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ToggleEin neues Design-Projekt steht an – und was brauchst du jetzt? Eine frische Idee. Das klingt erstmal simpel. Inspiration finden kannst du schließlich überall – draußen, online, in Büchern, auf der Straße, auf Blogs. Aber genau da liegt die Herausforderung: Du möchtest dich inspirieren lassen, ohne einfach Designs von anderen zu kopieren.
Wie du dich kreativ inspirieren lässt, ohne zum „Copycat“ zu werden, schauen wir uns jetzt ganz praktisch an.
Wo du Inspiration finden kannst: Die besten Quellen für Designer
1. Online-Plattformen und digitale Ressourcen
Als Grafikdesigner sind wir viel in den Online-Medien unterwegs und das macht es leicht, Inspirationen von anderen Websites und Online-Kanälen zu bekommen. Denn Plattformen wie Behance, Dribbble und Pinterest sind für viele von uns die erste Anlaufstelle, wenn wir neue Inspiration suchen. Auch Instagram und TikTok sind nicht zu unterschätzen. Gerade auf TikTok gibt es immer mehr Designer und Designerinnen, die ihre kreativen Prozesse teilen und dir neue Impulse liefern können.
Sicher kennst du das: Du scrollst dich durch so eine Seite und denkst „Moment, die Farbkombi ist genial!“, „Oh, tolle Typo – spannender Ansatz für die Überschriften.“ , „Super Arbeit mit Weißräumen – das könnte gut zu meinem neuen Projekt passen.“ Das passiert automatisch, weil wir Kreativen so visuell ticken. Auch wenn du nur 10-15 Minuten in diese Inspirationsquellen investierst, liefern sie dir bereits erste Ideen für deine neuesten Projekte.
Und dann wären da noch die KI-Tools. Plattformen wie MidJourney oder DALL-E sind nicht nur praktische Werkzeuge, um Designs zu erstellen, sondern auch fantastisch, um sich inspirieren zu lassen. Probier verschiedene Prompts aus und sieh, welche visuellen Ergebnisse die KI generiert – oft entstehen dabei überraschende Ideen und du findest neue Ansätze, die du so bisher gar nicht verwendet hast.
2. Analoge Quellen der Inspiration
Immer nur online zu suchen, kann sich aber auch ganz schön einseitig anfühlen. Für mich ist es genauso hilfreich, den Blick vom Bildschirm zu lösen und mich in der realen Welt umzuschauen. Bei jedem Spaziergang oder auf dem Weg zum Büro kannst du auf unerwartete analoge Inspirationsquellen treffen. Das können Plakate sein, Farbkombinationen, die sich durch das Licht ergeben oder ein Aufkleber, den du siehst, weil du an der Ampel warten musst. Inspiration findet dich gerade dann, wenn du nicht damit rechnest.
Geh auch mal wieder in Museen oder Ausstellungen. Klassische Kunstfotografie, Malerei oder moderne Installationen bieten dir unendliche Möglichkeiten für neue Designideen. Ich liebe auch Bücher und Print-Magazine, um Inspiration zu finden: Alte Designbücher oder Magazine aus vergangenen Jahrzehnten können dir wertvolle Anregungen geben. Schau dir an, was vor 30 oder 40 Jahren modern war – oft lassen sich Elemente daraus neu interpretieren.
Besonders im urbanen Raum gibt es spannende Designs, die sich von der Masse abheben. Street Art ist oft wild, farbenfroh und mutig – perfekt, um aus gewohnten Designmustern auszubrechen.
3. Interdisziplinär Inspiration finden
Gute Ideen kommen nicht nur aus einer Designwelt. Wenn du das Gefühl hast, auf der Stelle zu treten, kann ein interdisziplinärer Ansatz für dich genau richtig sein. Schau dir kreative Arbeiten aus anderen Disziplinen an. In den Bereichen Mode, Musik oder Film entstehen ständig neue Trends, die du auch in deiner Arbeit einfließen lassen kannst.
Auch die Natur und Reisen können unglaublich inspirierend für dich sein. Denn organische Formen und natürliche Farbpaletten bieten eine nahezu unerschöpfliche Basis der Inspiration für kreative Ideen.
Die drei Quellen beeinflussen dich wahrscheinlich unterschiedlich stark, und trotzdem sind sie alle gleich wichtig. Wenn du nicht einfach nur den aktuellen Trends folgen willst, sondern eigene Ideen kreieren möchtest, brauchst du neue und ungewöhnliche Inspiration. Verlass regelmäßig deine gewohnte Umgebung und lass die Ideen zu dir kommen – egal ob zufällig oder ganz bewusst. Finde Ansätze, die dich von anderen Designern unterscheiden und du gewinnst mehr Vielfalt für deine nächsten Designs. Die Gefahr, aktuelle Designtrends einfach nur zu wiederholen, ist so viel geringer.
Inspiration sammeln bringt dir nichts. Du musst auch etwas damit machen
Es reicht nicht nur aus, Inspiration zu sammeln. Denn davon, dass unzählige Screenshots und Fotos auf deiner Festplatte verstauben, hast du ja noch nix. Der entscheidende Schritt ist, diese gesammelten Werke und Ideen bewusst zu verarbeiten und in deine eigene Handschrift zu überführen.
Doch bevor du das machen kannst, musst du erst mal analysieren, was genau dich im Detail inspiriert und begeistert. Oft ist es nicht so, dass auf den ersten Blick klar ist, was die Gemeinsamkeiten in deinen Inspirationsquellen sind. Es kann sogar gut sein, dass dir deine Screenshots und Fotos völlig unterschiedlich erscheinen. Erst wenn du dich intensiv mit ihnen auseinandersetzt, sie vergleichst und nach Gemeinsamkeiten suchst, erkennst du, wo der rote Faden zwischen den Arbeiten ist.
Nimm dir einmal die Zeit, ganz bewusst zu gucken, was es genau ist, das dir gefällt. Schon Austin Kleon hat in seinem Buch Steal like an Artist* gezeigt, dass uns nicht das Kopieren einzelner Elemente, sondern die Idee dahinter weiterbringt. Das ist es, was uns als Designer wirklich nachhaltig positiv beeinflusst.
Wenn du also eine neue Website entwerfen willst, dann suche dir nicht nur eine Website als Ideenquelle aus, sondern nimm vier, fünf oder sechs unterschiedliche Beispiele. Identifiziere die Elemente, die du gut umgesetzt findest und adaptiere diese Elemente oder deren Umsetzung auf dein Projekt. So holst du das Beste für dich raus und wendest neue Möglichkeiten an, ohne zu kopieren.
Es sind die Details, auf die es ankommt
Oft ist es gar nicht ein bestimmtes Einzelelement, das dich so anspricht. Vielmehr ist es der Gesamteindruck des Designs. In diesen Fällen lohnt es sich noch mehr, ins Detail zu gehen. Was genau lässt diese Website so gut aussehen? Was macht dieses Magazin so einzigartig? Warum inspiriert mich diese Abbildung?
- Sind es die Farben?
- Harmonieren die Schriften besonders gut?
- Mit welchen klassischen Designregeln wurde gespielt, um diese Spannung aufzubauen?
- Ist es die Typografie, die Farbwahl oder die Art, wie mit Formen gespielt wird?
- Welche Details faszinieren mich?
Indem du diese Fragen klärst, vermeidest du, einfach nur zu kopieren. Stattdessen nutzt du die Essenz der Inspiration und entwickelst sie weiter. Mit jeder Analyse wirst du aufmerksamer und legst an deine Entwürfe andere oder neue Ansprüche. Das ist es, was dich wachsen lässt und dich neue kreative Wege gehen lässt – nicht das bloße Kopieren deiner Inspirationsquelle.
Auch das Duplizieren von Designs erweitert deine Fähigkeiten
Um besser zu verstehen, wie die Designs von anderen Kreativen entstanden sind, kannst du sie auch duplizieren. Aber auf keinen Fall für Kundenprojekte oder um sie zu verkaufen, das versteht sich. Vielmehr geht es darum, genau zu verinnerlichen, wie welche Tricks, Kniffe und Techniken hinter den Entwürfen und Designs stehen. Wie und warum hat sich der andere Designer dafür entschieden, diese oder jene Gestaltung anzuwenden?
Du kannst eine Illustration nachzeichnen, ein Bild abmalen, einen Code programmieren oder einen besonderen Umgang mit Farbe oder Strukturen nacharbeiten. Erst wenn du genau verstanden hast, wie diese tollen und beeindruckenden Designs entstehen, kannst du sie auch auf deine eigenen Arbeiten interpretieren und zu einem Teil deiner kreativen Handschrift machen.
Inspiration in den eigenen Designstil integrieren: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung
Designer sein heißt ja auch, Entwicklungen und Veränderungen zu erkennen, anzunehmen und durch deine eigene Interpretation zu einem Teil deiner eigenen Arbeit zu machen. Soweit die Theorie. In der Praxis ist es aber ganz oft so, dass du nicht automatisch im richtigen Moment tolle Ideen hast, nur weil du in der Vergangenheit schon tolles gesehen hast.
Um neue kreative Designs zu entwickeln, musst du dich auch im richtigen Moment an diese Inspiration erinnern. Damit das bei deinem nächsten Designprojekt einfacher klappt, habe ich hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für dich. Denn ich erstelle für meine kreativen Projekte gerne eigene Datenbanken, um die passenden Inspiration schneller (wieder) zu finden.
Schritt 1: Sammle alles, was dich fasziniert, an einem Ort
Egal, ob es eine Whiteboardtafel in deinem Büro ist, ein Pinterest-Board oder anderes digitales Tool wie Miro, Milanote oder Figma – du brauchst einen Ort, an dem du all deine Inspirationsquellen gebündelt sammeln kannst. Auch klassische Skizzenbücher, in denen du die Dinge, Erinnerungen und Bilder sammelst, können für dich sehr hilfreich sein. Probier hier einfach aus, was für dich am besten funktioniert – Es gibt kein richtig und kein falsch, um die Quellen deiner Inspiration zu sammeln.
Schritt 2: Bilde Cluster und Gruppen
Wenn du dir jetzt all deine Inspirationsquellen anguckst, wirst du schnell feststellen, dass es Gemeinsamkeiten gibt.
- Vielleicht haben viele Arbeiten eine kontrastreiche Typografie?
- Oder sie verwenden eine bestimmte Farbpalette?
- Haben sie alle einen ähnlichen Illustrationsstil?
- Findest du in vielen deiner Beispiele zarte und verspielte Hintergrundelemente?
Indem du Beispiele analysierst und dir genau anguckst, erkennst du schnell, was sie gemeinsam haben. Und du findest auch heraus, was dich gestalterisch und kreativ begeistert. Organisiere dir deine Inspirationsbeispiele in passenden Clustern und Gruppen, indem du sie nach wiederkehrenden Elementen sortierst. Das macht es für dich leichter, die richtigen Ideen zur richtigen Zeit zu finden.
Schritt 3: Reduziere, bis du die Kernidee gefunden hast
Gehe jetzt noch einen Schritt weiter. Statt dich schon damit zufrieden zu geben, dass du eine gemeinsame Farbpalette, einen gleichen Illustrationsstil oder bestimmte Hintergrundelemente erkannt hast, reduzierst du die Designs, so lange, bis du die Kernidee dahinter gefunden hast. Denn diese ist es, die deine Arbeit eine neue Perspektive gibt.
Hier ein Beispiel: Du hast einen ganzen Bereich mit kontrastreichen Typografie-Beispielen auf deinem Miro-Board. Doch wenn du genauer hinguckst, stellst du fest, dass es nicht nur der Kontrast ist, der dich begeistert. Vielmehr ist es so, dass die besten Beispiele mit nur einer einzigen Schriftart arbeiten, diese dann aber in sehr kontrastierenden Schriftgrößen verwenden. Andere Beispiele mit zwei Schriftarten gefallen dir nicht so gut. Außerdem erkennst du bei der Analyse, dass bei diesen besonders tollen Beispielen auch Raster und Weißräume eine große Rolle spielen.
Aus dem ursprünglichen: „Ich mag kontrastreiche Typografie.“ ist jetzt ein viel detaillierteres: „Ich mag kontrastreiche Typografie mit …
- nur einer Schriftart
- stark unterschiedlichen Schriftgrößen
- einem ausgeprägten Raster
- und großen Weißräumen“
geworden. Wenn du jetzt an deinem eigenen Designprojekt arbeitest, ist es für dich viel einfacher, diese vier inspirierenden Merkmale anzuwenden. Weil du deine Inspiration so lange reduziert hast, bis du die Kernidee gefunden hast.
Schritt 4: Experimentieren und ausprobieren
Du weißt jetzt ganz genau, was dich inspiriert und visuell begeistert. Zeit, diese Dinge an deinen eigenen Designprojekten auszuprobieren. Wenn ich ein neues Designprojekt beginne, gucke ich gerne auf mein Whiteboard und frage mich, welche Elemente ich in mein nächstes Projekt einfließen lassen kann.
Wenn es ein Kundenprojekt ist, muss ich dabei natürlich immer abwägen, ob die neue Designidee zu den Zielen meines Kunden passt. Ein sehr stark strukturiertes und gestaltetes Magazinlayout, das mich inspiriert, lässt sich nicht unbedingt auch für eine Broschüre verwenden, die die regionalen Obstbauern ansprechen soll. Hier kommt es, wie so oft, auf die Erfahrung und das eigene gestalterische Feingefühl an. Beim Ausprobieren und Experimentieren ist man an dieser Stelle ein wenig eingeschränkt.
Bei freien Projekten gibt es diese Begrenzung nicht. Hier kannst du nach Herzenslust ausprobieren, experimentieren und neue Wege gehen.
Schritt 5: Die eigene Handschrift weiterentwickeln
Jedes Mal, wenn du dich mit deinen Inspirationsquellen auseinandersetzt, neue Techniken ausprobierst oder wenn du in einem Designprojekt etwas bisher Unbekanntes ausprobierst, entwickelt sich deine kreative Handschrift weiter. So baust du nicht nur deine Fähigkeiten aus, sondern entwickelst auch deine ganz persönliche „Marke Ich“.
Du brauchst keine Sorge zu haben, dass du von anderen Kreativen klaust. Indem du nicht die ursprüngliche Inspirationsquelle kopierst, sondern den Kern der Gestaltungsidee in deine eigenen Designs einfließen lässt, machst du sie zu etwas ganz Eigenem. Und genau das ist es doch, was wir suchen und wollen.
Du wünscht dir Hilfe und Unterstützung bei deinen nächsten Schritten? Dann guck dir das Achtung Designer Atelier an – eine kreative Community, in der du dich regelmäßig mit anderen Designern austauschen kannst. Hier bekommst du nicht nur wertvolle Feedbacks, sondern auch Inspiration, um deinen Stil weiter zu verfeinern.