Mit Kindern ist das Leben lauter, bunter und vor allem anders. Das ist großartig, stellt die Eltern aber auch vor neue Herausforderungen. Wie kann man Beruf und Familie gut vereinbaren? Nicola Kühn hat sich für neue Wege entschieden und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Heute ist sie mit Leib und Seele Freiberuflerin!
Hallo Nicola, schön das du Zeit hast, uns ein bisschen was über deine Selbstständigkeit zu erzählen. Stell dich doch bitte kurz vor.
Mein Name ist Nicola Kühn, ich wohne mit Mann und Kind in Stuttgart und habe mich vor einem knappen Jahr mit Soulful Graphic Design selbstständig gemacht. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, ist meine Devise und nachdem ich Hummeln im Hintern bekam, habe ich nach 2 Jahren Power-Kinder-Bespaßung den Schritt, gewagt.
Heute arbeite ich vornehmlich für GründerInnen, Solopreneure, kleine Unternehmen und Verlage. Viele meiner momentanen Auftraggeberinnen sind Mütter, die sich selbstständig machen. Meine Leistungen reichen vom Logo bis hin zur Website.
Studiert habe ich Kommunikationsdesign (FH & Master). Vor der Geburt meiner Tochter habe ich zuletzt in einem Verlag als Grafik- und Produktdesignerin gearbeitet und Non Books entwickelt.
Wie kam es dazu, das du dich selbstständig gemacht hast?
Schon während meinem Studium habe ich mir darüber Gedanken gemacht, aber vorerst den Weg in ein Angestelltenverhältnis gesucht. Das war auch die richtige Entscheidung für mich! Als ich Jahre später schwanger wurde, habe ich kurz vor Mutterschutz ein Existenzgründungsseminar besucht, da ich mich gedanklich nun damit befasste, nach der Elternzeit zu gründen. Natürlich wusste ich wie alle Designerinnen, dass die Möglichkeiten für eine Anstellung als Mutter sehr begrenzt sind und somit lag die Entscheidung auf der Hand.
Was schätzt du an deiner Selbstständigkeit am meisten und was ist die größte Herausforderung für dich?
Sehr schätze ich, dass ich in das investiere, was mich weiterbringt. Ich wähle meine Themen selbst aus und lerne enorm viel auch abseits des Gestaltens, wie dem Marketing.
Ich bin froh, dass ich um meine Familie herum planen kann und somit auch mal andere Arbeitszeiten einlegen kann, als den üblichen Präsenzzeiten. Das macht mich flexibel und es entspannt mich enorm, dass ich keinem Chef Rechenschaft ablegen muss, wenn mein Kind z.B. krank ist, oder Kindergarten-Schließzeiten anstehen.
Herausfordernd für mich sind für derzeit noch die momentanen Betreuungszeiten des Kindergartens. Das wird sich aber zukünftig bessern. Da ich hauptsächlich im Homeoffice arbeite, habe ich zwar das Privileg ohne Stau und Umwege an meinem Arbeitsplatz zu sitzen, doch die Abgrenzung zum Privatleben ist manchmal schwierig. Erst recht, wenn es um das Thema Hausarbeit geht. Themen wie Absicherungen (Rente!) und Preiskalkulationen sind natürlich auch immer noch ein Thema um die ich mich als Selbstständige kümmern muss und nicht immer Spass machen ;).
Die Kreativszene entwickelt sich schnell. Wie informierst du dich über Trends & Hintergründe oder bildest dich weiter?
Hauptsächlich über das Netz. Es gibt so viele Informationen zu diversen Themengebieten, dass ich dazu kaum aus dem Haus muss. Ich lese natürlich die gängigen Designblogs und informiere mich, was meine KollegInnen treiben.
Bisher habe ich noch keinen Designkongress/Workshop besucht, da ich im Moment mehr Wert lege auf Vernetzung, aber auch Themen wie Mindset und Selbstmarketing interessieren mich sehr. Ich werde im Herbst auf einen Frauen-Business-Kongress gehen.
Neuerungen zu den Programmen lerne ich durch Tutorials, die es ebenfalls online gibt.
Coworking-Spaces, Meetups oder Social Media – Wie hältst du den kreativen Kontakt zu anderen Designern?
Finde ich alles sehr sehr spannend! Ich habe einige Male bei einer Kollegin gefreelanced, die in einem Gemeinschaftsbüro arbeitet. Das habe ich sehr genossen und dort herrscht eine sehr gute Atmosphäre, weil dort so viele verschiedene Freiberufler mit an Board sind und sich dort viel Austausch ergibt.
Ich besuche, wenn ich Zeit habe ein Meetup für Mompreneurs (Mütter die gründen/gegründet haben). Dort habe ich auch Kontakt zu anderen Designerinnen und generell selbstständigen Frauen gefunden, was ich als sehr wertvoll erachte, da wir doch ähnliche Fragestellungen haben und mit ähnlichen Hürden konfrontiert sind.
Generell bin ich ein Teamplayer. Ich liebe den Kontakt zu anderen Menschen. Auch wenn ich bei KollegInnen sehe, dass ihnen etwas besonders gut gelungen ist; dann freue ich mich daran! Ich finde gegenseitiger Austausch & Support toll und bewirkt nur Gutes! Konkurrenzdenken hat keinerlei positive Effekte.
Welchen Tipp würdest du einem anderen Designer geben, der mit dem Gedanken spielt sich selbstständig zu machen?
Das kommt natürlich darauf an, aus welchem Hintergrund man sich selbstständig macht.
Kommt man aus einem längeren Angestelltenverhältnis und kündigt/wird gekündigt, ist es eine gute Idee Zeit und Nerven in einen Businessplan zu stecken und den Existenzgründungszuschuß zu beantragen. Desweiteren würde ich sofort abklären, ob ich mit meinem Leistungsprofil in die KSK komme. Das spart mir hohe Kosten für die private Versicherung und ich zahle in die gesetzliche Rentenkasse sein.
Außerdem würde ich mindestens in eine Beratung beim Steuerberater investieren.
Wichtig ist auch gleich zu Beginn intensiv darüber nachzudenken, für wen man arbeiten/seine Leistungen anbieten möchte. Je besser man seine Zielgruppe kennt, desto besser kann man sich positionieren und wiederrum Menschen auf seine Leistungen/sein Portfolio aufmerksam zu machen.
Die Selbstständigkeit bedeutet immerwährendes Lernen. Man muss gewillt sein, manchmal unliebsame Umwege zu gehen und sich immer wieder zu reflektieren. Es ist niemals langweilig und fordert einen jeden Tag heraus.
Vielen Dank für das Interview, liebe Nicola.