„Ich möchte Kunden so früh wie möglich mitnehmen“ – Interview mit Christina Dehn

Wie hat sich der Beruf des Designers seit den 1990ern verändert? Das und weitere spannende Einblicke in den heutigen Designalltag verrät uns Christina Dehn im Interview.
Ein Interview mit Designerin Christina Dehn – Achtung Designer

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Gudrun: Wenn man heute als Designer startet, dann ist es klar, dass man digital arbeitet und dass auch neue Technologien wie KIs unseren Berufsalltag beeinflussen und verändern. Wie schaut das aber aus, wenn man in einer Zeit Design und Gestaltung gelernt hat, in der das noch nicht selbstverständlich war?

Genau darüber und über viele andere tolle Themen möchte ich heute mit der Designerin Christina Dehn sprechen. Denn Christina arbeitet schon seit 1990 als Designerin und hat darum ein anderes Know how und einen ganz anderen Background als die meisten Designer, mit denen ich sonst bei Achtung Designer spreche. Herzlich willkommen, liebe Christina Dehn zu diesem Interview.

Christina Dehn: Herzlich willkommen, liebe Gudrun und ich freue mich, bei dir im Interview zu sein.


Ein Stuhl mit Wasserspritzern von Christina Dehn.
Christina Dehn wird aus einem Fass mit Wasser übergossen.
1990 hat Christina Dehn ihren Abschluss als Druckvorlagenherstellerin mit Schwerpunkt Reprovorbereitung gemacht. // Abbildung zusammengestellt von Christina Dehn

Gudrun: Christina, du arbeitest jetzt seit 1990 als Gestalterin und bist laut Ausbildung eine Druckvorlagenherstellerin mit Schwerpunkt Reprovorbereitung. Man hört schon an diesen Begriff, dass da ein ganz anderes Handwerk drinsteckt. Kannst du uns mal einen Einblick geben, wie die Gestaltung zu dem Zeitpunkt war, als du das gelehrt hast?

Christina Dehn: Ja, das war, wenn ich darüber nachdenke, eben nicht nur – das hört sich jetzt so alt an – ein anderes Jahrhundert, es war sogar ein anderes Jahrtausend, in dem ich meine Ausbildung gemacht habe. Ich habe mich nach dem Abitur nicht getraut zu studieren. Ich hatte wirklich Schiss davor, jeden Tag neue Ideen zu spucken. Aber ich hatte einen Mentor, der erkannt hat, dass ich sehr, sehr pingelig bin.

Gudrun: Im allerbesten Sinne.

Christina Dehn: Ja, ja. Und das brauchte man eben für meinen Beruf als Reinzeichner. Das war eine dreijährige Ausbildung, die ich auf zweieinhalb Jahre verkürzt habe. Es war tatsächlich sehr, sehr viel Handwerk. Und es war auch wichtig, super genau zu sein.

Eine Headline bei einer Länge von 42 Zentimetern auf einen Viertel Millimeter genau zu platzieren, das habe ich mir vorher nicht vorstellen können. Aber wenn mein Lehrmeister, ein alter Setzer, hinter mir gestanden hat und ich habe eine Headline über eine A3 Seite quer geklebt, dann konnte der mir sagen „Also die hängt auf der rechten Seite einen Viertel Millimeter“. Und wenn ich das nachgemessen habe, war das auch so und ich habe gedacht, der ist doch bescheuert. Also so genau war ich ja nicht. Aber es war sehr viel Kleben, es war sehr viel Zeichnen.

Das, was man heute macht, bei einer Schrift mal eben zu sagen, du hast eine Outline, das ging damals nicht. Heute gibt es die Schriften ja alle mit Outline und kursiv und fett und nicht fett. Das habe ich tatsächlich damals alles per Hand gemacht. Also ich habe zum Beispiel für eine Logo Gestaltung die einzelnen Buchstaben einer Helvetica auf zwölf Zentimeter mit der Reprokamera vergrößert, auf Fotopapier belichtet und habe dann die Outline gezeichnet. Alle Buchstaben einzeln mit Rapidograph, mit Kurvenlineal und Zirkel.

Und dann mussten eben auch alle Linien drum rum gleich dick sein. Man musste runter- oder hochrechnen. Wie dick muss denn bei dieser Größe die Linie sein, damit sie hinterher, wenn sie dann 36 Punkte hat oder so, genau eben die Outline-Stärke hat, die man haben wollte? Man war ständig irgendwie benebelt vom Fixugum. Weil das, was ich in der Lehre gemacht habe war, die sogenannten Satzfahnen, also das, was wir heute mal eben im InDesign layouten, auf die Reinzeichenpappe zu kleben.

Der Setzer hat den Text auf der Satzmaschine gesetzt, er wurde auf Film belichtet, dann auf auf Fotopapier kopiert und dann musste das entwickelt werden. Das Fotopapier hat man dann hinten mit Fixogum eingepinselt und das auf eine Reinzeichenpappe, einen dicken Karton, geklebt, der zuvor auf einem Reißbrett fixiert wurde. Darauf wurden dann die Passmarken angezeichnet – mit Bleistift – und dann überzeichnet mit dem Rapidographen. Alles, was hinterher bleiben sollte, wurde mit dem Rapi gezeichnet.


Eine Sammlung von Markern und Tinten, praktischerweise bereitgestellt von Christina Dehn.
Ein Bild mit Christina Dehn mit Uhr und Papier.
Anstelle von Grafikprogrammen wurde früher alles von Hand gezeichnet. Die dafür typischen Arbeitsmaterialien kannst du dir hier anschauen. // Abbildung zusammengestellt von Christina Dehn

Ich habe mal ein paar Fotos zusammengestellt, wo ihr euch das dann hinterher angucken könnt. Und wenn es eine Satzkorrektur gab – Blocksatz war immer ganz besonders schlimm – dann wurden teilweise einzelne Worte aus dem Fotopapier rausgeschnitten und wieder eingeklebt. Dann begann die gleiche Prozedur wieder von vorne, nämlich neu setzen, belichten und da wieder einsetzen.

Teilweise musste man auch das Kerning zwischen den Buchstaben per Hand schneiden und wieder einkleben. Und es hat alles unheimlich lange gedauert. Ich weiß, wir haben damals ein 100 seitiges Design Manual für Aspirin gemacht und ich glaube, wir haben fast ein ganzes Jahr daran gearbeitet.

Aber das war auch das, was mir super gut gefallen hat. Und das, warum es eben auch Reinzeichnung hieß. Ich habe selber nicht gestaltet. Als ich gelernt habe, ging es eben wirklich nur darum, Dinge vom Setzer zu bekommen und die für die Reprofotografie, also für die spätere Produktion, sauber zu zeichnen, dass es ordentlich produziert werden konnte.

Und erst zum Ende meiner Lehre kam der Rechner mit dazu – also die ersten Apple Macintosh-Rechner, die damals wirklich noch 40.000 D-Mark oder mehr gekostet haben. Also es war auf jeden Fall eine Investition für eine Firma einen Rechnerplatz einzurichten.

Und ich weiß, dass ich in der Lehre eine der letzten war, die an so einem Rechner gelernt hat. Viele, die in Agenturen ausgebildet wurden, hatten schon Computer. Ich habe in der Technologiestunde der Berufsschule Stunden damit verbracht, mit der Maus in die richtige Ecke vom Bildschirm zu kommen. Das war wie Autofahren lernen. Das war für uns damals so ungewohnt – und auch für den Lehrer. Es war eine wilde Zeit! Es hat sich einfach schon allein innerhalb meiner zweieinhalb Jahre Lehre, technisch extrem viel getan.


Ein Bild von einem Computer, einem Drucker und Christina Dehn.
Typische Arbeitsgeräte mit denen in den 1990ern Design gestaltet und umgesetzt wurden. // Abbildung zusammengestellt von Christina Dehn, Abb. Reinzeichner vom Wochenblatt

Gudrun: Ich finde es total spannend, dass viele Begriffe, die du jetzt so nebenbei gesagt hast, sei es Passmarken oder sei es einfach das Wort Reinzeichnungen an sich und so, Begrifflichkeiten sind, die wir ganz selbstverständlich benutzen.

Wir wissen natürlich auch wofür die sind, aber den Ursprung, weswegen die eingeführt worden sind, die haben wir natürlich überhaupt gar nicht präsent. Ich meine die 90er sind jetzt auch noch nicht so unendlich lange her, aber gefühlt ist die Technologie so weit weg wie die Steinzeit. Obwohl es natürlich überhaupt gar nicht so lange her ist.

Christina Dehn: Das ist genau mein Gefühl, das ich habe, wenn ich mich mit einer Generation später unterhalte, also nur zehn Jahre weiter. Es ist schon so, wenn ich oder eben mein Kollege davon erzähle, dass wir sagen, die müssen echt denken, was sind das für Omas und Opas.

Wir haben wirklich noch gelernt, wo es herkommt. Mein Kollege – der acht Jahre älter ist als ich, hat Buchdrucker gelernt und hat noch mal, was Typografie angeht, viel mehr Hintergrundwissen zu den einzelnen Lettern, weil der tatsächlich noch Bleisatz gemacht hat.

Und das Gefühl, was wir beide zur heutigen Design-Ausbildung haben, ist, dass es nicht mehr so in die Tiefe geht. Ihr wisst nicht mehr so genau, woher das kommt. Und viele Dinge sind nicht mehr so wichtig, weil die Programme es selber machen. Und auch die Kunden sind „gefühlt“ nicht mehr so pingelig, wie das damals war. Ich habe dieses Handwerk total geliebt. Es hat Spaß gemacht.

Ich habe gerne gezeichnet, ich habe gerne gemalt und die Befürchtung war, wenn es denn alles automatisiert wird und man es am Computer machen kann: Ist es dann noch der gleiche Beruf, macht es dann immer noch Spaß?

Aber das war es eben, was ich dann für mich entdeckt habe. Es nannte sich später „DTP-Operator“, wenn man am Rechner gearbeitet hat. In der ersten Agentur, haben wir Kampagnen für Apple entwickelt. Das war ganz interessant. Da bekam man Briefmarken große Scribbles vom Art Director. Der hatte dann so eine Idee, wie was aussehen kann und wir als DTP-Operator mussten das umsetzen, Layouten. Ja.

Und da konnte man sich auch selber von der Gestaltung her einbringen, weil die Vorlagen eben nur so klein und wirklich nur angedacht waren. Es ist fast so ähnlich, wie wenn dir heute ein Kunde sagt: „Ja, also ich habe da so eine Idee, es könnte irgendwie so und so aussehen.“ Das ist auch noch mal ein Vorteil für mich heute, weil ich das gut transferieren kann.

Schließlich habe ich irgendwann gemerkt: Ich habe tatsächlich die Fähigkeit selber zu gestalten und bin immer mutiger geworden. Und als ich mich später selbstständig gemacht habe, habe ich echt gedacht: „Okay, das ist nicht das Problem, dass ich die Herausforderung habe, jeden Tag neue Ideen zu kreieren.“ Davor hatte ich nämlich ursprünglich Angst.

Wenn man mit dem Kunden eng zusammenarbeitet, kann da gut was draus werden. Das, finde ich, ist auch ein Vorteil, aus meiner früheren Agenturzeit. Ich habe immer in kleinen Agenturen gearbeitet und immer versucht ganz nah mit den Kunden zusammenzuarbeiten, so dass da wirklich ein Austausch stattfindet. Was ich heute bei meiner Arbeit sehe, also der ganzheitliche Ansatz, den kann man einmal spirituell sehen. Man kann ihn aber eben wirklich auch so sehen, dass es diese ganz enge Verbindung mit den Kunden gibt. Das ist schön und das ist das, was ich an meiner Arbeit so schätze.

Gudrun: Ja, das finde ich total interessant, liebe Christina, weil man natürlich diese Art von Arbeit, wie gesagt, heute gar nicht mehr so kennt. Ich kann mir gut vorstellen, dass das auch die Art und Weise beeinflusst, wie du heute arbeitest. Jetzt machst du Logo und Corporate Design für ganz unterschiedliche Kunden.

Aber ich kann mir gut vorstellen, dass dieses genaue, handwerklich ausgefeilte Arbeiten auch heute noch die Art und Weise beeinflusst. Heute arbeitest du natürlich mit den gleichen digitalen Programmen wie wir anderen auch. Wie kann ich mir deinen kreativen Schaffensprozess vorstellen?

Christina Dehn: Also ich mache tatsächlich noch Scribbles auf Papier, aber eher um Ideen festzuhalten. Anschließend arbeite ich gerne mit InDesign. Ich habe es nicht so mit Adobe Illustrator, das ist eher das Tool hinterher zum Konvertieren und zum In-Pfade-umwandeln. Oder wenn ich eine feste Outline machen muss, dann kommt der Illustrator zum Einsatz. Aber ansonsten ich mache alles in InDesign und da auch immer schon sehr genau.

Ich habe nicht so viele Richtungen, in die ich beim Design arbeite – da kommt der Reinzeichner wieder durch. Ich arbeite halt schon meine Lieblingsentwürfe direkt sehr genau aus. Ich lasse mich leiten durch die Idee des „Inspiration Boards“, wenn ich dann mit Kundinnen zusammenarbeite. Ich nehme ein paar von den Entwürfen schon in der ersten Phase, die sehr unterschiedlich sind und gebe dazu verschiedene Design Elemente auf ein Board. Ich packe schon ein paar Farben dazu und eventuell auch andere Logos, die einen bestimmten Stil haben und zeige das den Kunden. Das mache ich schon mal für mich, auch um so schneller eine Design-Richtung festzulegen. Aber ich arbeite eben wirklich schon sehr ins Detail – auch in der Entwurfsphase.

Gudrun: Ja, einfach weil du so tickst.

Christins Dehn: Ja, ja. Ein Freund von mir hat mal gesagt: „Du bist so eine echte Fliege-in-den-Arsch-Guckerin“. Er hatte das damals nicht so wirklich als Kompliment gemeint. Aber es ist tatsächlich so.

Gudrun: Das heißt, du würdest auch nie einen Logoentwurf rausgeben, von dem du sagst, die Schrift sitzt aber noch nicht sauber? Es ist vielleicht noch nicht das finale Design das du zeigst, aber es ist schon sehr schön und sehr nah dran an einem wirklich guten, ausgefeilten Design.

Christina Dehn: Ja, also die klassische Entwurfsphase, wo ich von Kolleginnen weiß, dass sie da nur Bleistift-Scribbels zeigen, um erst mal eine Richtung festzulegen und um nach hinten raus auch gar nicht mehr so viel Arbeit zu haben, das kann ich einfach nicht.

Gudrun: Es entspricht nicht deiner Arbeits- und Denkweise?

Christina Dehn: Es ist einfach so. Die erste Entwurfsphase hat meistens so zwischen drei und fünf Logos, aufbereitet anhand dieser Inspiration Boards. Und dann bemühe ich mich eben auch die Anzahl der Designs noch weiter zu reduzieren und die Kund*innen nicht zu überfordern.

Gudrun: Ja, damit sprichst du natürlich auch einen bestimmten Kundenkreis einfach an. Es gibt ja Menschen, die mögen früh dabei sein, auch Kunden, die früh an Entscheidungsprozesse beteiligt sein wollen. Und es gibt andere, die sagen: „Nee, wenn ich was sehe, dann soll das bitte auch schon Hand und Fuß haben.“

Du hast dann eher Kunden so aus der zweiten Ecke, weil die natürlich sich von dir auch viel besser abgeholt fühlen. Ist ja klar, weil ihr viel besser harmoniert. Für wen arbeitest du, Christina? Also was sind so typische Kunden von dir?

Christina Dehn: Es gibt typische Kunden und es gibt Lieblingskunden.

Gudrun: Okay, dann erzähl mal von den Lieblingskunden.

Christina Dehn: Also die Lieblingskunden sind tatsächlich die, die sich mit ihrem Business schon auseinandergesetzt haben, die was bewegen wollen, die für ihre Sache brennen, weil sie so wie ich Best Ager sind. Ich habe mich mit 40 selbstständig gemacht. Das ist jetzt 16 Jahre her. Ja, und das ist auch so die Altersgruppe, mit der ich gerne zusammenarbeite, weil es da eben schon eine gewisse Reife gibt und auch eine Sehnsucht, etwas zu machen, sich zu verändern mit der eigenen Selbstständigkeit. Es hat in dem Alter noch eine andere Qualität, sich selbstständig zu machen.

Gudrun: Weil es auch einen anderen Erfahrungsschatz mit sich bringt. Mit 20 gehe ich da ganz anders ran, als wenn ich dann sage, ich bin 40 oder ich bin 50.

Christina Dehn: Ja, einmal das und bei mir war es damals so: Ich habe meinen Job verloren und keine neue Anstellung gefunden. Ich musste mich quasi irgendwie entscheiden, mich selbstständig zu machen. Übrigens habe ich es nie bereut – beste Entscheidung ever!

Und genau das ist auch das, was ich den meistens Frauen versuche mitzugeben. Dieses, „das ist eine klasse Sache, sich selbstständig zu machen“ und ich kann mit dir an deinem Mindset – ich mag das Wort eigentlich nicht so – also an deiner Einstellung zu dir, zu deinem Geschäft, zu deiner Idee, arbeiten.

Und bestenfalls legen sie wirklich Wert auf gutes Design – auf ein Design, was nicht abgehoben ist, sondern so ein bisschen „quadratisch, praktisch, gut“. Ich selbst bin sehr pragmatisch. Bestenfalls sind im Logo Design diverse Symboliken versteckt, die die Kundin gar nicht selber wissen oder erklären muss. Wo ich ihr einmal erkläre: Das und das ist noch mit drin.

Ich hatte neulich den Fall, da hat eine Kundin gemeint: Also, das ist mir jetzt alles zu viel Bedeutung da drin. Ist gar nicht schlimm, hab ich sie beruhigt: Du musst deinen Kunden das gar nicht erklären, was in deinem Logo alles drin steckt. Aber das ist meine Idee, die ich da reingepackt habe und das sollst du nur für dich wissen.

Und je mehr sie ihr Design fühlen, umso mehr macht das eben auch noch mal was für die Selbstständigkeit mit ihnen. Und genau das ist so dieses Lieblingskunden-Ding. Wenn die ihr Logo und ihr Design erhalten haben, dass sie dann wirklich sagen: „Ich fühl mich so wohl damit. Ich will das jetzt auf meinem Auto, auf Shirts, Mauspads und Tassen haben.“ Also alles mit dem Logo versehen. Das ist das, was ich gerne erreichen möchte.

Und das sind meine Lieblingskunden, die wirklich auch sagen: Ich habe für mein Design Geld in die Hand genommen, ich habe etwas investiert. Das macht nicht nur was mit dem Business, dass man es wiedererkennen kann, sondern es macht auch was mit mir. Ja, also ich fühle mich damit gut, ich fühle mich damit wohl. Ich fühle das Design. Und deswegen dauern Designprozesse mit mir auch – sag ich jetzt mal – relativ lang, obwohl die Kunden „gefühlt“ später einsteigen, weil ich ja nicht die Scribbles zeige, sondern bereits Logo-Richtungen. Mein großes Anliegen ist, sie so früh wie möglich mitzunehmen, aber es ist ein gemeinsamer Prozess.


Eine mit zahlreichen Informationen angereicherte Zeitung, kuratiert von Christina Dehn.
Reinzeichnung von Hand: Jedes Wort und jeder Buchstabe wurde von Hand ausgerichtet und platziert © Abbildung vom Kollegen aus Österreich

Gudrun: Ich glaube, ich verstehe genau, was du sagen willst, nämlich dass man wirklich sagt: die Kunden sehen die Designentwürfe relativ spät, wenn sie ausgereift sind, aber in dem ganzen Prozess davor, da arbeitest du wirklich ganz, ganz eng mit denen zusammen, weil dir einfach ganz wichtig ist, dass es diesen ganzheitlichen Ansatz hat. Also du willst halt nicht nur, dass das Design gut aussieht und dass das Design zu der Firmenidee passt, sondern es soll halt auf die jeweilige Persönlichkeit abholen und im besten Fall sogar noch ein bisschen kreativ die Ecke gedacht sein. Also einfach noch ein bisschen was mitbringen, was noch ein bisschen tiefer ist. Das trifft es, glaube ich, ganz gut dann unterm Strich.

Christina Dehn: Ja, das trifft es gut. Und meine Kund*innen kommen oft aus dem Bereich Coaching. Die meisten von denen arbeiten ja sehr eng mit Menschen zusammen. Da ist eine Energieheilerin, eine systemische Beraterin, ich habe aber auch die Dame aus dem Rechnungswesen und eine Frau, die Persönlichkeitsentwicklung mittels Bogenschießen anbietet.

Die beiden letzten waren so Lieblingskunden, weil sie sehr strukturiert arbeiten. Das ist sehr hilfreich für den Designprozess und eben auch, was ich gerade sagte, das Miteinander-arbeiten. Sie kriegen auch Hausaufgaben von mir auf. Im Markenworkshop, der am Anfang steht, geht es darum, wirklich das eigene Business noch mal zu hinterfragen. Zum Beispiel die Zielgruppe: Wen will ich eigentlich ansprechen? Und dabei passiert oftmals was – wenn sie nicht vorher mit einem Unternehmensberater zusammengearbeitet haben – dass sie sich wirklich noch mal Gedanken über ihr Unternehmen machen müssen. Und dann auch ihr Design verstehen können.

Ich habe manchmal die Rückmeldung bekommen, dass sie schon mal versucht haben, mit einem Kollegen zusammenzuarbeiten, aber das dann auf so einer Designer/Kunde-Ebene stattgefunden hat.

Und ich versuche so zu arbeiten, dass ich sage: Ich war genau in deiner Phase als ich mich selbstständig gemacht habe. Ich kenne deine ganzen Gefühle, deine Ängste, deine Herausforderungen, die du hast. Angefangen beim Steuerberater. Oder wo kriege ich Informationen her? Welches Netzwerk baue ich mir auf? Und das soll unbedingt auf Augenhöhe sein, wenn ich sage – ich habe ja den Leuchtturm im Logo – ich bin deine Inspiration und gebe dir Orientierung. Es ist gerade bei Frauen ganz wichtig, dass man sich mit ihnen auf eine Ebene begibt, aber eben trotzdem als Expertin, dass sie sich sicher fühlen und sagen: Ich habe da jemanden an der Hand, bei dem fühle ich mich einfach gut aufgehoben.

Gudrun: Ja, das ist ja auch dein Job an dieser Stelle. Gerade wenn du sagst, deine Zielgruppe oder deine Lieblingskunden sind andere Selbstständige. Du willst das Logo, du willst das Corporate Design, du willst quasi diese visuelle Identität geben. Da musst du natürlich erst mal verstehen, was haben die denn für eine Identität? Und dass du diesen ganzen unterstützenden, beratenden Prozess auch so mitnimmst, ist ja eine super Leistung von dir.

Also ja, zum Schluss gibt es auch noch das Design, aber ich glaube, das Wichtige ist doch das, was davor passiert. Das ist ja die harte Arbeit – ist keine gute Bezeichnung dafür – , aber das passiert einfach auf einem anderen Level, auf einer anderen Ebene als die visuelle Gestaltung.

Christina Dehn: Ja, da sind wir dann wieder beim Thema „Beratende Gestaltung, gestaltende Beratung“. Wenn jemand, der gerade frisch gründet hat, mit den Zahlen konfrontiert wird, was ein Design kostet, ist die Reaktion oftmals erstmal: „So viel Geld?“. Wenn man aber weiß, dass bei mir ein Designprozess locker über ein, zwei, manchmal drei Monate geht und man immer im Austausch ist und ich so eng mit den Kunden arbeite, dass ich in der Zeit nur ein Design entwickle, weil meine volle Aufmerksamkeit dem einen Kunden gilt, dann steht das Honorar schon wieder in einer ganz anderen Relation. Man bekommt eben am Ende zwar „nur“ ein Design, man hat aber auch ganz viel Unterstützung in der Gründungsphase – oder in der Redesign-Phase, in der man das Business vielleicht auch einfach nur verändert. Ja, man geht wirklich ganz tief in sich selber rein und versteht sich unter Umständen danach viel besser. Und das macht unseren Beruf aus. Wir sind eben nicht nur Gestalter*innen, sondern wir sind ja eben auch ganz nah an den Leuten dran.

Gudrun: Gerade wenn es sich so etwas Elementares wie Logo, Branding, Corporate Design, Corporate Identity, gerade wenn es in diesem Markenkernbereich stattfindet.

Christina Dehn: Und da versuche ich halt auch nicht so in diesem ganzen „Design Wording“ zu sein. Die Begrifflichkeiten versuche ich so darzustellen, dass man in „Hochdeutsch“ redet – so wie einem der Schnabel gewachsen ist und nicht in diesem Design Wording, weil das auch noch mal so eine Distanz schafft.

Gudrun: Ja, wenn der Kunde nicht versteht, worüber du redest und sich vielleicht nicht traut zu fragen, wobei ich jetzt einfach mal in den Raum werfen würde, wenn man mit dir arbeitet, hat man schnell so eine emotionale Verbindung, dass man sich traut zu fragen.

Christina Dehn: Ja, aber es ist schon interessant, was sich alles so an Ausdrücken und Fachworten einschleicht, obwohl …

Gudrun: Weil sie für uns normal sind.

Christina Dehn: Ja, und man das nicht immer wieder hinterfragt. Ich habe das neulich mit meinem Kollegen festgestellt. Ich hatte ihn über ein Angebot gucken lassen und darin den Begriff „SEO“ benutzt. Ich hab festgestellt, dass selbst der Kollege den Begriff in eine völlig andere Richtung einsortiert hat als ich. Da habe ich mir gedacht: Okay, da muss ich noch mal dran arbeiten, dass die Begrifflichkeit geklärt wird.

Gudrun: Christina, wenn du einen so sehr ganzheitlichen, aber auch sehr tiefen und umfassenden Blick auf Logos hast, dann gucke ich mir auch dein eigenes Logo an. Magst du uns einmal ganz kurz mitnehmen? Was hast du dir bei Strandgut Design gedacht? Der Leuchtturm? Warum der Leuchtturm?

Christina Dehn:

Also der Leuchtturm steht für Orientierung, Standfestigkeit, Impulse. Er sendet ständig Lichtimpulse aus. Bei mir kann man unter anderem „Impuls-Meetings“ buchen, wo man sich, wenn man mal irgendwie feststeckt, mit mir über quasi „alles“ unterhalten kann. Er hat das Herz als Lichtquelle, weil ich sehr empathisch, sehr emotional arbeite und versuche wirklich auch sehr viel Herzlichkeit reinzubringen. Ich werde immer mal wieder gefragt, warum der Leuchtturm nicht auf der Erde steht, sondern im Wasser. Alles ist im Wandel, in Bewegung und das ist halt auch Part meiner Arbeit. Da stehe ich ganz fest! Strandgut heißt es, weil die Ideen und Gedanken meiner Kundinnen, so „angespült“ werden – bei mir und bei denen. Es ist alles noch so ungeordnet, aber es gibt schon mal so ein gutes Gefühl dafür. Du findest etwas am Strand. Es fällt dir auf. Du nimmst es auf, guckst es dir an und gibst dem Ganzen dann noch mal eine neue Bedeutung. Und oftmals wird Strandgut mitgenommen und irgendwie zur Schau gestellt. Also die Muschel wird hingelegt, die Feder, das Holz wird vielleicht noch arrangiert und neu bewertet. Und das fand ich ist eine schöne Idee für das, was ich mache.

Und es ist auch immer eine Diskussionsgrundlage. Ich heiße ja Christina Dehn und könnte mich auch einfach „CD – visuelle Kommunikation“ nennen. Das fand ich total langweilig. Bei Strandgut kommt immer die Nachfrage, wieso eigentlich Standgutdesign? Es verwirrt auch mitunter ein bisschen, aber es tut, was es soll: Es erweckt Aufmerksamkeit!

Und Christina, sag noch mal, du bist einfach ein kommunikativer Typ. Du gehörst nicht zu den Menschen, die gerne nur alleine mit sich selber im stillen Kämmerlein sitzen, zumindest nicht die gesamte Zeit. Netzwerken austauschen ist einfach auch ein Teil von dir. Ein ganz wichtiger Teil. Welche Netzwerke würdest du weiterempfehlen oder wo sagst du, da fühle ich mich einfach gut aufgehoben?

Das ist eine tolle Idee. Vielleicht, wenn jetzt jemand zuhört, zuguckt und sagt: „Ja, ich würde auch gerne mehr unter Kreative, aber ich hänge irgendwie zu Hause bei mir alleine fest oder im Büro.“ Welche Netzwerke würdest du sagen, sind einfach ein super Tipp, wenn man sagt, man will ein bisschen mehr mit Gleichgesinnten machen?

Christina Dehn: Also grundsätzlich ist der Austausch mit Gleichgesinnten wichtig! Was ich unter Kreativen oftmals feststelle ist, dass sie viele Infos für sich behalten: „Austausch ist immer gefährlich. Über Preise reden unter Kollegen ist gefährlich.“ Ich mag unser Netzwerk, das Atelier. Das schätze ich sehr. Ich bin erst sehr spät in den Berufsverband eingetreten, der BDG. Ob das jetzt der AGD ist oder BDG, ist egal …

Gudrun: Die Illustratoren Organisation wäre ja auch…

Christina Dehn:

Genau. Den BDG kann ich einfach total empfehlen. Ich habe den Verband in der Corona-Zeit sehr zu schätzen gelernt. Das war vorher eher so: Ach ja, ich habe meinen Jahresbeitrag gezahlt und immer mal wieder einen Newsletter bekommen. Jetzt nutze ich viel öfter den eMail-Verteiler, wo man alles mögliche an Fragen reinstellen kann und kriegt schnelles Feedback von anderen Kolleg*innen. Dieses Schwarmwissen ist einfach wichtig!

Gerade wenn wir als Solopreneure nur zu Hause sind – und nicht vielleicht im Coworking Space mit anderen Kollegen oder als Freelancer in Agenturenarbeuiten, wo wir uns austauschen können – dann sind solche Verbände einfach total hilfreich.

Und gerade am BDG finde ich gut, dass die diese „Zoom-Feierabende“ organisieren, die für Mitglieder sind und oftmals auch öffentlich. Wo Design-Themen behandelt werden, über die diversen Programme informiert wird, zu ganz bestimmten Themen. Man sollte eben wirklich gucken, dass man da nicht alleine ist. Und ich bin Freund vom offenen Austausch – eben auch mit den Kolleg*innen, weil wir sind so einzigartig und so unterschiedlich. Keiner nimmt irgendwie dem anderen was weg.

Gudrun: Nee, ganz im Gegenteil, man profitiert ja total vom Austausch. So erlebe ich das immer. Einfach Wissens teilen, austauschen, eben nicht drei Stunden alleine brüten, sondern einmal ganz kurz Hand hoch: „Ich habe da mal eine Frage?“ Und irgendjemand hatte das Problem schon oder hat einen Tipp oder einen Impuls, auf den man selber nicht gekommen wäre. Und sich da nicht alleine zu quälen, finde ich so wichtig. Ich finde es einfach so unnötig, sich zu quälen. Also warum?

Christina Dehn: Ja, ja, dass man nicht stehen bleibt.

Ja, und man kann sich gar nicht mit allem auskennen. Also so wie du gesagt hast: „In InDesign kenne ich mich auch gut aus. Das ist mein Ding.“ Ich hingegen kann auch InDesign, aber ich kann viel besser Illustrator. Da machen wir uns mal nichts vor. Man hat einfach so Programme, mit denen man sich besonders gut auskennt.

Man kann sich Tipps aus der Community holen: „Mach das doch mal so, drück mal hier, drück mal Alt noch mit – und zack, passiert das und das und das.“ Und das spart einem dann einfach auch die eine oder andere Stunde und vor allem das Grübeln.

Deswegen finde ich Austauschen auch super wichtig und im Zweifelsfall gilt immer: Hand hoch – nachfragen. Also ich wurde noch nie für eine Frage abgewatscht. Manchmal kann sie keiner beantworten. Manchmal dauert es ein bisschen, bis man eine Antwort findet. Außerdem ist es wirklich auch einfach nett und schön, wenn man sich austauschen kann.

Man kann gar nicht alles im Blick behalten und dann einfach so das Schwarmwissen ein bisschen zu nutzen, finde ich immer gut. Christina, wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei dir aus? Wie kann ich mir das vorstellen?

Also ich habe eine 4-Tage-Woche. Ich bin mittlerweile auch eine Kreative, die erst um 10 Uhr anfängt. Wenn vor 10 Uhr das Telefon klingelt, bin ich noch nicht im Office. Und ich arbeite meistens abends lang.

Wenn ich Aufträge habe und im Flow bin, dann kann es auch bis 12 Uhr nachts dauern. Ich liebe meine Arbeit wirklich. Also es ist eigentlich keine Arbeit und wenn es dann lang dauert, dann dauert es eben lang.

Ich habe das jetzt gerade wieder gemerkt. Ich hatte so einen Brot-und-Butter-Job, ein paar Freisteller, bei denen es auf Genauigkeit ankam. Der Folgejob war dann eher Akkordarbeit. Und da habe ich wieder gemerkt: „Ja, das liebe ich zwischendurch auch.“ Aber dieser Druck, einfach schnell zu arbeiten, das ist nicht Meins. Da merke ich, bin ich nicht gut. Wobei, du hast mich kennengelernt, wenn es irgendwie um Technik und Neues geht, brauche ich sehr, sehr lange. Ich bin selbst auch sehr empfänglich für Impulse. Wenn jemand ein Problem hat, dann komme ich sofort in Action.

Gudrun: Also dann kennst du auch immer einen. Dich kann man immer fragen: „Sag mal, ich habe ein Problem mit dem und dem.“ Und dann sagst du: „Ich kann dir nicht helfen, aber frag mal den und den, der kann dir bestimmt helfen.“

Also das ist das Thema „Netzwerken“ und das ist, was eben auch zum Leuchtturm gut passt und zum Thema „Ganzheitlichkeit“. Ich arbeite ja auch mit dem „Human Design“. Wenn ein Problem und eine neue Aufgabe kommen, dann geht bei mir die Kopfarbeit los. Dann bin ich angeknipst.

Den Freitag habe ich mir freigeschaufelt. Das ist mein Weiterbildungstag und das habe ich an die Kund*innen so kommuniziert. Einfach um zu umgehen, dass man am Freitag noch – wie man das aus den Agenturen kennt – den Schreibtisch vollgekippt bekommt und sagt: „Na ja, es muss ja erst bis Montag fertig werden.“

Aber es ist eben tatsächlich auch so, dass ich diesen Freitag wirklich nutze, um an meinen eigenen Skills zu arbeiten, an meiner Website, an Blogartikeln und das Netzwerk zu pflegen. Ich habe Kollegen, mit denen bin ich auch physisch im Austausch. Wir treffen uns und besprechen, was sind so gerade die Herausforderungen?

Ich hab gemerkt, dass es einfach eine gute Sache für mich ist, weil ich persönlich sehr viele Pausen brauche – und diesen Abstand. Ich bin ein Netzwerker, aber mir gefällt es sehr gut, das über Zoom zu machen. Weil ich auch viele, viele Phasen habe, wo ich mich in meine Höhle zurückziehe und mich dann wirklich nur auf mich konzentriere. Wenn ich dann wieder rausgehe, kann ich umso mehr leuchten und bin umso stärker wieder in diesem Impuls-Ding. Ich bin keine, die lange ab-arbeiten kann.

Das gilt auch fürs Logo Design. Es ist halt jedes Mal was Neues. Jedes Mal muss ich mich erst mal wieder auf etwas Neues einstellen. Und da merke ich einfach, das ist Meins.

Ja, das heißt, du sagst vier Tage die Woche bist du vornehmlich für Kundenprojekte da. Einen Tag die Woche für dich, egal ob es dein Marketing ist, ob es deine Weiterbildung ist. Also einfach viermal im Business, einmal am Business quasi. Und dann aber auch gerne intensiv mit dir selber für dich und dann aber auch intensiv nach außen.

Also immer geschlossene Einheiten. Oder zumindest nicht alles kreuz und quer und durcheinander, sondern dann auch wirklich da sein und dann da präsent sein und wirklich da sein.

Christina, welchen Tipp hättest du gerne gehabt oder welchen Tipp würdest du deinem eigenen Gründer ich so gerne mit auf den Weg geben? Wie wäre dein Leben leichter gewesen? Hättest du das früher gewusst?

Ich glaube grundsätzlich erst mal Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben. Als ich mich vor 16 Jahren selbstständig gemacht habe, hatte ich sehr, sehr große Angst davor, finanziell zu scheitern. Bei Kollegen, mit denen ich in der Ausbildung war und die sich schon viel früher selbstständig gemacht haben, habe ich miterlebt, dass es so nach zwei, drei Jahren eine ganz schlimme Situation gab und die mir dann gesagt haben: „Nach drei Jahren, kommt das Finanzamt und du musst Zehntausende von Euros zahlen. Und wenn du die nicht zurückgelegt hast, dann ist es alles ganz furchtbar.“

Ich habe also versucht, das so gut wie möglich abzuwenden und mich vorzubereiten. Ich habe damals schon ganz eng mit der IHK zusammengearbeitet und jeden kostenlosen Kurs mitgemacht, was Rentabilitätsvorschau, Marketing und so weiter angeht – also diesen ganzen trockenen Kack. Ich habe mir auch ganz früh eine Steuerberaterin mit ins Boot geholt, weil ich dachte: Ich kann mich nicht um alles kümmern.

Gudrun: Und du willst dich auch gar nicht um alles kümmern.

Aber ich habe bei der Volkshochschule einen Kurs gemacht „Doppelte Buchführung“, weil ich gedacht habe, ich bräuchte das. Aber ich bilanziere ja gar nicht, ich mache eine Einnahmenüberschussrechnung. Aber ich weiß eben jetzt, was das ist.

In den Kursen habe ich viele Solo-Selbständige kennengelernt, für die dieses finanzielle Thema eben auch eine Herausforderung war. Also sucht euch da so früh wie möglich Unterstützung und guckt, dass ihr auch einen Plan davon habt!

Ich hatte in der Phase vor meiner Selbstständigkeit noch so einen Übergangsjob – wie gesagt, ich war auf Jobsuche. In einem Fotostudio sollte ich eigentlich die Studioorganisation machen. Ich bin aber bei denen in der Buchhaltung gelandet und habe Rechnungen schreiben müssen.

Gudrun: War das vor oder nach dem Buchhaltungskurs?

Christina Dehn: Das war vor dem Buchhaltungskurs.

Ich war echt verzweifelt. In dem einen Monat wo ich da gearbeitet habe, bin jeden Abend weinend nach Hause gekommen und habe gesagt: Ich kapier das nicht. Ich saß vor den Excel-Dateien und es hieß immer nur: „Du darfst auf gar keinen Fall die Formatierung löschen!“ Aber hätte ich gewusst, dass ich mich später selbstständig mache und eben auch meine eigenen Rechnungen schreiben muss, dann wäre ich in dieses Thema ganz anders eingestiegen. Dann wäre es wirklich so gewesen: Ach guck mal, interessant! Das brauche ich für später. Was kann ich denn da mitnehmen? Dann wäre ich nicht so verzweifelt gewesen.

Und aus unserem Bereich würde ich sagen: Geht in einen Berufsverband! Da könnt ihr einfach Infos bekommen, die auf euren Beruf zugeschnitten sind.

Gudrun: Also nicht alleine kämpfen, sondern sucht euch so schnell wie möglich Hilfe, weil es darf auch leichter sein. Es muss nicht schwer sein.

Ja, das sage ich auch meinen Kundinnen. Ich habe solche, die Mitglied in der IHK sein müssen oder auch in der Handwerkskammer. Meine Friseur-Kundin zum Beispiel, stellt mir Fragen wie: Ich habe jetzt gehört, ich brauche irgendwie eine Kasse. Welches Kassensystem soll ich denn da nehmen?Das fragt sie mich als Designerin.

Oder mein Gastro-Kunde hat mit mir seine neuen Speisekarten diskutiert und gefragt, in welche Richtung er seine Ausrichtung vom Restaurant entwickeln könne? Ist sehr interessant und ich bin da auch gerne behilflich, aber ich verweise dann immer auf die Kammern und sage: Es gibt diese Institutionen, ihr zahlt da euren Beitrag, die könnt ihr fragen. Also wendet euch an die großen Institutionen und holt euch dort Rückendeckung und die Informationen, die ihr nicht aus dem Schwarmwissen der Kollegen bekommt.

Gudrun: Christina, wenn ich jetzt sag, ich würde zu gerne mal wissen, was genau machst du denn? Wie sehen denn deine Logos aus? Für wen hast du schon gearbeitet? Wo kann ich dich online finden, wenn die Leser jetzt denken, dass sie sich gerne mit dir vernetzen wollen.

Christina Dehn: Ich habe natürlich meine eigene Webseite Strandgut- Design. Ansonsten bin ich bei Facebook, bei LinkedIn, Instagram und versuche da eben auch meine Portfolios zu pflegen.

Gudrun: Vielen lieben Dank für das Interview, Christina.

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