„Trends kommen und gehen. Stil bleibt.“ – Interview mit dem Designer Alexander Metzler

Interview mit dem Designer Alexander Metzler

Heute habe ich Alexander Metzler von a-fusion zu Gast in Interview. Alex und ich haben uns 2019 auf dem Joomla Day kennengelernt, auf dem wir beide als Speaker Design-Vorträge gehalten haben. Und das spannende ist, dass Alex nicht nur seine eigene Designagentur führt, sondern mit der Heldenstunde auch einen tollen und sehr hörenswerten Podcast hat. 

Interview Designer Alexander Metzler Studio

Bei Designer und Podcaster Alexander Metzler vereint zwei spannende Themen: Design & Kreativität auf der einen Seite und Gesundheit & Bewusstsein auf der anderen Seite.

Hi Alex, auf dieses Interview habe ich mich sehr gefreut, denn bei dir vereinen sich zwei Themen, die für Designer und Kreative eigentlich immer einen hohen Stellenwert haben sollten, es aber viel zu oft nicht tun. Die Themen sind Design und Kreativität auf der einen Seite und der bewusster Umgang mit der mentalen und körperlichen Gesundheit auf der anderen Seite. Lass uns erstmal mit deiner Arbeit als Designer anfangen. Was machst du genau und wo liegt dein Designschwerpunkt?

Sehr gerne. Im Bereich Gestaltung arbeite seit vielen Jahren als freiberuflicher Mediendesigner. Begonnen hat alles im Jahr 2003 mit den ersten kleinen Design-Jobs im heimischen Wohnzimmer. 2007 dann bezog ich eine Bürofläche in der Hanauer Landstraße in Frankfurt. Von da an wurde es dann „ernst“, weil Miete, Nebenkosten und Anfahrt fixe Kosten produzierten ̶ das will im Vorfeld gut überlegt und kalkuliert werden.

Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt in der Konzeptionierung und Umsetzung von Corporate Design. Das umfasst in erster Linie Bildmarken, Printprodukte und Webseiten. Wir haben aber auch schon Hörbücher produziert, Verpackungen gestaltet oder Messestände ausgestattet – die Abwechslung in diesem Beruf ist einer der Aspekte, der mir am meisten gefällt. Spreche ich von „wir“, meine ich damit mein Netzwerk aus verschiedenen Speziallisten, die mich projektbezogen unterstützen. Die Wichtigkeit des Aufbaus eines gut eingespielten Netzwerks mit einem hohen Grad an Vertrauen kann gar nicht genug betont werden.

Seit Anfang 2020 designe ich wieder aus der alten Heimat Mainz, wo ich im Gutenberg Digital Hub einen wunderbar kreativen Workspace gefunden habe. Die Fahrten nach Hessen fallen nun weg, was Umwelt, Zeitmanagement und Finanzen entgegen kommt.

Wie bist du den zum Design gekommen? Und warum hast du dich für eine Selbstständigkeit statt einer Festanstellung entschieden? 

Ich habe einen etwas holprigen Weg hinter mir. Als Jugendlicher wusste ich vor allem, was ich NICHT will. Etwas zu finden, was mir wirklich Spaß macht und zu dem ich mich „berufen“ fühle (daher kommt ja das Wort BERUF) war jedoch schwierig für mich.

Nach dem Hauptschulabschluss holte ich wegen fehlender beruflicher Perspektive den Realschulabschluss nach. Mit diesem in der Tasche wusste immer noch nicht, was zu tun ist. Also machte ich noch Abitur, um weitere Zeit zu gewinnen. Nach dem ABI allerdings hatte ich immer noch keine Berufsidee.

Schließlich entschied ich mich für eine Ausbildung zum Verlagskaufmann ̶ die Vorstellung einer täglich erscheinenden Tageszeitung reizte mich. Das war keine schlechte Wahl und bot mir erste tiefere Einblicke in die Medienlandschaft. Im Zuge der Ausbildung kam ich auch erstmals mit HTML in Berührung *, was mich von Beginn an begeisterte. Es folgten kleine Ausflüge zur Onlinesparte der Zeitung (all dies steckte im Jahr 1999 noch in den Kinderschuhen, war aber durchaus spannend) und ein erstes kleines Webprojekt für die Auszubildenden des Verlages.

Nach dem Abschluss war für mich – trotz des reizvollen Umfeldes – aber klar, dass ich nicht der Typ für geregelte Bürozeiten innerhalb eines größeren Unternehmens bin. Ich bewarb mich bei der FH Mainz für den Studiengang Mediendesign und hatte das unfassbare Glück einen der wenigen Studienplätze zu bekommen. Parallel hierzu begannen die ersten Design-Jobs für Kunden.

Die Selbstständigkeit ist für mich die logische Konsequenz meiner Erfahrungen, die ich im Laufe dieser Jahre sammeln durfte. Zum einen bietet sie das umfänglichste Modell von Freiheit und Selbstbestimmung (und -verantwortung), zum anderen stimmt das Argument des „sicheren“ Arbeitsplatzes in der Festanstellung schon lange nicht mehr. Ein Beispiel: In meiner Zeit beim Tageszeitungsverlag wurde gerade CTP (Computer to Plate) eingeführt. Ganze Produktionsstraßen zur Erstellung der Tageszeitung fielen weg und die Stimmung bei der Belegschaft war entsprechend trüb. Später arbeitete ich fürs Fernsehen, welches durch Video-Plattformen wie YouTube oder Streamingdienste massiv angegriffen wurde und wird – auch hier war nicht immer Jubel, Trubel, Heiterkeit, wie man sich vorstellen kann.

Als Selbstständiger bist du deines eigenen Glückes Schmied, wie es so schön heißt. Allerdings bin ich eine Mischkalkulation, denn beim Fernsehen bin ich geblieben und arbeite auch heute noch regelmäßig im Sender.

* Meine erste Webseite war eine schwarze Seite mit Sternen im Hintergrund und einem Bild von Darth Vader. Sie hatte einen Link zu einer weißen Seite mit Luke Skywalker mit einem Backlink zur „Dark Side“. Man konnte also via Link entscheiden, zu welcher Seite man gehören wollte. Leider war die Seite nach einer Sekunde „durchgespielt“ ^^

Für deine Onlineprojekte nutzt du Joomla als CMS. Du organisierst auch die Joomla User Group für die Region Rhein-Main, hältst Vorträge zu dem Thema und teilst dein Wissen. Wenn ich mich in meinem Designumfeld umhöre, dann ist das CMS das immer zuerst genannt wird WordPress. Joomla ist da eher selten zu hören. Wo liegen aus deiner Sicht die größten Vorteile von Joomla. Für welche Webprojekte eignet sich Joomla besonders gut?

Als ursprüngliches Blog-Tool hat WordPress eine riesige Bekanntheit erlangt und sich anschließend zum CMS erweitert. Joomla ist die Nummer 2 der weltweit eingesetzten Open Source CMS. Der Vorteil von Joomla liegt meines Erachtens darin, dass es technisch von Beginn an als CMS konzipiert war und bereits in der Grundinstallation alle wichtigen Funktionen mitbringt, die ein Webprojekt benötigt. Hier spielt es keine Rolle, ob ein Projekt eher marketinglastig oder technisch anspruchsvoller angesiedelt ist.

Einen weiteren Vorteil sehe ich tatsächlich in der kleineren Community von Joomla. Obwohl weltweit verteilt, kennt sich die „Joomla-Familie“ untereinander, ob virtuell oder sogar im realen Leben durch die vielen Konferenzen, die in allen Teilen der Welt stattfinden (und wo wir uns, liebe Gudrun, ja auch kennen gelernt haben). Somit ist der persönliche Austausch in der Community gewährleistet.

Ich sehe noch einen interessanten Punkt: Joomla bietet für Designer die Möglichkeit einer spezielleren Positionierung am Markt (WordPress macht „jeder“) und ich höre auch immer mal wieder aus Kundenkreisen, dass man gerade nicht das möchte, was „alle“ haben.

Aber im Grunde sind beides tolle Systeme – es ist ein bisschen wie Mercedes und BMW: beides gute Autos, die einem schnell ans Ziel bringen, mit etwas unterschiedlichen Eigenschaften und Ausstattung.

Interview Designer Speaker Alexander Metzler

Auch als Speaker trifft man Alexander Metzler –
hier beim CMS Africa Summit in Cape Town 2019

Was machst du, um immer auf dem aktuellen Stand der Trends, Themen und Entwicklungen im Designbereich zu sein? Bist du da sehr hinterher? Verfolgst du diese Entwicklungen bewusst und intensiv oder gehst du eher deinen eigenen Weg, wenn es um Design- und Kreativentwicklungen geht? 

Eine sehr gute Frage. Ich habe über die Jahre meinen eigenen Designstil entwickelt, dem ich sehr treu bin und rate Neukunden auch immer, einen Blick auf meine Referenzen zu werfen. Dennoch halte ich mich gerne auf dem Laufenden, habe einige Newsletter abonniert (u.a. auch „Achtung Designer“), blättere in Magazinen und gehe mit offenen Augen durch die Welt. Aber ich kümmere mich nicht mehr um jeden Trend und jede Sau, die gerade durchs (Design)dorf getrieben wird. Flash zum Beispiel, habe ich immer links liegen gelassen, auch als es megahipp war.

Trends kommen und gehen. Stil bleibt.

Was ich heute mache (und früher nicht gemacht habe), sind Biografien lesen von großen Namen. Etwa Steve Jobs oder Elon Musk. Hier darf man sich inspirieren lassen, aber auch lernen, dass es mehr im Leben gibt als „nur“ zu performen.

Lass und jetzt mal den Bogen vom Design hin zum Thema Gesundheit und Bewusstsein schlagen. Das ist ja dein zweiter großen Themenbereich zu dem du auch deinen Podcast, die Heldenstunde, hast.

Das ich diese Themen so wichtig finde, liegt zum einen daran, dass ich ja bereits über 10 Jahren selbstständig bin und darum sehr gut weiß, wie viel Zeit man am Rechner und am Schreibtisch verbringt. Nämlich sehr viel mehr, als gut für und Kreative ist.

Und auf der anderen Seite merke ich gerade im Moment – mit den Corona bedingten Einschränkungen, dem Homeschooling, der fehlenden Kita- und Schulbetreuung, der quasi nicht mehr vorhandenen Arbeitszeit, den wachsenden Arbeitsbergen, etc. – wie wichtig es ist, dass ich gerade jetzt trotzdem Zeit für mich reserviere. Bei mir für`s Zeichnen, für ne Runde Joggen oder das Reiten, was ich vor einem halben Jahr nach 18 Jahren(!) Pause wieder angefangen habe.

Du hast dich sehr viel intensiver mit dem Thema beschäftigt. Warum ist dir das Thema so wichtig? 

Für die Entscheidung diesen Podcast zu starten waren zwei Dinge ausschlaggebend:

Erstens durfte ich zwischen Mitte/Ende 20 und 30 durch schwere Depressionen gehen, welche mich noch mehr ins Thema Gesundheit & Bewusstsein eintauchen ließen (interessiert haben mich diese Themen schon immer). Ich habe dadurch deutlicher erkannt, dass wir uns durch unsere beruflichen Tätigkeiten (auch gerade in der digitalen Branche) sehr von unserem natürlichen Kern entfernen und nicht unbedingt das tun, was unsere Gene evolutionär von uns erwarten. Wir leben einfach nicht „artgerecht“ und daher haben so unzählig viele Menschen mit mentalen und körperlichen Problemen zu kämpfen – empfinden dies aber als ganz normal.

Zweites liebe ich meinen Beruf, aber am Ende hat man eine schöne Webseite oder Broschüre gestaltet, man bekommt Anerkennung vom Kunden und steigert dessen Umsatz… aber ist das wirklich ausschlaggebend für die Welt? Ich wollte unbedingt noch an einem Projekt arbeiten, mit dem ich wirklich etwas positiv verändern kann. Hier bietet uns das digitale Zeitalter wiederum einen großen Vorteil: Noch nie war Wissen in so großer Menge kostenlos und transportabel zur Verfügung wie heute. Einfach Stecker ins Ohr und los geht’s mit inspirierendem Content.

Interview Designer Alexander Metzler hoch


Ich hab in der Podcastfolge zum Thema Morgenroutine gehört, dass du einen sehr klaren und aktivierenden Start in den Tag hast. Ich finde das Prinzip großartig und bin selbst großer Fan von Morgenroutinen.

Bei mir sieht das dann eigentlich so aus, dass ich jeden Morgen zwischen 5:00 und 6:00 Uhr aufstehen, damit ich schon Zeit für mich, für Sport oder für Weiterbildungen habe, bevor meine Familie überhaupt aufsteht. Vor Corona hat das auch gut geklappt … jetzt bin ich froh, wenn der Alltag überhaupt läuft. 😉 Aber arbeite ich daran meine Morgenroutine so gut wie möglich am Laufen zu halten.

Alex, kannst du über das Thema Morgenroutine ein wenig mehr erzählen, für die Leser, die das gar nicht kennen? Und hast du 1-2 einfache Anfängertipps gerade für Designer, die ja viel am Bildschirm hocken? Was kann man leicht und einfach in den eigenen Morgen einbringen? Kannst du dazu etwas sagen?

Ja, unbedingt! Es ist im Grunde ganz einfach: Unser Leben ist die Summe unserer Gewohnheiten. Ändern wir unsere Gewohnheiten, ändern wir unser Leben. Der Morgen ist die perfekte Zeit, um neue (gute) Gewohnheiten zu etablieren. Morgens sind wir noch nicht im Hamsterrad, sind noch nicht erschöpft und der Tag liegt noch vor uns.

Ein anderes Bild: Der Morgen ist das Leuchtfeuer des Tages. Ändern wir unseren Morgen, dann ändern wir unseren Tag, unsere Woche, Jahre, Leben!

Das Bewusstsein für das Potential des Morgens zu erkennen ist der erste und wichtigste Schritt. Wir ersetzen den hektischen, mürrischen und ungeplanten Start durch eine Routine, die uns aufweckt, klar macht und Kontrolle zurück gibt. Wie diese Routine aussieht, hängt natürlich sehr von der individuellen Situation ab.

Das größte Hindernis zum Beginn ist natürlich die Tatsache, dass wir für eine Morgenroutine FREIWILLG früher aufstehen, als wir müssten. Aber das gibt uns die Möglichkeit AKTIV und nicht passiv (fremdgesteuert) in den Tag zu starten. In meinen Fall sieht das so aus, dass ich direkt beim Wecker klingeln aufstehe (nix mehr mit snoozen : – ) , Zähne putze (zum aufwachen) und direkt in die Sportklamotten steige. Dann gibt es eine super kleine Laufeinheit draußen. Wichtig ist nicht der Sport, sondern die Bewegung an der frischen Luft und bei Tageslicht. Das reguliert unsere Hormone, bringt den Kreislauf auf Trab und versorgt Körper und Geist mit Sauerstoff. Danach dusche ich kalt (spätestens dann ist die Wachskala auf 10), betreibe etwas Fortbildung und beginne schließlich mit der Arbeit.

Mein Tipp für Beginner: Nicht alles auf einmal ändern wollen, sondern nach und nach. Zu Beginn hilft ein Blatt Papier, auf dem z.B. steht: 6 Uhr wecken, 6:20 Uhr raus, 6:50 Uhr duschen etc. als Geländer, an dem wir uns entlang hangeln. Enorm helfen kann dabei regelmäßig motivierenden Content zu hören (daher sind Audio-Podcasts auch so wertvoll) – sie erinnern uns daran am Ball zu bleiben!

ABER: Manchmal habe ich auch keinen Bock zu laufen, dann gehe ich nur spazieren. Wichtig ist die Einhaltung, nicht der Ablauf. Nach einer gewissen Zeit geht das Ganze in Fleisch und Blut über, es wird also zur neuen (bewussten) Gewohnheit. Ich brauche heute im Grunde keinen Wecker mehr, da ich zu gleichen Zeiten müde werde und aufwache.

WICHTIG: Die Morgenroutine beginnt schon am Abend zuvor. Der Blaulicht-Anteil von Monitoren oder TV unterdrückt die Produktion von Melatonin, unserem Schlafhormon. Die Schlafqualität wird schlechter, wir sind am Tage müder und weniger leistungsfähig. Dafür aber anfälliger für Zucker oder sonstigen Verführungen. Soviel zum Thema „Ich arbeite gerne Nachts kreativ…“ – was ich auch Jahre lang getan habe.

Arbeitsplatz Alexander Metzler Interview


Und zu guter Letzt, wie immer, der Blick hinter die Kulissen deiner kreativen Welt. Wie sieht dein Arbeitsplatz aus und womit beschäftigst du dich gerade?

Ha ha, mit all meinen Abend- und Morgenroutinen bin ich ein sehr aufgeräumter Typ. So sieht auch mein Arbeitsplatz aus. Chaotische Kreativität ist nicht so mein Ding, aber ich verstehe das Konzept. Meine Partnerin und ich hatten das große Glück vor 4 Jahren ein Haus planen zu dürfen. Darin hatte ich von Beginn an ein Homeoffice vorgesehen, in dem ich auch jetzt gerade sitze und diese Zeilen schreibe. Hierzu gehört ein höhenverstellbarer Schreibtisch, große Monitore und Pflanzen zur Luftverbesserung. Wichtig finde ich auch genügend Fächer für Ablage und Tools zu haben. Durch den Podcast kam noch einiges an Audio-Equipment dazu und durch Corona habe ich mein Homeoffice so richtig lieben gelernt. Dennoch freue ich mich auch mal wieder auf den kreativen Austausch mit den Kollegen:innen im Digital Hub.

Danke für das Interview!

Vielen lieben Dank für die tollen Fragen und die Arbeit, die du in deinen Newsletter steckst!

Das Interview wurde im Juni 2020 geführt.
Fotos: Yolanda Ferri, CMS Summit Africa

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