„Wenn du für etwas brennst, dann hab den Mut. Es lohnt sich!“ – Interview mit Janina Steger

Lohnt es sich deine Träume und Leidenschaften zu verfolgen, auch dann, wenn das einen kompletten Berufswechsel zur Folge hat? „Ja, unbedingt“, sagt Janina Steger und verrät uns im Interview, wie sie den Wechsel zur erfolgreichen Designerin geschafft hat.
Interview mit der Designerin Janina Steger

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Gudrun: Heute habe ich einen ganz wunderbaren Gast im Interview, nämlich die Janina Steger von Philografina. Mit Janina möchte ich heute darüber sprechen, wie sie zum Design gekommen ist, was sie gerade für eine coole Auszeichnung bekommen hat und wie sie den Weg zu ihrem jetzigen Designschwerpunkt gefunden hat. Janina, stell dich doch mal ganz kurz vor und sag uns, wer du bist.

Janina Steger: Mein Name ist Janina Steger, ich komme aus München und ich beschäftige mich vorrangig mit Infografiken und Surface Pattern Design.

Gudrun: Das Spannende bei dir ist ja, dass du ursprünglich gar nicht aus dem Designbereich kommst. Du hast ja vorher einen ganz anderen beruflichen Schwerpunkt gehabt. Magst du mal erzählen, was du vorher gemacht hast?

Janina: Ja, gerne. Grundsätzlich war das so bei mir wie bei wahrscheinlich ganz vielen anderen Kreativen auch. Ich habe von Kindheit an gebastelt und gemalt. Und ich hatte auch tatsächlich den Gedanken, irgendwas beruflich in die Richtung zu machen. Aber zum einen habe ich geglaubt, dass ich an der Kunsthochschule gar nicht genommen werde. Und zum anderen wusste ich auch nicht, ob man davon so wirklich leben kann.

Und dann habe ich mich dazu entschieden, mich für meine andere Leidenschaft zu wählen, nämlich das Interesse am Lernen des Menschen. Das fand ich auch total spannend und habe dann Pädagogik studiert. Das hat mir auch total gut gefallen und ich habe dann danach mehrere Jahre im Projektmanagement in der IT eines Großkonzerns gearbeitet.

Das war super spannend, nette Leute, ich habe ganz viel dabei gelernt, aber eben nach ein paar Jahren habe ich gemerkt, das es das noch nicht sein kann. Das möchte ich bis zum Ende meines Arbeitslebens nicht machen und mir war einfach klar: Ich muss diesen diesen kreativen Teil viel stärker in meinem Berufsleben holen.

Und dann hatte ich die Idee noch einmal nebenberuflich Grafikdesign bei einer Fernuni zu studieren. Das habe ich gemacht und da habe ich gemerkt, das ist es, wofür ich brenne. Immer wenn die Lernunterlagen zugeschickt wurden, habe ich mich schon gefreut und es hat einfach unheimlich viel Spaß gemacht. Ich habe mich da total gesehen. Also das war genau das, wo ich hin wollte. Und schon während des Studiums hatte ich dann meinen ersten Auftrag. Ich habe ein Corporate Design für eine Rechtsanwaltskanzlei machen dürfen.

Gudrun: Das ist aber wirklich cool, wenn sich so ein Auftrag schon im Studium ergibt.

Janina: Das kam über einen Kollegen und das ist auch ziemlich gut gelaufen und hat Spaß gemacht. Die Arbeit mit dem Kunden zusammen war schön. Und das war der endgültige Punkt, wo dann für mich klar war, damit möchte ich weiter arbeiten. So möchte ich meine Arbeitszeit verbringen. Und es hat sich dann so ergeben, dass ich mich bei einer IT-Firma mich als Grafikdesigner beworben habe. Ich habe schon im Bewerbungsgespräch die Zusage erhalten.

Und wie es halt oft so ist, musste es schnell gehen, damit die Kündigungsfristen eingehalten werden können. Ich habe dann gekündigt und dann ist das geplatzt. Ich wurde dann doch nicht dort eingestellt und stand dann ohne Arbeit da. Das war erst mal ein ganz schöner Schock, aber dann hatte ich ganz viel Bestärkung aus meinem Umfeld und auch viel Hilfe durch die Arbeitsagentur. Ich habe einen Existenzgründer-Workshop gemacht und habe mich selbstständig gemacht und bin zweigleisig gefahren. Ich habe sowohl Grafikdesign gemacht als auch selbstständig dann eben noch Projektmanagement.

Das war schön und gut, nur habe ich auch gemerkt, mir hat absolut praktische Erfahrung gefehlt. Also ich hatte einfach nach dem Studium noch überhaupt keine Ahnung, wie läuft das in der Agentur ab, wie laufen Projekte grundsätzlich ab von A bis Z. Das war mir einfach nicht klar. Wie auch? Das lernt man eben nur, wenn man es tut.

Gudrun: Ja, genau. Und es ist ja auch kein Inhalt vom Designstudium. Egal, ob man jetzt eine Ausbildung gemacht hat, obwohl da bist du wahrscheinlich noch am ehesten dran, wenn du wirklich in einem Lehrbetrieb unterwegs bist. Aber wenn du studierst – egal ob du jetzt an der Uni oder an der Fernuni- Es ist immer theoretisch. Dieser ganze praktische Part, der fehlt einfach.

Janina: Richtig, ja. Und ich hab mich einfach auch nicht sicher gefühlt. Ich wusste nicht, was ist üblich in der Branche. Sei es jetzt was Kosten betrifft, als auch was Abläufe. Also ja, ich war einfach noch ein bisschen unbedarft, muss man so sagen. Und dann hatte ich zu der Zeit auch einfach gar keine Lust mehr auf dieses Projektmanagement-Thema. Das war einfach dann genug.

Dann habe ich mich entschieden, gut, jetzt gehst du aufs Ganze und habe mich für ein Praktikum beworben. Ich hatte Riesenglück, ich bin mit einer ganz tollen kleinen Agentur gelandet, die alles Mögliche gemacht haben, von Ausstellungsdesign bis hin zu Corporate Design für schöne Firmen. Da war ich dann zwei Monate im Praktikum und habe da alles von der Pike auf gelernt, hatte ganz liebe, tolle Kolleginnen und wurde dann auch übernommen und war dann festangestellt dort.

Das war eine super Zeit. Einfach weil die Agentur so klein war, hat eben jeder auch alles mal gemacht. Man ist jeden Designpunkt mal durchlaufen, vom Brainstorming bis hin zur Druckabstimmung an der Maschine, in der Druckerei. Das fand ich ganz toll. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, es war eine sehr, sehr tolle Zeit einfach dort. Und dann zwei Jahre später bin ich schwanger geworden und habe kurz hintereinander zwei Kinder bekommen und stand dann während Corona, kurz vor dem Ende meiner Elternzeit, dann auch wieder vor der Frage, wie geht es denn weiter? Möchte ich in die Agentur zurück oder möchte ich wieder selbstständig arbeiten? In der Elternzeit durfte ich nämlich meine Kunden aus meiner ersten Selbstständigkeit weiter betreuen. Das heißt, ich war nie so ganz raus, aber ich musste einfach für mich eine Entscheidung treffen, wie möchte ich jetzt weiter arbeiten?

Da bist du, Gudrun, auch ins Spiel gekommen. In der Zeit haben wir uns kennengelernt und ich habe die Achtung Designer Business Academy besucht und fand das unheimlich hilfreich, was ich da bei dir alles mitnehmen konnte. Von der Positionierung bis hin zum Designschwerpunkt. Und habe mich dann entschieden, ja, ich mache mich wieder selbstständig. Und ja, so ist der Stand der Dinge.

Gudrun: Und es war ja die aller allerbeste Entscheidung, die du eigentlich treffen konntest, wenn man sich anguckt, wo du jetzt stehst. Und das, obwohl du ja schon so viele unterschiedliche Dinge gemacht hast. Aber du hast ja auch immer einfach was mitgenommen. Aus jedem Step, den man so geht, bringt man ja immer auch was Neues dann auch in so eine Selbstständigkeit ein. Janina, was würdest du sagen, welche Vorteile hat dir dieser Projektmanagement-Pädagogik-Background? Welche Vorteile hat das jetzt für dich in deinem Designalltag?

Janina: Also definitiv das strukturierte Arbeiten, dass man einfach weiß, wenn man viele Dinge gleichzeitig tun muss, wie priorisiert man. Im Projektmanagement muss man ja oft auch viele Aufgaben im Hinblick auf Zeit und Kosten so im Blick behalten, Risiko- und Nutzen abwägen, mit vielen verschiedenen Leuten sprechen. Das war tatsächlich auch ein Punkt, der mir sehr geholfen hat, einfach Scheu abzulegen, auch völlig fremde Leute anzurufen, um mit denen über irgendwas zu sprechen.

Und das andere war Kenntnisse im Bereich Betriebswirtschaft und Buchhaltung, weil da hatte ich ja jetzt auch nicht so viel Ahnung, bevor ich angefangen habe zu arbeiten, aber da habe ich gelernt, wie sieht eine Rechnung aus, was muss da alles drin stehen, wie kann ich meine Kosten im Blick behalten, dass ich eben jeden Monat schaue, was waren Eingänge, was waren Ausgänge. Also im Grunde genommen Lapalien, die halt doch wichtig sind, damit man weiß, wo man gerade steht. Und da war jetzt so die Arbeit im Vorfeld im Projektmanagement sehr hilfreich. Ich meine, da bin ich ja auch jetzt nicht ausgebildet und ich versuche auch immer wieder da Kurse zu machen, um mich weiterzubilden. Nur das war auf jeden Fall ein einfacherer Einstieg, als wenn ich das alles nicht gewusst hätte.

Gudrun: Es ist ja auch ganz spannend, dass du für diesen unternehmerischen Part deinen ersten beruflichen Background mitbringst und durch das Praktikum und die Agentur die ganzen kreativen Abläufe kennst. Das heißt, du hast wirklich zwei starke Standbeine mitgebracht in deine Selbstständigkeit. Richtig. Im Nachhinein betrachtet war das alles total schlüssig. Ganz genau. Aber das war dann eben immer erst hinterher. Währenddessen fühlt es sich ein bisschen anders an. Also bei mir war das zumindest immer so, dass ich dachte: „Ookay, ich sehe kein Land mehr, was passiert hier gerade?“

Janina: Solche Momente gab es natürlich auch, definitiv. Aber im Nachhinein denkt man sich, das hat sich jetzt alles im Wohlgefallen aufgelöst und schön, dass das so gekommen ist, wie es gekommen ist.

Designerin Janina Steger am Arbeitsplatz
Designerin Janina Steger arbeitet an zwei Arbeitsplätzen – immer passend zu den digitalen oder analogen Projekten, die sie gerade gestaltet.

Gudrun: Lass uns mal wieder den Bogen zu deinem Designschwerpunkt schlagen. Du hast gesagt Infografiken und Surface Pattern Design. Magst du mal ein bisschen dazu erzählen, wie es dazu gekommen ist, dass du dich für diese Bereiche entschieden hast? Und was das eigentlich ist? Vielleicht für die, die auch nicht so richtig wissen. Okay, Surface Pattern Design, was war das jetzt?

Janina: Also Surface Pattern Design, das ist im Grunde genommen Oberflächendesign oder Musterdesign. Es sind nicht immer nur Muster, es können auch Handletterings oder Illustrationen mit drin sein. Aber im Grunde ist es das, womit alle Oberflächen bespielt werden können. Sei es jetzt Tapeten oder auch zum Beispiel Notizbücher. Also alles, was irgendwie bedruckt werden kann, fällt in diesem Bereich.

Und wie ich dazu gekommen bin, das war auch in dieser Umbruchphase, wo ich mich fragen musste, wie geht es jetzt für mich weiter. Ich habe in der Zeit relativ viele Bücher so über Marketing für Kreative gelesen. Und in allen dieser Bücher wurde eine vorbildliche Online-Präsenz einer Illustratorin vorgestellt und das war Ohn Mar Win. Und diese Illustratorin, die macht ganz viel Oberflächendesign, also Surface-Pattern-Design. Und ich habe mir dann die Webseite angeschaut von ihr und ich bin fast vom Stuhl gekippt. Das hat mich so begeistert. Die hatte so Bild, so fröhliche Illustrationen in Aquarell, in Tusche, also ich hatte sowas einfach noch vorher noch nie gesehen und vor allem diese Kombination, dass das dann eben auf zum Beispiel Servietten oder auf Etiketten für Nahrungsmittel zu sehen war, das hat mich total begeistert. Dass das, was man tut, auf Dingen, die man benutzt, weiterverwendet wird. Diese Verknüpfung hat mir gefallen. Und eben auch diese künstlerische Freiheit, die man damit ja auch so ein bisschen hat.

Gudrun: Ist auch ein bisschen speziell, das muss man einfach dazu sagen. Es gibt nicht so viele, die sagen:“Okay, das ist mein Schwerpunkt“.

Janina: Man muss ja auch dazu sagen, dieser Schwerpunkt ist für mich jetzt noch relativ neu und da stehe ich auch noch ziemlich am Anfang. Das heißt, ich bin gerade noch dabei, mein Portfolio so weit aufzubauen, dass ich mich damit sicher fühle, an Verlage und Produzenten rauszugehen. Aber ja, der Anfang ist gemacht und ja, ich habe dann ganz viele Kurse gemacht im Internet und habe mir so die Grundlagen angeeignet und möchte jetzt damit weitermachen, weil ich merke, dass mich das sehr erfüllt und weil ich auch glaube, dass der Markt dafür da ist.

Gudrun: Ja, und es passt ja auch total gut zu deinem Stil. Das passt einfach auch total gut zu dem, was du machst.

Janina: Alles hat sich passend gefügt.

Gudrun: Und die Infografiken?

Janina: Die Infografiken, das war auch … ja doch, das war schon irgendwie mehr ein Zufall. Eine Kundin hatte mich angesprochen und gefragt, ob ich Lust hätte, Infografiken zum Thema Klimawandel zu machen. Meine erste Reaktion war: „Ja, aber ich habe noch nie Infografiken gemacht.“ Und dann habe ich mich erst mal eingelesen in das Thema und wir haben dann zusammen ein Konzept erarbeitet. Das hat einfach so viel Spaß gemacht und da habe ich auch gemerkt, genau wie bei dem Surface Pattern Design, da geht mir das Herz auf und es ist so eine schöne Verknüpfung von Ordnung schaffen und gestalten und auch noch Inhalte anderen näher bringen. Also so dieser pädagogische Aspekt, das war auch noch mal so eine Tür, die sich da für mich geöffnet hat. Also das hat mir sehr viel Freude gemacht und mache ich jetzt seitdem regelmäßig.

Gudrun: Ja, ich bin ja auch ganz großer Infografik-Fan. Also kann ich sehr, sehr empfehlen, den ganzen Bereich, weil es einfach super spannend ist. Und ich finde auch immer, und da sind wir uns glaube ich an der Stelle einfach auch sehr ähnlich, sehr viel Informationen so visuell aufzubereiten, dass man sie leicht nachvollziehen kann. Das macht einfach unheimlich viel Spaß. Und es hat immer einen ganz klaren Kontext. Und was ich an Infografiken auch sehr gerne mag, ist einfach, die sind so kurz und knackig. Also, weißt du, es ist ein Thema, man beschäftigt sich damit, eine große Grafik, fertig, nächstes Thema. Es ist nicht, dass man so elendig lange an Dingen arbeitet. Also es gibt ja auch Designer, die sich gerne so richtig tief einfressen und über Wochen da dran hängen, aber ich bin es nicht. Ich mag dieses Kurzweilige daran sehr, sehr gerne.

Janina: Also wenn ich dann an einem Thema arbeite, dann möchte ich mich schon auch vertiefen. Aber du hast schon recht, also wenn man das dann hat, dann kann man das abschließen und zum nächsten wandern. Also es ist jetzt nichts, was einen jetzt irgendwie so fünf Jahre gleitet. Zumindest jetzt bei den Aufträgen, die ich hatte, war das nicht der Fall. Gibt es vielleicht sicher auch.

Gudrun: Und der Fokus auf die Infografiken hat sich für dich ja auch einfach total gelohnt, denn du hast ja gerade auch eine Auszeichnung für deine Infografiken bekommen bzw. deine Infografiken waren einfach bei einer Auszeichnung dabei. Was natürlich eine total schöne Bestärkung einfach für die eigene Arbeit ist. Erzähl mal, Janina.

Janina: Ja, das war eine große Überraschung. Eben genau diese Klimawandel-Grafiken, mit denen ich angefangen habe. Also es ist eine Serie, aber die ersten, die waren mit dabei, die haben die Comenius-Medaille gewonnen. Das ist eine Auszeichnung für pädagogisch, inhaltlich und gestalterisch herausragende Bildungsmedien und ja, dieses Projekt hat diese Medaille gewonnen. Und das ist natürlich eine riesige Freude gewesen. Also Ich freue mich nach wie vor sehr darüber, weil das meine erste Auszeichnung als Designerin überhaupt ist. Und weil das eben auch so ein Projekt ist, das mir so am Herzen liegt. Sowohl vom Thema als eben auch, weil es mein persönlicher Einstieg in diesen Schwerpunkt war.

Gudrun: Herzlichen Glückwunsch! Ich finde es auch super, super cool. Es gibt einem nochmal so ein ganz anderes Gefühl. Es ist einfach eine tolle Bestätigung und es schließt auch wieder einen Kreis zu dem, was du früher gemacht hast. Einfach dieses Pädagogische auch nochmal so mit reinzubringen.

Janina: Ja, genau.

Gudrun: Wie sieht denn so ein typischer Arbeitsalltag bei dir aus? Wie kann ich mir das vorstellen? Gerade weil du ja so viele Sachen machst.

Janina: Normalerweise startet mein Tag so zwischen acht und halb neun, wenn die Kinder alle in Schule und Kindergarten verräumt sind. Man hat einfach Ruhe und man kann sich so ein bisschen auf das fokussieren, was man eigentlich machen möchte. Und wenn ich dann am Schreibtisch sitze, schreibe ich erstmal meinen Journal. Auch ein Impuls von dir, liebe Gudrun.

Das heißt, ich mache so einen 5-Minuten-Brain-Dump, wo ich alles rauslasse, was irgendwie so in meinem Kopf rumspukt, weil ich festgestellt habe, dass ich danach einfach viel fokussierter bin und nicht mehr über diese ganzen Sachen nachdenken muss. Und dann, je nachdem, nach Dringlichkeit, was ansteht, kümmere ich mich entweder um mein eigenes Marketing, also schreibe Blogbeiträge oder schaue, was auf Social Media gemacht werden muss oder was sonst noch für Sachen offen sind. Oder ich kümmere mich um die Kundenprojekte.

Und danach, meistens so nach dem Mittagessen, weil dann bin ich erstmal ausgepowert, mache ich dann kreative Sachen, also mal oder überlege mir Konzepte eben für Kollektionen, sowas in der Art. Und dann kommt noch mein halbstündiger Spaziergang, den möchte ich nach wie vor jeden Tag unterbringen, einfach weil es so gut tut, da den Kopf freizukriegen und so ein bisschen moderate Bewegung zu haben. Ja, und dann startet auch schon der Nachmittag mit den Kindern und der Familie.

Gudrun: Ja, das heißt aber, du arbeitest quasi ja immer nur halbe Tage? Also fängst du ein bisschen später an, weil die Kinder ja erst noch zum Kindergarten müssen und dann bis zum frühen Nachmittag.

Janina: Naja, halb neun ist jetzt nicht so ein bisschen später, finde ich, oder? Das ist eine normale Zeit.

Gudrun: Okay, gut, ja, das ist, weil ich immer so früh aufstehe … Genau, wer mich vielleicht noch nicht so gut kennt, ich stehe immer tatsächlich um 5 Uhr auf. Und wenn man um 5 Uhr aufsteht, ist halb 9 so gefühlt so halber Tag. 😄

Janina: Stimmt, ja, da hast du natürlich recht. In der Agentur haben wir immer um halb 10 angefangen, deswegen ist halb 9 da jetzt schon früh.

Gudrun: Ja, das liegt immer so ein bisschen am eigenen Rhythmus. Ja, ich vergesse das einfach immer an der Stelle. Wie organisierst du dann trotzdem, dass du so viel schaffst? Also du hast deine Kundenprojekte, du hast deine eigenen Kollektionen, Du machst einfach auch gerne noch viele andere kreative Sachen. Du hast schon mehrfach jetzt hier das Malen, Collagen und ähnliches erwähnt. Du schaffst einfach unheimlich viel, obwohl du ja wenig Arbeitszeit hast. Was machst du oder wie fokussierst du dich? Wie sorgst du dafür, dass du tatsächlich alle diese vielen kreativen Ideen in die Umsetzung bekommst?

Designerin Janina Steger
Mein Tipp: Wenn man etwas machen möchte und dafür brennt, dann habt ruhig den Mut und macht das. Denn es lohnt sich. Egal, was am Ende bei rauskommt. Auf dem Weg nimmt man so viel mit und lernt viel und ist am Ende auf jeden Fall reicher.

Janina: Also mein wichtigstes Tool ist mein Bullet Journal, mein Notizbuch, wo ich einfach alles reinschreibe, was ich im Kopf behalten muss. Und was ich sonst nicht im Kopf behalten könnte, muss man auch ganz offen sagen, wenn ich das nicht aufschreibe, ist es weg nach ein paar Minuten. Aber es verschwindet einfach irgendwann, weil es zu viel ist.

Und ansonsten benutze ich jetzt seit Anfang dieses Jahres Trello, was ich total toll finde. Wer das nicht kennt, das ist ein Projektmanagement-Tool, mit dem man online einen ganz tollen Überblick behalten kann über alle seine Aufgaben. Einfach weil es arbeitsmäßig jetzt mehr geworden ist, so dass ich das jetzt nicht mehr nur auf dem Papier koordinieren konnte. Und da war das eine sehr hilfreiche Ergänzung zu dem Bullet Journal.

Ansonsten, ja, priorisieren ist ganz, ganz wichtig. Also immer zu überlegen, ist das jetzt gerade dringend, ist es wichtig? Und dann zu entscheiden, was mache ich zuerst? Ja. Ich nutze manchmal auch diese Pomodoro-Technik, dass ich sage, so 25 Minuten ohne Ablenkung konzentriert jetzt an dem einen Thema arbeiten und dann Pausen.

Pausen finde ich sowieso ganz, ganz wichtig. Das habe ich früher absolut unterschätzt, aber wenn es nur ist, den Kaffee zu trinken und aus dem Fenster zu gucken oder sich mit jemandem zu unterhalten oder mal die Musik laut aufzudrehen und was ich jetzt seit diesem Jahr auch etabliert habe für mich sind regelmäßige Ausstellungs- und Museumsbesuche einmal im Monat, dass ich mir so einen Vormittag frei nehme und dann mir einfach frische Inspirationen hole, weil es da so viele tolle Sachen draußen zu sehen gibt. Und ich merke, dass es so viel bringt. Ich bin danach immer ganz beflügelt und habe Lust, selber was zu machen.

Gudrun: Das finde ich wichtig. Ja, das kann ich total noch verziehen. Aber insgesamt ist es, ich fand, du hast ein paar ganz, ganz wichtige Sachen gesagt. Man denkt ja immer, ich will mir die Pause nicht gönnen, weil ich habe noch so viel zu tun, es sind noch so viele Projekte, ich muss noch so viel machen, nachher sind die Kinder gleich wieder da, dann geht es nicht. Aber immer mehr reinzudrücken, das funktioniert ja gar nicht. Also mit einer guten Pause zwischendurch schafft man unterm Strich ja viel mehr, weil man einfach zwischendurch einmal so ein bisschen runterkommen konnte. Richtig. Und für die eigenen Ideen und die Inspiration, ich finde so einen monatlichen Museumstag großartig. Was für Museen besuchst du?

Janina: Querbeet, also München hat ja ganz viele tolle Museen. Das ist sowohl bildliche Kunst als auch Fotografie, als auch Rauminstallation. Also ich bin da eigentlich für alles offen, weil ich finde, man kann aus jedem Medium irgendwas für sich mitnehmen. Und ich finde es auch ganz interessant zu sehen, wie andere Künstler arbeiten und die Welt sehen. Also da bin ich nicht festgelegt auf einem Bereich.

Gudrun: Und gehst du dann alleine oder verabredest du dich dann?

Janina: Mit Freunden. Ja, also alleine, das habe ich früher mal ab und zu gemacht, aber inzwischen lieber mit Leuten, eben weil ich ja sowieso hier zu Hause alleine arbeite oder fast alleine mein Mann arbeitet auch hier mit mir, aber mit Freunden das ist dann noch mal schöner, weil man eben gleich auch über die Kunst sprechen kann und sich austauschen kann.

Gudrun: Weil andere sehen es ja auch immer noch mal ein bisschen anders. Ja, voll die gute Idee.

Janina: Ja, also finde ich auch. Für mich lohnt sich das und fühlt sich gut an.

Gudrun: Du machst ja nicht nur Kundenprojekte, sondern du arbeitest ja auch gerne noch darüber hinaus an verschiedenen Sachen. Und ich weiß, dass du zum Beispiel für einen Verein, in den dein Sohn ist, was ganz ganz Tolles gemacht hat. Erzähl mal.

Janina: Mein Sohn ist in einer Naturkindergruppe vom Landesbund für Vogelschutz. Und für diese Naturkindergruppe arbeite ich gerade mit der Leiterin zusammen ein Naturtagebuch, also so eine Art Logbuch, wo die Kinder dann eintragen können, wie das Wetter war, was sie für Tiere gesehen haben, was für Pflanzen, was ihnen sonst so aufgefallen ist. Und das soll dann eben so was in einer Art wie ein Freundschaftsbuch sein, das sie dann immer mitnehmen können zu diesen Treffen und das sie so nach und nach füllen können, um dann auch zu sehen, wie ein Jahr abläuft und was sich verändert hat im Laufe der Zeit. Und einmal im Jahr findet auch ein Heidetag bei uns statt, wofür ich dann die Plakate gestalte. So was macht mir Spaß, weil ich zum einen das Thema mag und zum anderen tue ich damit was Gutes. Die Kinder haben dann auch das Gefühl, die Eltern interessieren sich für das, was sie tun. Da schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe.

Gudrun: Wird es zum Schluss richtig gedruckt? Kriegen die Kinder dieses Naturtagebuch fertig in die Hand?

Janina: So ist der Plan, genau, so als Ringbuch.

Gudrun: Und wann ist es fertig? Also noch seid ihr ja an Arbeit.

Janina: Also mein Ziel ist der Herbst. Mal schauen, ob es sich bis dahin realisieren lässt.

Gudrun: Okay, und dann im Winter ist ja gar nicht so viel, vermute ich.

Janina: Doch, da gehen wir auch raus. Und da kann man das Ganze mal weiter befüllen. Ziel ist eigentlich, dass man das von Januar bis Dezember, so einen Jahreskreislauf dann füllt. Deswegen ist Herbst jetzt eigentlich auch ein ganz gutes Ziel, dass sie das dann ab Anfang des nächsten Jahres nutzen können.

Gudrun: Ich dachte erst, dass man mit dem Frühling, mit dem Erwachen der Natur, loslegt. Aber ja, klar, im Januar ist auch einfach ein guter Start, mitten im Winter. Und dann zu gucken, wie es wirklich anfängt, so ganz langsam Schritt für Schritt. Oder bei uns in Hamburg, warte ganz kurz, der Schnee kommt ja immer erst deutlich nach Weihnachten. Wahrscheinlich mit dem ersten Schnee geht dann das Naturtagebuch los.Aber das ist ein schönes Projekt. Es ist ein rein ehrenamtliches Projekt?

Janina: Ja, einfach so eben aus dieser Gruppe heraus entstanden und da bin ich auch sehr gespannt, wie das dann am Ende wird.

Gudrun: Wie schaut denn das überhaupt aus bei dir? Du machst viele digitale Sachen, das haben wir jetzt schon gehört, aber du machst auch gerne Sachen mit den Händen?

Janina: Genau. Also ich bastel eben gerne Collagen. Das lässt sich einfach auch wunderbar so mit den Kindern vereinbaren an so einem regnerischen Nachmittag. Da werden alle Sachen auf den Tisch gepackt und jeder kann sich dann nehmen, was er braucht. Und das ist auch so eine ganz tolle Möglichkeit, so ein bisschen von diesem digitalen Perfektionismus abzurücken, dem auch ich ganz oft unterliege. Dem unterliege ich eigentlich auch beim Basteln. Also oft gefallen mir die Sachen, die ich mache, nicht.

Gudrun: Analoger Perfektionismus.

Janina: Genau, ja. Und das hilft da so ein bisschen von abzurücken und einfach mal nur auszuprobieren ohne Anspruch, dass da jetzt große Kunst bei rauskommt oder irgendwas, was man dann verkaufen kann, sondern einfach nur machen um der Sache willen. Und das finde ich sehr befreiend.

Gudrun: Und deine Kinder doch bestimmt auch, oder? Die sind für solche Sachen immer fürchterlich gerne zu haben. Und zum Schluss klebt dann alles.

Janina: Das geht. Das hält sich im Rahmen. Das ist eher so der Punkt, wenn wir dann mit Acrylfarbe was machen, dass man davor ja alles erstmal auslegen muss und Tische abdecken muss, damit nicht dann das ganze Wohnzimmer bunt ist oder noch bunter.

Gudrun: Wie sieht denn dein Arbeitsplatz aus, Janina? Du hast ja den digitalen Part und du hast aber natürlich auch den Part, wo du, also wie du eben schon gesagt hast, wo man dann einfach auch wirklich mit den Händen arbeitet, mit Farbe arbeitet, mit Papier arbeitet. Hast du einen Arbeitsplatz, hast du mehrere Arbeitsplätze? Also wie können wir uns das vorstellen?

Janina: Tatsächlich habe ich zwei, wenn man das so unterteilen möchte. Mein Schreibtisch, wo mein Computer ist, mein Vision Board, dass ich dann immer sehen kann, was ich für Ziele habe für dieses Jahr. Und da kann ich dann ganz gut konzeptuell arbeiten oder eben einfach am Rechner die Illustrationen und was ich da gerade so mache weiter bearbeiten. Und dann noch unser großer Esstisch, wo einfach mehr Platz ist und besseres Licht. Und da bin ich dann am Malen und Kleben und Gestalten.

Gudrun: Aber es ist beides in einem Raum, also hast du so einen großen kreativen Raum für dich.

Janina: Genau, das ist ein großer Raum.

Gudrun: Wenn ich jetzt sage, Mensch, ich finde Janinas Sachen total spannend, ich würde so gern sehen, für welche Infografik es den Preis gab und das Naturtagbuch, das finde ich auch total spannend. Wo kann ich dich online finden? Also wie kann ich jetzt am besten mit dir Kontakt aufnehmen, wenn ich einfach mal Hallo sagen möchte?

Janina: Am besten geht das über meine Webseite unter www.philografina.de oder auf Instagram @philografina.

Gudrun: Vielen, vielen Dank für das Interview. Janina, sag mal zum Schluss noch eine Sache, die du anderen Kreativen mit auf den Weg geben würdest. Ganz spontan eine Sache, was ist das, was du wahnsinnig gerne am Anfang selber gewusst hättest?

Janina: Ich würde sagen, wenn man etwas machen möchte und dafür brennt, dann habt ruhig den Mut und macht das, weil es lohnt sich, egal was am Ende bei rauskommt. Auf dem Weg nimmt man so viel mit und lernt viel und ist am Ende auf jeden Fall reicher. Habt den Mut.

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