„Wie geht barrierefreies Design?“ –Interview mit Alexandra Frey

Barrierefreiheit in Designs und digitalen Produkten ist wichtig, wenn du möchtest, dass deine Arbeiten für alle Benutzer, einschließlich Menschen mit Einschränkungen, intuitiv und leicht verständlich sind. Die Tipps aus diesem Interview verraten dir, wie du das umsetzen kannst.
Achtung Designer Magazin: beitragsbild zum Thema Barrierefreies Design Interview mit Alexandra Frey

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Gudrun: Bei Alexandra Frey dreht sich alles um inklusive und barrierefreie Inhalte. Sie bereitet zum Beispiel Social Media Beiträge barrierearm auf oder überarbeitet Präsentationen, so dass sie nahezu barrierefrei sind und setzt sich für barrierefreie Bildungsangebote ein. Das ist ein spannendes Thema, das sehr gut zu unserer Arbeit passt, weil barrierefreies Design natürlich ganz wichtig ist. Liebe Alexandra, stell doch gerne mal dich dein Thema, deine Geschichte ein kleines bisschen vor.

Alexandra: Hallo liebe Gudrun, vielen Dank für die Einladung. Kurz zu meiner Person: Mein Name ist Alexandra Frey und im Mai habe ich mich mit DigitalBarrierefrey selbstständig gemacht. Bei mir dreht sich alles um Barrierefreiheit, einschließlich barrierefreier Inhalte. Ich selbst habe eine chronische Krankheit und mir ist aufgefallen, dass es viel einfacher ist, wenn Alternativtexte vorhanden sind, Video-Untertitel angeboten werden oder einfache Sprache verwendet wird. Ein guter Farbkontrast ist ebenfalls wichtig, um eine gute Lesbarkeit zu gewährleisten. Aus diesem Grund habe ich es zu meiner Herzensangelegenheit gemacht und engagiere mich leidenschaftlich dafür, die Teilhabe am digitalen Leben zu verbessern. Ich setze mich dafür stark ein und poste auf LinkedIn viel zum Thema digitaler Barrierefreiheit. Ich teile dort, wie dies umgesetzt werden kann und wie Lern- und Bildungsangebote barrierefrei überarbeitet werden können.

Gudrun: Warum ist Barrierefreiheit in Designs und in digitalen Produkten so wichtig? Denn es betrifft ja tatsächlich viel mehr Menschen, als man immer vermutet.

Alexandra: Genau, es geht um digitale Barrierefreiheit. Es wird davon ausgegangen, dass mindestens 50 % der Menschen irgendwelche Behinderungen, Einschränkungen, Beeinträchtigungen oder chronische Erkrankungen haben. Wenn man nun die gesamte Bevölkerung betrachtet, profitiert man auch davon, wenn eine Webseite oder ein Design gut erstellt ist und eine klare Struktur und Ordnung aufweist. Dadurch kann man alles gut sehen und lesen. Zudem entwickelt man ein Bewusstsein dafür, wie man die Webseite nutzt. Wenn diese klar formuliert und strukturiert ist, ist man eher geneigt, etwas zu kaufen oder ein Produkt zu buchen, da man sieht, dass sich jemand Mühe gegeben hat.

Wenn jedoch wieder Barrieren auftreten, beispielsweise 10.000 Pop-up-Fenster erscheinen oder ständig etwas im Gesicht herumflattert, blinkt und aufleuchtet, habe ich persönlich Schwierigkeiten damit. In solchen Fällen schließe ich die Seite und suche mir etwas anderes. Wenn Barrieren jedoch bereits abgebaut sind, betrifft dies nicht nur die 50 %, die möglicherweise darauf angewiesen sind, sondern auch diejenigen, die Ordnung schätzen.

Gudrun: Also kann man sagen, dass es eine sehr hohe Zahl ist, wenn 50 % der Menschen betroffen sind. Jeder Zweite hat möglicherweise eine Einschränkung. Das bedeutet, dass Barrierefreiheit für jeden Zweiten wichtig ist. Wenn du sagst, dass mehr Struktur und Ordnung im Design sowie ein anderes Denken erforderlich sind, dann hat dies Auswirkungen auf das Design für jeden, unabhängig von Einschränkungen. Es führt einfach zu einem viel besseren Design. Welche grundlegenden Prinzipien sollten Designer von Anfang an beachten, wenn sie Barrierefreiheit mitdenken und mitgestalten möchten?

Alexandra: Grundsätzlich würde ich sagen, dass man immer auf den Farbkontrast achten sollte und dass die Schriftgröße ausreichend groß ist. Gemäß den WCAG-Richtlinien (Web Content Accessibility Guidelines) wird empfohlen, eine Schriftgröße von mindestens 16 Punkt zu verwenden. Wenn es aus bestimmten Gründen kleiner sein muss, beispielsweise aufgrund von Lesbarkeitsproblemen oder einer größeren Menge an Text, sollte man mindestens 12 Punkt verwenden. Es ist auch ratsam, eine serifenfreie Schriftart zu wählen. Falls Serifen verwendet werden, sollten sie so gestaltet sein, dass die Lesbarkeit nicht beeinträchtigt wird. Es ist möglicherweise sinnvoll, alternative Texte bei grafischen Elementen hinzuzufügen, damit die grundlegende Funktionalität gegeben ist. Des Weiteren sollte eine übersichtliche HTML-Struktur auf den Webseiten vorhanden sein, um Überschriften und Unterüberschriften zu klassifizieren. Was ist ein Text, was ist ein Bild? Das sind eigentlich schon die Hauptmerkmale für eigentlich gutes Design und die grundlegenden Prinzipien, die man eigentlich umsetzen müsste.

Gudrun: Stimmt, wenn man sich die genannten Punkte anschaut, könnte man denken, dass sie sowieso Standard sind. Beim Webdesign sollte man generell eine klare Struktur in den Überschriften haben und eine sinnvolle Benennung verwenden. Auch im Hinblick auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO) und die Barrierefreiheit ist das wichtig. Wenn es beispielsweise um die Optimierung von Bildern für SEO geht, ist klar, dass eine Bezeichnung wie „Image 3425-V2.jpg“ keine gute Wahl ist. Das gilt nicht nur für die Barrierefreiheit, sondern auch für die einfache Orientierung der Nutzer. Solch eine Bezeichnung ist einfach schlecht umgesetzt. Es gibt jedoch einen weiteren Aspekt zu bedenken: Wenn man die Barrierefreiheit im Hinterkopf behält, verbessert sich auch das Design insgesamt – es wird klarer, strukturierter und aufgeräumter.

Alexandra: Ich stimme zu, dass digitale Barrierefreiheit eng mit User Interface (UI) und User Experience (UX) verbunden ist, da sie sich gegenseitig begünstigen. Es ist alles miteinander verbunden. Wenn man also darauf achtet und eine gute UI und UX hat, ist die digitale Barrierefreiheit in der Regel bereits weitgehend abgedeckt. Natürlich gibt es noch ein paar wenige Punkte, die möglicherweise noch umgesetzt werden müssen. Das sind jedoch spezifische Aspekte. Wenn man diese einfach beachtet, hat man bereits sehr viel gewonnen.

Gudrun: Als Designerin finde ich es natürlich spannend, ein gutes und klares Design zu erstellen. Es ist wichtig, im Voraus zu überlegen, wie man eine ordentliche Durchführung gewährleisten kann und sauber zu arbeiten. Das sollte eigentlich immer beachtet werden, selbst wenn es stressig ist oder das Projekt fast abgeschlossen ist. Sogar auf den letzten Metern sollte man darauf achten, dass alles sauber und ordentlich strukturiert ist, nicht wahr? Hast du vielleicht Empfehlungen für Tools oder Ressourcen, um herauszufinden, wie barrierefrei die eigenen Projekte sind oder welchen Stand die Dinge haben? Gibt es Tools oder Ressourcen, die du empfehlen kannst, um den eigenen Stand zu überprüfen?

Alexandra: Ja, definitiv. Für den Farbkontrast kann ich beispielsweise den Color Contrast Analyzer empfehlen. Man kann ihn herunterladen und seine Webseiten schnell selbst überprüfen. Ein weiteres Tool ist Wave, bei dem man einfach den Link zur Webseite hinzufügen kann. Es zeigt an, ob es noch Fehler gibt, ob die Struktur passt, ob Texte vorhanden sind und wie die HTML-Struktur sowie der Farbkontrast aussehen. Das Tool überprüft all diese Aspekte. Während meines Studiums habe ich viel mit der Adobe Cloud gearbeitet und persönlich finde ich, dass Adobe auch viele gute Lösungen für die Umsetzung digitaler Barrierefreiheit bietet. Es gibt auch Prepaidreader, mit denen man selbst noch eine Barrierefreiheitsüberprüfung durchführen kann, beispielsweise ob alternative Texte bei grafischen Elementen vorhanden sind und diese ergänzt werden können.

Der Nachteil bei Adobe ist natürlich, dass man eine lizenzpflichtige Version benötigt. Aber ich persönlich bin auf jeden Fall wieder zurückgekommen. Es gibt auch viele Möglichkeiten mit Canvas, wenn Designer damit arbeiten. Man kann also viel erreichen. Aber das ist keine Werbung für Adobe, da ich persönlich nicht so überzeugt von ihrem Modell bin. Dennoch machen sie gute Dinge.

Gudrun: Ja, das liegt auf der Hand, dass professionelle Grafiksoftware diesen Aspekt mitdenkt und man ihn einfach überprüfen kann. Das Konzept hinter Adobe unterscheidet sich auch von anderen Softwarelösungen und die Anwender sind einfach anders. Das merkt man wahrscheinlich auch in diesen Feinheiten. Wenn es um Schriftarten und Farbkontraste geht, wie kann man sicherstellen, dass Texte und Designs wirklich barrierefrei sind? Du hast bereits erwähnt, dass eine Mindestgröße von 16 pt verwendet werden sollte. Es ist wichtig, dies im Hinterkopf zu behalten.

Aber auch das Thema Farbkontrast ist von Bedeutung. Ich denke immer wieder an Rot-Grün-Blindheit, die beispielsweise in Infografiken vorkommt. Rot und Grün als Farben mit gegenseitigem Kontext, um verschiedene Elemente darzustellen, ist keine gute Idee. Ich bin sicher, es gibt noch viele weitere Aspekte. Hast du einige Empfehlungen oder bewährte Praktiken zu diesem Thema, beispielsweise in Bezug auf Schriftarten und Farbkontraste?

Alexandra: Ja, definitiv. In Bezug auf den Farbkontrast empfiehlt es sich, die Richtlinien der WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) zu beachten. Diese Richtlinien haben drei Konformitätsstufen: A, AA und AAA. Es ist immer ratsam, mindestens die Stufe AA zu erreichen, da sie einen Farbkontrast von 4,5:1 bis 7:1 vorschreibt. Ab einem Kontrast von 7:1 erreicht man dann die Stufe AAA. Ich empfehle immer, die Farbverhältnisse mit einem Tool wie dem Color Contrast Analyzer zu überprüfen. Das Farbverhältnis sollte mindestens 4,5:1 betragen und bis zu 7:1 reichen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ein Farbkontrast von reinem Schwarz auf Weiß für Personen mit bestimmten neurodivergenten Bedürfnissen wiederum schwierig sein kann.

Gudrun: Neurodivergenz – Sag noch einmal kurz, was das bedeutet, falls der Begriff nicht für alle klar ist.

Alexandra: Neurodivergente Personen, sind Personen aus dem Autismusspekturm, welche, die eine Lese-Rechtschreibstörung (Dylsexie) haben oder beispielsiweise auch ADHS aufweisen.

Wenn der Farbkontrast zu hoch ist, zum Beispiel über 7:1 hinaus, kann dies wiederum zu Problemen führen. Es bedeutet, dass der Text dann nicht gut lesbar ist.

Gudrun: Ja, in diesem Fall wäre eine entscheidende Wahl zum Beispiel ein dunkles Blau oder ein dunkles Grau auf weiß viel angenehmer als Schwarz auf Weiß. Wenn man diese Zahlenwerte erreichen möchte, kann man das Farben-Tool verwenden, das du zuvor vorgestellt hast. Indem man die Farbwerte dort eingibt, kann man prüfen, ob der Kontrast den Anforderungen entspricht. Das ist wirklich interessant.

Wenn wir nun zum Thema Websites oder Apps wechseln, denke ich gerade an die Navigation. Wie kann die Benutzerführung innerhalb solcher Elemente gestaltet werden, damit sie für alle Benutzer intuitiv und leicht verständlich ist? Hast du hier einen Tipp?

Alexandra: Genau da habe ich auf jeden Fall drei Tipps noch auf Lager. Es soll auf jeden Fall die Navigation immer an der gleichen Stelle sein. Das sprich, wenn es links oben ist, soll es immer links oben sein, nicht einmal links oben, einmal rechts oben, sondern immer  soll immer an der gleichen Stelle sein.

Gudrun: Innerhalb von einem Design muss das Menü konsistent an der selben Stelle sein?

Alexandra: Zusätzlich zur Navigation ist es wichtig, dass eine Suchfunktion oder eine Sitemap vorhanden ist. Dadurch wird eine weitere Alternative geboten. Außerdem sollten die Buttons mindestens 24 x 24 Pixel groß sein. Das gilt sowohl für die Webseiten-Navigation als auch für die Klickflächen in Apps, zum Beispiel für das Navigationsmenü oder Burger-Buttons. Es ist wichtig, dass ausreichend Platz vorhanden ist, um den Button bei betätigen der Aktion leicht anklicken zu können.

Grundsätzlich sollte das gesamte Design in Schwarz, Weiß oder Graustufen funktionieren. Es ist wichtig sicherzustellen, dass das Design auch ohne Farben gut erkennbar und sichtbar ist und dass die Inhalte immer noch lesbar sind. Es kann schwierig sein, wenn etwas nur in Graustufen dargestellt wird, daher ist es wichtig zu überprüfen, ob das Design auch in dieser Farbpalette funktioniert oder nicht.

Gudrun: Das ist sehr interessant. Ich kenne das auch aus dem Studium, dass man Designs zunächst in Schwarz-Weiß erstellen sollte. Erst wenn das Design in dieser monochromen Darstellung gut funktioniert, kann man überlegen, wie man es in Farbe übersetzt. Umgekehrt ist es mir auch bekannt. Ich komme aus dem Bereich der Infografiken, und für Zeitungen werden Infografiken oft sowohl in Farbe als auch in Schwarz-Weiß erstellt. Dabei wird automatisch beides berücksichtigt. Oft wird eine farbige Version erstellt und dann automatisch in Schwarz-Weiß konvertiert. Dabei merkt man dann, dass die Darstellung nicht eins zu eins übertragen wird, da die Kontraste in der Schwarz-Weiß-Version nicht stark genug sind. Die verschiedenen Grautöne sind sich oft zu ähnlich, was zu schwachen Kontrasten führt.

Alexandra: In der Kartografie ist es entscheidend, dass Karten auch in Graustufen funktionieren. Gerade bei vielen Kartenelementen und Markierungen ist es wichtig, dass sie auch ohne Farbe klar erkennbar sind. Die Unterscheidungen und Kontraste müssen stimmen, damit die Informationen auf der Karte deutlich lesbar sind.

Gudrun: Stimmt ja, Alexandra. Du hast deine Wurzeln in der Kartografie. Das heißt, die Darstellung von Grafiken, Strukturen, Farben, Formen, gute Lesbarkeit haben dich schon im Studium fasziniert. Auch bevor das Thema Barrierefreiheit so dominant geworden ist oder dir einfach so sehr ans Herz gegangen ist.

Alexandra: Genau, es war im Studium schon ein Thema, ist dann eher nach dem Studium mit der Geburt der Kinder dann mehr Thema geworden.

Gudrun: Inwiefern können barrierefreie Designs nicht nur die Benutzererfahrung verbessern, sondern auch dazu beitragen, dass Produkte und Dienstleistungen eine breitere Zielgruppe ansprechen? Wie bereits erwähnt, führt eine klarere Leserführung und Struktur zu einem besseren Verständnis des Inhalts. Hast du aus deiner Erfahrung einen weiteren Tipp, warum Dinge einfach besser werden, wenn sie von Anfang an barrierefrei gedacht, geplant und umgesetzt wurden?

Alexandra: Also ganz einfach gesagt, einfach durch das Google-Ranking. Das ist richtig. Als Webseitenbetreiber kann eine barrierefreie Website teilweise eine um 30 % höhere Konversionsrate aufweisen. Das bedeutet, dass die Menschen, die deine Website besuchen, mit einer um 30 % höheren Wahrscheinlichkeit einen Kauf abschließen oder eine gewünschte Aktion durchführen. Das ist eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt, dass potenzielle Kunden sonst möglicherweise ausgeblendet werden oder keine Möglichkeit haben, den Kauf abzuschließen. Daher ist Barrierefreiheit sehr wichtig. Ja, und außerdem? Genau das ist fast alles, worauf es ankommt. Google bewertet Barrierefreiheit mittlerweile auch sehr hoch im Bezug auf SEO. Es wird überprüft, ob die HTML-Struktur vorhanden ist, ob alternative Texte für Grafiken vorgesehen sind, welche Sprache verwendet wird und ob nicht zu viele Wiederholungen vorkommen. Es ist wichtig, dass alles prägnant und klar beschrieben wird. Ich kenne die technischen Hintergründe nicht genau, aber es scheint wirklich überprüft zu werden.

Ein Algorithmus bewertet auch den Aufbau der Webseite und der Unterseiten sowie die Häufigkeit des Inhalts, der bereits auf der Hauptseite vorhanden ist. Wenn alles einfach und prägnant zusammengefasst wird, ist das Ranking höher.

Gudrun: Darf ich dich noch etwas zum Thema Bilder-SEO fragen? Es geht hierbei nicht nur um SEO selbst, sondern vielmehr um den Umgang mit Alternativtexten. Es gibt zwei Varianten, die man häufig sieht. Die erste Variante ist, dass das Bild beispielsweise als „IMG 134-V2.JPEG“ benannt wird. Das ist sicherlich die schlechtere Variante, da sind wir uns wohl einig. Die zweite Variante sieht man auch öfter, bei der der Alternativtext viel detaillierter ist. Zum Beispiel „Hier siehst du einen Strand mit Palmen, das Wasser rauscht. Es bezieht sich auf das Produkt XY auf der Landingpage so und so“. Hast du einen Tipp, wie man einen guten Alternativtext erstellt? Ist es besser, ihn kurz und prägnant zu halten oder ist die ausführliche Variante gut? Oder liegt die Wahrheit in der Mitte?

Alexandra: Also für den Alternativtext kann man grundsätzlich sagen, dass es sich um eine Beschreibung des Bildes handelt. In wenigen Sätzen soll beschrieben werden, was tatsächlich auf dem Foto zu sehen ist. Es sollten keine Emotionen oder dergleichen enthalten sein. Es ist jedoch kein Alternativtext, wenn dort einfach nur „Punkt Image“ steht. Es geht wirklich darum, die Situation, die aktuell sichtbar ist, in ein bis drei Sätzen zu beschreiben. Es muss nicht unbedingt ausführlich sein, es kommt auch auf den Kontext an. Bei Diagrammen zum Beispiel reichen ein bis zwei Sätze nicht aus. Oder wenn es sich um ein Porträt handelt, reicht es schon, wenn dort steht „Portrait von Gudrun Wegener“ oder ähnliches. Wenn jedoch das Bild eine wesentliche Bedeutung hat, sollte es näher beschrieben werden. Wenn es jedoch nur ein dekoratives Element ist, wie eine Struktur, ist es möglicherweise nicht so wichtig.

Eine Abgrenzung besteht darin, dass man das Bild zum Beispiel als dekorativ kennzeichnet. Das bedeutet, dass es nicht vorgelesen wird und auch kein Alternativtext im Hintergrund angezeigt wird. Man gibt einfach an, dass der Strich nur zur dekorativen Abgrenzung dient, zum Beispiel um Text oben und unten zu trennen. In diesem Fall ist es dann nicht notwendig. Daher ist es schwierig, eine klare Aussage zu treffen, da dies vom jeweiligen Kontext abhängt. Man muss sich in jeder Situation genau ansehen, ob das Bild relevant ist, ob es etwas mit der Landingpage zu tun hat oder ob das Bild nur dazu dient, zurück zur Landingpage zu gelangen, was eigentlich vermieden werden sollte. Es ist immer schwierig, zu entscheiden, welche Vorgehensweise am besten ist.

Gudrun: Was ich jetzt für mich mitnehme ist, dass „Strand“ alleine als Bildbeschreibung einfach zu wenig ist.

Ich habe noch eine neugierige Nachfrage zum Thema Social Media. Das ist einfach eine bildgewaltige Plattform. Wenn ich zum Beispiel an Instagram denke, wie gehe ich dort mit den Bildern um? Denn das Thema Barrierefreiheit in den sozialen Medien ist wirklich eine große Herausforderung.

Alexandra: Also zum Thema Social Media und Grafiken kann ich wirklich empfehlen, immer eine Beschreibung hinzuzufügen. Das betrifft hauptsächlich LinkedIn, insbesondere bei Slide-Shows, da es dort keine Möglichkeit gibt, Alternativtexte direkt hinzuzufügen. In diesem Fall schreibe ich die Beschreibung der Slide-Shows immer im Beitragstext rein. Wenn es sich jedoch um einzelne Grafiken handelt, beispielsweise ein Selfie von jemandem oder von mir selbst, nenne ich es einfach „Ein Selfie von Alexandra Frey“ oder nur „von Alexandra“. Je nachdem, wie ich die Community anspreche, beschreibe ich auch, was auf dem Bild zu sehen ist. Zum Beispiel, wenn ich im Schnee stehe, die Bäume mit Schnee bedeckt sind und ich eine dicke Winterjacke, Skimütze und Schal trage, beschreibe ich diese Details. Es ist wichtig, die Bilder so gut und genau wie möglich zu beschreiben, selbst wenn es nur ein paar Sätze sind. Eine Beschreibung hinzuzufügen ist immer sinnvoll.

Gudrun: Das schreibe ich dann in den Beitragstext von LinkedIn rein?

Alexandra: Wenn es sich um Bilder handelt, kann man direkt Alternativtext hinzufügen. Das ist auch bei Instagram möglich, dort nennt es sich dann „Bildbeschreibungen“. Es kommt immer darauf an, ob es als alt-Text oder Bildbeschreibung verpackt ist. Aber generell ist es auf den meisten Social-Media-Plattformen möglich, soweit ich weiß.

Gudrun: Stichwort Videos. Du hast schon erwähnt, dass Untertitel wichtig sind, damit man zusätzlich mitlesen kann und den Inhalt besser versteht.

Alexandra: Ja, definitiv. Und auf jeden Fall.

Untertitel sind sehr wichtig. Ich bin selber so eine Person, würde ich behaupten. Ich mag es gar nicht, Videos anzuschauen oder anzuhören, sondern lese lieber den Text. Meistens schaue ich zwischen Tür und Angel, wenn ich gerade mit meinen Kindern beschäftigt bin. Jeder, der selbst kleine Kinder hat, weiß, wie anstrengend das sein kann, wenn man versucht, schnell etwas auf seinem Handy anzuschauen. Die Kinder sind sofort da und wollen mitgucken. Wenn man jedoch durch das Lesen schnell die Informationen aufnehmen kann, z.B. mal eben 30 Sekunden oder eine Minute, wenn man kurz im Bad ist und einfach nur einen kurzen Überblick erhalten möchte, werden Untertitel sehr wichtig. Allerdings gibt es gute und schlechte Untertitel. Nicht jeder hinzugefügte Untertitel ist auch wirklich gut. Für mich persönlich ist es immer schwierig, wenn einzelne Wörter aufploppen, oder?

Das ist schwieriger, wenn die Redegeschwindigkeit hoch ist und die Untertitel zu schnell erscheinen, sodass ich gar nicht schnell genug lesen kann. Dann sind die Untertitel für mich nutzlos. Oder wenn die Untertitel im ganzen Video herumspringen, einmal nach links, dann nach rechts oder einzelne Wörter in grellen Farben dargestellt und hervorgehoben werden. Ich persönlich finde es besser, wenn die Untertitel einfach in einer Zeile oder zwei Zeilen stehen und man mitlesen kann, wenn zum Beispiel ein Wort in derselben Farbe hervorgehoben wird. Das finde ich dann in Ordnung. Aber das ist nur meine persönliche Meinung, mein Mann zum Beispiel steht total darauf, wenn einzelne Wörter aufploppen. Es hängt also von den persönlichen Vorlieben ab. Es ist immer schwierig, einen Konsens zu finden.

Ein wichtiger Hinweis ist jedoch, dass die digitale Barrierefreiheit immer berücksichtigt werden sollte. Aber eine hundertprozentige digitale Barrierefreiheit kann man nicht garantieren. Es wird immer Personen oder Gruppen geben, bei denen trotz barrierefreier Umsetzung immer noch Einschränkungen oder Barrieren auftreten können. Dennoch ist es wichtig, die Barrierefreiheit immer im Hinterkopf zu behalten, obwohl eine vollständige Umsetzung nicht immer möglich ist. Zum Beispiel gilt auch für Untertitel: Es ist eine persönliche Präferenz, was eine Person besser geeignet oder besser lesbar findet.

Gudrun: Ja, das ist absolut wichtig, herauszufinden, welche Art von Untertiteln am besten für einen selbst und die eigene Community funktionieren. Man kann verschiedene Optionen ausprobieren und herausfinden, was am besten geeignet ist. Die Tatsache, dass Untertitel benötigt werden, steht außer Frage.

Wenn ich jetzt sage, ich finde das Thema sehr wichtig. Ich kann das aber nicht alleine im Auge behalten, das ist einfach zu viel. Wie kannst du mich dann direkt unterstützen?

Alexandra: Ich stehe für individuelle Gespräche zur Verfügung, entweder für 60 oder 120 Minuten, je nach Bedarf, um Themen rund um digitale Barrierefreiheit zu besprechen. Zudem biete ich interaktive Workshops an, in denen wir gemeinsam Inhalte erarbeiten können, wie zum Beispiel das Schreiben von Alternativtexten. Falls du jedoch eine umfassendere Unterstützung wünschst, besteht auch die Möglichkeit, mich für einen kompletten Monat zu buchen. Während dieses Monats begleite ich dich und beantworte alle deine Fragen zur digitalen Barrierefreiheit. Wir haben einmal pro Woche ein individuelles Gespräch, für das du separate Termine buchen kannst. Bei der monatlichen Begleitung kannst du mir auch wöchentlich Inhalte vorab zusenden, die wir dann gemeinsam besprechen. Diese Begleitung erstreckt sich über einen ganzen Monat. Das Ziel ist es, dass du danach in der Lage bist, Inhalte selbst barrierefrei zu erstellen. Mein Ziel ist es, dass du mich nach diesem Monat hoffentlich nicht mehr benötigst, aber ich stehe natürlich weiterhin zur Verfügung.

Ich helfe dir dabei, dass du selbstständig barrierefreie Inhalte erstellen kannst. Nach dem Monat bist du gut aufgestellt und kannst es alleine meistern. Aber natürlich stehe ich trotzdem weiterhin zur Verfügung, wenn du mich brauchst.

Gudrun: Wenn ich zum Beispiel ein großes Webdesign-Projekt für einen Kunden umsetze und sicherstellen möchte, dass das Thema Barrierefreiheit gut berücksichtigt wird, kann ich dich gerne hinzuziehen. Gemeinsam können wir das Projekt noch einmal durchgehen und überlegen, wie wir alle einzelnen Aspekte barrierefrei gestalten können. Ich kann dich gezielt für solche Projekte kontaktieren, bei denen ich Unterstützung in Bezug auf Barrierefreiheit benötige.

Alexandra: Ganz wichtig ist es jedoch auch, mich von Anfang an in ein solches Projekt einzubinden. Denn wenn die Barrierefreiheit nicht von Anfang an berücksichtigt und erst am Ende bemerkt wird, kann es doppelte Arbeit bedeuten. Daher ist es besser, mich frühzeitig einzubeziehen und zu sagen: „Hey, ich brauche Unterstützung, kannst du darüber schauen oder auf welche Punkte sollte ich achten?“ Vor allem in Bezug auf Farbkontrast, Alternativtexte und die Größe des Designs, insbesondere der Schriftgröße, ist es wichtig, dies frühzeitig zu berücksichtigen und nicht erst am Ende festzustellen, dass noch viel mehr Arbeit erforderlich ist.

Gudrun: Finde ich super, dass du das noch einmal betonst. Ich bin es gewohnt, Projekte alleine anzugehen und dann den Feinschliff erst am Ende zu machen. Bei der Barrierefreiheit sieht das jedoch anders aus, da sie in die gesamten Strukturen, das Design und den Aufbau eingebunden sein muss. Du hast absolut recht, dass man sich von Anfang an damit auseinandersetzen sollte und zum Schluss noch einmal prüfen sollte, ob nichts übersehen wurde.

Wo kann ich dich denn erreichen oder mit dir in Kontakt treten, wenn ich sage ich brauche dein Fachwissen?

Alexandra: Man findet mich hauptsächlich auf LinkedIn und unter meiner E-Mail-Adresse digital@barrierefrey.de .

Gudrun: Danke für das Interview, liebe Alexandra.

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