„Ich brenne für das, was ich tue“ – Interview mit Christina Winter von Designerseits

„Gestatten meinerseits: Designerseits – Grafisches Glück!“ Christina Winter ist 33 Jahre alt. Verheiratet mit Holger und Mutter von Malu. Mit Leib und Seele Designerin. Ohne Studium – „nur“ ausgebildete Mediengestalterin für Print- und Digitalmedien, Fachrichtung Design. Lieber Macherin als Mitläuferin. Und ehrenamtliche Sommersprossenträgerin. Und was das allerwichtigste ist: Christina ist der Kopf hinter Designerseits.

Christins Winter von Designerseits

Designerseits steht für Grafisches Glück! Und das gleich im doppelten Sinne. Denn hier bekommen Existenzgründer, Start-ups und kleine Unternehmen nicht nur individuelles Grafikdesign, sondern Hochzeitspaare und Gastgeber auch wunderschöne authentische Papeterie. Eine interessante Kombination.

Hallo Christina, mit deinem Design-Business Designerseits bist du heute glücklich und erfolgreich. Wie kam es dazu, dass du dich selbstständig gemacht hast?

Designerseits gibt es schon seit 2007, immer als Kleinunternehmen neben der Vollzeitbeschäftigung als Grafikerin, entstanden aus der kurzfristigen 1-monatigen Arbeitslosigkeit.

Entscheidender Wendepunkt in meinem Leben war natürlich die Geburt unserer Tochter im Dezember 2011. Unsere Welt stand Kopf. Der Gedanke, eines Tages als Mutter von zu Hause aus selbstständig im Grafikbereich zu arbeiten, war immer eine schöne Vorstellung, die in meinem Kopf herumschwirrte. Mehr als eine Vorstellung allerdings auch nicht, denn ich bin nicht gerade der Typ Mensch, der sich schnell neue Sachen zutraut und sich Herausforderungen stellt – ich liebe Komfortzonen.

Aufgrund der veränderten Firmenstrukturierung bei meinem ehemaligen Arbeitgeber und der Anforderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf war aus meiner Sicht ein Zurückkehren in die alte Anstellung nicht mehr möglich. Von meinem Mann kam letztendlich vor 4 Jahren der alles entscheidende Satz: „Wenn dir die Umstände nicht mehr passen, dann mach dich doch selbstständig – die Voraussetzungen dafür sind doch da!“ Rein nüchtern betrachtet hatte er natürlich Recht – eine abgeschlossene Ausbildung zur Mediendesignerin, eine Fortbildung zur Fachkkauffrau für Marketing und Vertriebsmanagement (sogar mit IHK-Auszeichnung!), ein gut laufendes Kleinstunternehmen, ein eigenes Büro im Haus, ein Mac mit entsprechenden Programmen, der Rückhalt der Familie, ein großes Netzwerk, eine kleine lokale Bekanntheit und vor allem der Wille zu arbeiten waren vorhanden.

Emotional betrachtet war das noch mal eine ganz andere Sache – wie gesagt, Komfortzonendenken! Dennoch: Es folgt die Kündigung meinerseits im September 2012 und damit der Sprung ins Existenzgründerwasser. Ohne vorherige Beratung beim Arbeitsamt, ohne Beantragung des Existenzgründerzuschusses, ohne Existenzgründerseminare – einfach drauflosarbeiten. Das ist es, was ich wollte – einfach arbeiten, ohne endlose Formulare und ohne dass mir jemand reinspricht! Denn Designerseits ist nicht nur ein Job, sondern eine Berufung. Ich brenne für das, was ich tue. Also los ins Grafikgetümmel – gestatten meinerseits: Designerseits! Seit dem 1.1.2013 zu 100% selbstständig! Seit September 2014 sogar mit dem Unternehmerinnenbrief NRW für eine erfolgreiche Gründung ausgezeichnet.


Bei Designerseits bietest du Grafikdesign für Existenzgründer und kleine Unternehmen einerseits und andererseits individuelle Papeterie für Leute, die das Leben feiern an. Wieso hast du dich für diese doppelte Positionierung entschieden? Lassen sich diese zwei Bereiche in deinem Designeralltag gut kombinieren?

Wenn ich ehrlich bin: Bewusst habe ich mich für diese doppelte Positionierung gar nicht entschieden – es hat sich viel mehr einfach über die letzten Jahre glücklicherweise in diese Richtung entwickelt. Und darüber bin ich sehr froh, denn beide Bereiche lassen sich hervorragend miteinander im Designeralltag kombinieren. Würde ich „nur“ Grafikdesign anbieten (Logogestaltung, Visitenkarten, Flyer, Broschüren und Co.), käme mir der emotionale Aspekt zu kurz. Würde ich nur individuelle Papeterie, vor allem Hochzeitspapeterie, umsetzen, wäre es einfach zu viel rosarote Brille. So sind beide Bereiche ausgewogen und liegen von der Zeiteinteilung und vom Umsatz her tatsächlich auch fast im Verhältnis 50/50.

Christina Winter von Designerseits

Erfolgreich doppelte Positionierung: Neben individuellem Grafikdesign bietet Christina Winter bei Designerseits auch individuelle Papeterie an.

Wofür ich mich allerdings bewusst entschieden habe, ist die Ausrichtung auf die „kleineren“ Kunden anstatt auf die großen Unternehmen. Während meiner Arbeit in Agenturen habe ich durchaus mit größeren Kunden zu tun gehabt. Das Resultat für mich persönlich: Die Wertschätzung von Gestaltungsleistungen geht aus eigener Erfahrung heraus eher verloren, je höher die Position im jeweiligen Unternehmen ist und je mehr Budget zur Verfügung steht. Häufig spielte auch die Zeit eine große Rolle – Deadlines mussten eingehalten werden und der Kunde überlegt sich um 5 vor 12, was er denn haben möchte. Da wird’s echt eng mit der Kreativität. Oft habe ich gedacht, wie schön die Gestaltung hätte sein können, wenn etwas mehr Zeit vorhanden gewesen wäre. Dementsprechend stand ich häufig nicht 100%ig hinter den Layouts, die ich umgesetzt habe, und bin gefrustet in den Feierabend gegangen.

Auch diese Tatsache ist ein Grund, warum ich mich mit Designerseits selbstständig gemacht habe – mir liegen die „kleinen Leute und Unternehmen“ am Herzen.

Wer gefunden hat, was ihn bewegt, der weiß, dass eine persönliche Berufung viel mehr als irgendwelche Karriereziele bedeutet und losgelöst von materieller Wertschöpfung ist.

Existenzgründer, Start-Up’s und kleine Unternehmen haben tolle Ideen und stecken so viel Liebe und Arbeit in ihr Business. Das Schöne daran: Erst das Corporate Design macht die Idee sichtbar und erlebbar – mit Designerseits bin ich also von Anfang an ohne Zeitdruck dabei, dem Unternehmen ein individuelles Gesicht zu verleihen. Wir spinnen gemeinsam an Ideen. Ich bin dabei, wie aus Existenzgründung ein richtig kleines Unternehmen wird und weiter wächst. Und ich sehe, welchen Anteil eine kreative und authentische Gestaltung am Erfolg haben kann.

Es gibt ja dieses schöne Sprichwort, dass es „Selbstständigkeit“ heißt, weil man „selbst“ und „ständig“ bei der Arbeit ist. Du hast einen konsequenten Weg gewählt, damit dir das nicht passiert. Was genau machst du anders und wieso hast du dich dafür entschieden?

Vorab: Die Entscheidung, in eine freie Bürogemeinschaft zu ziehen, war mitunter die beste Entscheidung, die ich in den letzten beiden Jahren getroffen habe.

Zum Hintergrund: 3,5 Jahre habe ich von zu Hause aus meinem großen Home-Office gearbeitet – nicht ganz einfach mit Kind. Mehr oder weniger erfolgreich. Was viele sich so toll ausmalen, war für den Anfang eine gute Lösung, hat sich aber immer mehr zum Selbstläufer entwickelt und wurde zum Schluss unkontrollierbar. Der Rechner war 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche an. Jede freie Minute (auch die, wenn das Kind vom Kindergarten wieder da war und fröhlich in der Homeoffice-Ecke spielte) wurde zum Arbeiten genutzt. Konnte ich nachts nicht schlafen (nachdem ich bis mind. 23 Uhr sowieso schon am Rechner saß), bin ich aufgestanden und habe von 2-5 Uhr vor dem Rechner gesessen und gestaltet. Kreative und gute Sachen sind da definitiv bei rausgekommen – ohne Frage. Nur mein Tagesrhythmus war im Eimer. Und die Unzufriedenheit wuchs – bei mir selbst und auch bei meinem Mann. Zweisamkeit hatten wir selten, Designerseits war immer präsent, eine Abgrenzung von Familien- und Berufsleben war nicht möglich.

Auch hier kam der entscheidende Impuls von meinem Mann: „Wenn du wieder mehr Lebensqualität haben möchtest und wir dir was Wert sind, bleibt dir lediglich die Auslagerung deines Büros von Zuhause woanders hin!“ Aus Zahlensicht rechnet es sich aus meiner Sicht natürlich nicht, das Homeoffice gegen ein Büro außerhalb zu tauschen. Doch dann gab es dieses berühmte „Klick“ – ein Termin bei einer mir bis dato unbekannten Architektin in Gescher zur Besprechung von Visitenkarten und Flyern. Vermittelt aus meinem Unternehmernetzwerk – wo sich wieder mal zeigt, wie wichtig Netzwerke sind! Der erste Blick in die Location: Einfach nur WOW! TOLL! So wollte ich auch immer mal wohnen – ein Altbau mit einer freigelegten Holzfachwerkwand und den freigelegten ursprünglichen Fliesen. Kombiniert mit schlichten weißen Wänden. Ein gemeinsamer Besprechungsraum, dazu drei einzelne Büros, wovon das eine Büro seit der vergangenen Woche wieder frei war. Die Gelegenheit! Im Gespräch direkt nachgehakt, anschließend ins Auto gesetzt und ganz aufgeregt meinem Mann davon berichtet, Pro und Contra abgewägt und 2 Wochen später den Vertrag unterschrieben! Herzlichen Glückwunsch, ab dem 1.2.2015 gehört das Büro dir!

Du hast ja gerade erzählt, dass du in deiner Bürogemeinschaft mit zwei weiteren Frauen arbeitest. Kommt ihr alle Drei aus dem Designbereich oder arbeitet ihr in ganz verschiedenen Bereichen? Was sind die Vorteile dieser Arbeitsweise für dich?

Die aktuelle Lage: Ich fühle mich pudelwohl in meinem Büro. Warum?

  1. Ich habe ein eigenes Büro – verbunden mit täglichen Öffnungszeiten von 9-14 Uhr, die sich mit den KIGA-Zeiten vereinbaren lassen. Nach 14 Uhr geht der Anrufbeantworter an, eine Handynummer sucht man vergebens auf der Visitenkarte. Der Rechner steht im Büro – Zuhause ist also kreatives Gestalten am Rechner nicht mehr möglich. Höchstens noch Bastelarbeiten für Hochzeitspapeterie oder Zeit für Social Media. Es gibt also wieder einen regulären Feierabend und eine bewusste Trennung zwischen Beruf und Familie. Was uns allen sehr gut tut.
  2. Meine Bürokolleginnen und ich sind ein Dreamteam! Das liegt wahrscheinlich daran, dass Claudia als Architektin und Katrin als Ergonomiecoach arbeitet und somit branchenfremd sind – also auch immer eine andere Sicht auf die kreativen Dinge haben und es gut tut, die Meinungen der beiden zu hören, wenn ich mich mal wieder zwischen Layouts nicht entscheiden kann. Beide sind über 10 Jahre älter als ich und verfügen dementsprechend über mehr Lebenserfahrung – sind also immer mit Tipps und Tricks zu jeglichen Lebenssituationen und -fragen zur Stelle. Der Austausch tut einfach nur gut!
  3. Designerseits hat durch das Büro einen neuen „Außenanstrich“ bekommen – jetzt ist es in der Außensicht der Leute nicht mehr nur das Hobby, was Christina mal eben von zu Hause aus macht, sondern Designerseits ist auch wirklich professionell zum Geldverdienen da. Ich setze Preise ganz anders durch und trete nun viel selbstbewusster auf.
  4. Ich lerne jede Menge neuer Leute kennen! Wenn jemand fragt: „Warum eigentlich Gescher, warum nicht Ottenstein? Dann würdest du dir die Fahrtzeit sparen?“ Dann antworte ich: „Weil mich in Ottenstein und Umgebung die meisten schon kennen und ich in Gescher neue Leute kennenlernen darf. Hätte ich mein Büro in Ottenstein, würde ich abends immer noch mal schnell mit dem Fahrrad hinfahren, um Kleinigkeiten zu erledigen. Und zur Fahrtzeit: Die jeweils 20 Minuten Hin- und Rückfahrt nutze ich dazu, um das Radio laut aufzudrehen (und zwar nicht mit Kindermusik!) und mitzusingen, um vom Beruf abschalten und mich auf das Familienleben einstellen zu können.

Eine freie Bürogemeinschaft? Kann ich jedem nur empfehlen!!!

Für Designerseits bist du auch auf Facebook, Instagram und Pinterest unterwegs. Wie wichtig sind diese Social Media-Kanäle für dich um neue Kontakte oder Aufträge zu generieren?
Facebook, Instagram und Pinterest sind für mich sehr wichtig – ohne die Darstellung in den Social Media-Kanälen wäre Designerseits heute nicht an der Stelle, wo ich jetzt stehe.

Auch, wenn sie süchtig machen und viel Zeit in Anspruch nehmen. Dennoch lohnt es sich – vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass es kostenlose Werbung ist. Ohne Facebook hätte ich z. B. nie von dir gehört und hätte auch nie dieses Interview geführt. Viele tolle Dienstleister, vor allem aus der Hochzeitsbranche, hätte ich nicht kennengelernt. Mein Netzwerk erweitere ich dadurch rasend schnell.

Pinterest benutze ich als Inspirationsquelle für Kundentermine – einerseits, um mich selbst inspirieren zu lassen, andererseits, um dem Kunden im Termin mit wenig Aufwand zu zeigen, was alles so möglich sein kann. Das hilft vor allem beim Zusammenstellen der Themenboards für die Hochzeitspaare.

Mittlerweile ziehe ich durch die drei Kanäle sogar Kunden an Land – weil meine Zielgruppe natürlich auch dort unterwegs ist, ich viel über die Zielgruppe, ihre Produkte und Dienstleistungen erfahre. Was macht meine Zielgruppe aus? Welche Interessen und Wünsche hegt sie? Mit den Sozial Media-Kanälen kann ich mich genau positionieren, meine Dienstleistungen/Produkte noch besser darauf abstimmen und mich mit Designerseits vielfältig präsentieren.

Für mich eine echte Bereicherung – und unverzichtbar.

Also Daumen hoch für Designerseits auf Facebook, folgt mir auf Instagram oder lasst euch von mir auf Pinterest inspirieren.

Christina Winter von Designerseits

work is not a job – Mit Designerseits kann ich mich selbst verwirklichen.

Was schätzt du an deiner Selbstständigkeit am meisten und was ist die größte Herausforderung für dich?

An meiner Selbstständigkeit schätze ich am meisten, dass ich mein eigener Chef bin, meine eigenen Ideen umsetzen kann und meine Arbeitszeiten so lege, dass es mir möglich ist, Familie und Beruf optimal zu vereinen. Dass jeder Tag mit tollen Kunden mit kreativen Aufträgen Spaß macht, dass es nie langweilig wird und dass sich Arbeit nicht wie Arbeit anfühlt. Selbst Montage sind herrlich – und das macht mich glücklich. Mit Designerseits kann ich mich selbst verwirklichen.

Die größten Herausforderungen für mich an der Selbstständigkeit: Mir nicht selbst im Weg zu stehen, an mich selbst zu glauben, mich nicht mit anderen Leuten zu vergleichen und den 120%igen Perfektionismus ab und zu mal runterzuschrauben.

Welchen Tipp würdest du einem anderen Designer geben, der mit dem Gedanken spielt sich selbstständig zu machen?

Du möchtest dich selbstständig machen? Dann hör auf dein Bauchgefühl, bleib authentisch, schaffe Neues, triff Menschen, bilde Gemeinschaften, sei kreativ, entwickle deine eigene Handschrift und brenne für dein Business! Entdecke, wer du bist und was du willst!
Und wann stellst du dich vor? Ganz deinerseits?
Vielen Dank meinerseits,
Designerseits

Danke auch von mir Christina!

Das Interview wurde im April 2016 geführt.

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