig (2019 waren es täglich 3,5 Milliarden!). Darum starte ich meine Marktanalyse ganz klassisch hier. Das machen potenzielle Kunden später genauso.
Du kannst bei Google entweder einzelnen Suchbegriffe eingeben oder direkt deine ganze Frage. Besonders die automatische Ergänzungsfunktion finde ich da praktisch, weil Google gleich ähnlich oder passende Suchbegriffe vorschlägt.
Marktanalyse mit Amazon
Der nächste Internetriese, den ich verwende, ist Amazon. Hier wird einfach alles Denkbare und nicht Denkbare verkauft. Somit ist diese Plattform perfekt, um potenzielle Designprodukte und deren Anbieter zu recherchieren. Gleichzeitig erfährst du viel über die Beliebtheit der jeweiligen Produkte, weil du die Suchergebnisse filtern kannst.
Ich habe mit dem Begriff „Meerschweinchen Merchandise“ und einer 4+mehr Sterne-Bewertung gestartet. Der Algorithmus von Amazon erkennt sehr schnell, wonach du gerade suchst und schlägt dir passende ähnliche Produkte vor. Deine Liste an potenziellen Produkten wächst bei dieser Recherche schneller als du gucken kannst. Das waren die Ergebnisse:
Marktanalyse mit Pinterest
Pinterest zählt zu den Bilder-Suchmaschinen und nicht zu den Social-Media-Kanälen. Mit mehr als 478 Mio. aktiven Nutzer*innen Anfang 2021 ist Pinterest ein echtes Schwergewicht und für dich eine lohnenswerte Möglichkeit mehr über deinen zukünftigen Markt zu erfahren. Hier findest du auch etliche Blogs, Labels und Anbieter, die in deinem Themenbereich bereits etabliert sind. Und dazu etliches mit dem du noch gar nicht gerechnet hast.
Mein Tipp: Such unbedingt auch auf Englisch nach deinem geplanten Designprodukt. So findest du noch mehr interessante Infos und Labels. Außerdem kannst du die Ergebnisse nach „Entdecken“ und „Shoppen“ sortieren und bekommst noch differenziertere Ergebnisse.
Mein 2. Tipp: Na, bist du noch in deinem Zeitlimit? Oder hast du doch schon in den Weiten des Internets verloren? Ok, dann jetzt bitte weiter mit:
Marktanalyse bei Instagram
Auch bei Instagram gibt es eine Suchfunktion, in die du deine Begriffe eingeben kannst. Gerade über die Hashtags findest du schnell Ergebnisse und Profile, die dich interessieren. Suche auf deutsch und englisch und schaue, auf welchem Weg du bessere Ergebnisse bekommst.
Ich habe es wieder zuerst über „#GuineaPigMerchandise“ probiert. Das war aber ein Reinfall mit nur einer winzigen Handvoll von Ergebnissen. Offenbar das völlig falsche Hashtag. Daraufhin habe ich ein Bild aufgerufen, dass noch am ehesten zu meiner Suche gepasst hat und mir die dort verwendeten Hasttags angeschaut. Und siehe da: „#GuineaPigArt“ bringt sehr viel bessere Ergebnisse.
Marktanalyse bei Etsy
Etsy ist ein internationaler Marktplatz für selbst gemachte Designs, Produkte und Handwerksgut. Designer, Kreative und Selbermacherinnen können hier ihre Produkte direkt anbieten und verkaufen. Für deine Marktanalyse ist so eine Shop Plattform gleich doppelt nützlich, weil du hier Produkte und Preise recherchieren kannst. Etsy zeigt außerdem an, wie viele andere Personen gerade das entsprechende Produkt ausgewählt und im Warenkorb liegen haben. Ich kann nicht beurteilen, wie verlässlich diese Angaben sind. Aber sie geben dir trotzdem einen Eindruck davon, welche Art von Produkten bei der potenziellen Zielgruppe beliebt sind.
Bei meiner Marktanalyse bin ich schnell bei internationalen Anbietern gelandet. Rein deutschsprachige Anbieter hatten auch schöne Sache, oft waren meine Favoriten aber aus anderen Ländern. Mir ist bei der Recherche auf Etsy noch einmal aufgefallen, wie wichtig professionelle Produktfotos sind. Es macht einen riesigen Unterschied, ob ich nur ein Bild vom Produkt sehe oder auch gleiche eine Reihe von Anwendungsbeispielen und schönen Mockups. Das werde ich später für meine eigenen Produktbilder im Hinterkopf behalten.
Marktanalyse bei Spreadshirt
Mit Spreadshirt beende ich meine erste Marktanalyse. Hier kann man eigenen Motive und Designs hochladen und diese werden dann aus T-Shirts, Taschen, Tassen etc. gedruckt. Besonders ist hier, dass Spreadshirt die komplette Druckabwicklung und Logistik bis zum Versand übernimmt und ich als Kreative „nur“ die Designs hochladen muss. Neben Spreadshirt gibt es noch weitere vergleichbare Anbieter wie Society 6 oder Redbubble.
Spreadshirt Unternehmen ist in Deutschland gestartet und bietet darum bei deutschsprachigen Suchanfragen bessere Ergebnisse als bei der englischen Suche. Im Bereich T-Shirts ergab meine Suche nach „Guinea Pigs“ zum Beispiel gar keine Ergebnisse. Bei der Einzahl „Guinea Pig“ war es schon besser. Bei der deutschen Suche nach „Meerschweinchen“ gab es hingegen eine ganze Reihe von Treffern.
Für meinen Geschmack waren die Ergebnisse vom Style und den Motiven insgesamt eher durchwachsen. Vielleicht liegt es auch daran, dass mir der Unterschied nach der ganzen großartigen und liebevollen Kreativität bei Etsy besonders stark auffällt. Das wiederum kann auch ein Indiz dafür sein, dass hier noch viel Luft nach oben ist, die ich für meine Produktidee nutzen kann. Oder aber dafür, dass es hier keinen ausreichend großen Markt gibt für mein Thema. Ich behalte das mal so unbewertet im Hinterkopf.
Marktanalyse auf Redbubble
Plattformen bei denen man die eigenen Designs hochladen und auf Produkte drucken lassen kann, gibt es viele. Redbubble, Society 6 oder Printful sind nur einige. Auch hier habe ich geguckt und passende Produkte und Märkte gefunden. Wie verschieden die Angebote und Einnahmemöglichkeiten sind, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt näher untersuchen und beurteilen.
Marktrecherche für Designprodukte – Mein Fazit
Der erste große Schritt für meinen Selbstversuch habe ich gemacht. Ich bin begeistert von den vielen tollen Produkte und Inspirationen, die ich gefunden habe. Jetzt weiß ich, dass es in Deutschland 34,9 Mio. Haustiere gibt. Kleintiere machen dabei 5 % aus, was immerhin 1,75 Millionen sind. Auch wenn das nicht alles Meerschweinchen sind, wird klar, dass die Zielgruppe für mein Thema groß genug ist.
Beim Recherchieren ist mir ebenfalls aufgefallen, dass mich vor allem coole Illustrationen, schöne und hochwertige Produkte für Meerschweinchenfans (sprich: Zielgruppe Mensch) und nützliche Dinge für die Meerschweinchen (sprich: Zielgruppe Mensch + Tier) interessieren. Damit schränken sich die Möglichkeiten für mein potenzielles Designprodukt schon weiter ein und ich bekomme ein klareres Bild.
- Poster, Postkarten, Sticker, Malbücher, Tassen, Shirt etc. sind super (skalierbar, man kann dieselben Illus mehrfach verwenden)
- Bastelanleitungen, Tutorials und Infoprodukte kommen auch infrage (skalierbar, praktisch und nützlich für Halter und Tier)
Nicht infrage kommen für mich alle Designprodukte, die ich jedes Mal neu und individuell herstellen muss.
- Das gilt für sämtliche Produkte die fertig verkauft werden wie z.B. Hängematten, Genähtes, Häuser etc. (Außerdem habe ich dafür keine Geduld)
Für mich waren Etsy und Pinterest die nützlichsten Rechercheplattformen. Vor allem bei der Marktanalyse auf Pinterest habe ich inspirierende Labels gefunden, die tolle Produkte anbieten und viel Wissen über die richtige und artgerechte Haltung von Meerschweinchen teilen. Diese Kombination aus Produkten und Wissensvermittlung entspricht sehr meinem Mindset und meinen Werten.
- Gleichzeitig sehe ich hier schon die Möglichkeit für Kooperationen und Affiliate (Provisionen), die zusätzliche Gelder generieren können.
Im nächsten Schritt werfe ich einen genaueren Blick auf die verschiedenen Einnahmequellen für meinen Selbstversuch. Das sollte die Liste an Designprodukten weiter verkürzen und schärfen.
Zum Schluss möchte ich dir noch meine Top 5-Fundstücke zeigen:
- Piggies Parodies
„Batpig“, „Mary Poopins“ und „Pigtanic“ – bei Piggies Parodies werden berühmt Filmcover nachgestellt. Es gibt T-Shirts, Tassen und sogar ein Malbuch im Etsy-Shop. Die Idee ist kreativ, technisch unglaublich gut umgesetzt und witzig! - The Pigs Hideout
Kuschelsachen in Form von Donuts, Toasts + Butter oder Taccos gibt es bei The Pigs Hideout. Auch wenn ich selbst diese Art von Produkten nicht anbieten möchte (zu aufwendig + mangelndes Interesse am Nähen), finde ich die Idee sehr gut. Außerdem gefallen mir die hochwertigen Fotos und Produktpräsentationen sehr. - Sophie Corrigan
Die Illustratorin Sophie Corrigan ist ein tolles Beispiel für eine Kreative, die ihre Zeichnungen zu Produkten macht. Dabei ist sie nicht nur auf Etsy, sondern gleichzeitig auch auf vielen anderen Plattformen wie Society 6 oder Redbubbel vertreten. Sehr beeindruckend und inspirierend. Ich frage mich, wie viel Zeit es wohl kostet so viele Profile parallel zu pflegen? - Guinea Pig Magazine
Offenbar ist England eine Meerschweinchen-Hochburg. Zumindest was die Ideenvielfalt angeht. Es gibt sogar ein sehr schön gemachtes Magazin, dass sich nur mit den kleinen Schweinerichen beschäftigt. Aus Überzeugung und mit viel Motivation wird es von einer Gruppe von Meerschweinchenfans geschrieben, geleitet und veröffentlicht. Spannend und gut durchdacht ist das Abo-Finanzkonzept, denn das Magazin ist viel zu speziell für den normalen Handel. Es gibt eine Print- und eine Onlineversion, die man je nach Abo 6x pro Jahr nach Hause gesendet bekommt. - Piggie Box
Okay, dass hier hat nichts mit meiner Designproduktidee zu tun, aber die Idee ist trotzdem richtig gut! Man schließt eine Mitgliedschaft ab und bekommt regelmäßig eine Box mit Futter, Spielsachen und Überraschungen nach Hause gesendet. Das habe ich so noch nie für Meerschweinchen gesehen. (Und ja, die Piggie Box kommt wieder aus England. Eine Meerschweinchen-Hochburg … sag ich doch.)
Für mich war schon dieser erste Schritt großartig. Ich habe viel über mein Thema herausgefunden und tolle, kreative Labels entdeckt. Cool!
Der Artikel wurde im August 2021 veröffentlicht.