Was machen zwei Webdesigner, die immer wieder von Kunden hören „Wir würden so gerne unsere Website selbst in die Hand nehmen. Wenn nur das Programmieren nicht so kompliziert wäre.“
? Im Fall von Christian Springub und Fridtjof Detzner hieß die Antwort: Wir gründen ein Baukastensystem für Websites, dass so einfach zu bedienen ist, dass die Nutzer sich selbst eine Website bauen können. Das war 2007 die Geburtsstunde von Jimdo.
Heute sind schon über 20 Millionen Websites mit Jimdo gebaut worden und es gibt neben der Hauptzentrale in Hamburg auch noch ein weiteres Büro in Tokio. Ein toller Erfolg! Um so mehr freue ich mich, Christian Springub heute im Interview zu haben.
Hallo Christian, toll das du dir die Zeit für das Interview nimmst und uns ein bisschen was über dich und deine Geschichte erzählst. Was hat dich und deine beiden Mitgründer Fridtjof Detzner und Matthias Henze dazu bewegt Jimdo zu gründen und ein Baukasten-System für Websites zu entwickeln? Warum wolltet ihr nicht länger Websites eins zu eins im Kundenauftrag umsetzen?
Wir wollten ein Produkt bauen und damit einen Platz schaffen, in dem alle Ideen und Lösungen zusammenkommen und allen Kunden zur Verfügung stehen. Uns hat immer fasziniert die perfekte Lösung für ein generelles Problem zu finden und umzusetzen. Außerdem wollten wir jedem ermöglichen die eigene Webseite selber sehr einfach und schnell zu aktualisieren, denn veraltete Webseiten haben neben vielen Nachteilen auch einen sehr negativen Effekt auf das Vertrauen von Kunden in das Unternehmen.
Vom #Webdesigner zum weltweit arbeitenden Unternehmen – @Jimdo Gründer Christian Springub im #Interview @gudrunwegener Klick um zu Tweeten
Ihr habt vor der Jimdo-Gründung selbst viele Webdesigns gestaltet und gebaut. Wie wichtig war euch der Design-Aspekt beim Erstellen der Templates für Jimdo?
Design ist und war sehr wichtig, da darüber immer der erste Eindruck von etwas entsteht. Die besondere Herausforderung bei Jimdo liegt darin jedem Kunden zu ermöglichen ein gutes Design für die eigene Webseite zu erstellen. Deshalb muss es Auswahl geben, damit jeder das Passende findet, aber gleichzeitig nicht zu viele Möglichkeiten hat, da es keine Designer sind und das Ergebnis dann meistens nicht gut wird.
Kreativität braucht nach meiner Erfahrung genügend Freiraum, neuen Input und auch die Bereitschaft Fehler zu machen und ggf. ganze Ideen wieder zu verwerfen, wenn sie nicht funktionieren. Das funktioniert gut, wenn man alleine oder in einem kleinen Team arbeitet. Bei Jimdo sind es aber gut 200 Mitarbeiter, da ist das nicht mehr so einfach umzusetzen. Ihr nutzt das Kanban-Prinzip, um trotzdem einen guten Überblick zu haben. Welche Vorteile hat Kanban aus deiner Sicht?
Ja, das wichtigste die Bereitschaft und Kultur, die Risikobereitschaft und Fehler machen fördert, das ist auch wesentlich wichtiger als jegliches Tool, das man nutzt. Wenn man Kanban richtig macht, dann hilft es vor allem nicht zu viele Dinge gleichzeitig anzufangen, sondern wirklich fertig zu machen. 99% fertig ist 0% fertig, mit diesem Problem ist jeder Einzelne und jedes Unternehmen beschäftigt, dass ich kenne. Kanban hilft durch Visualisierung auf einer Wand dies sichtbar zu machen und es besser zu steuern. Aber Kanban ist wesentlich mehr, das würde den Rahmen jetzt sprengen, es gibt sehr, sehr viel gute Literatur dazu.
In diesem Artikel über eure Feelgood-Managerin Magdalena Bethge habe ich gelesen, dass ihr auf besonderen Wert auf eine gute, kreative und förderliche Unternehmenskultur legt z. B. durch gemeinsame Aktivitäten, Ausflüge oder gesundes Essen. Warum geht ihr diesen Weg? Warum ist es euch so wichtig?
Das ist tatsächlich ganz einfach: Mit meinen beiden Mitgründern Matthias und Fridtjof haben wir das erste Jahr zusammen auf dem Bauernhof von Fridtjofs Mama gelebt und gearbeitet. Wir haben besser gearbeitet, wenn es uns gut ging und wir gesund gegessen haben. Und wenn das für uns gilt, dann sicherlich auch für andere. Arbeit nimmt einen Großteil unserer täglichen Zeit in Anspruch, also soll man gerne zur Arbeit gehen, dann geht alles besser. Dazu gehört gesundes Essen, aber genauso auch z. B. anspruchsvolle Arbeit zu haben, die einen jeden Tag fordert. Feelgood, wie es in der Presse oft genannt wird, geht nur im Gesamtpaket, ein z. B. langweiliger, schlecht bezahlter Job wird nicht besser, nur weil es einen Kicker und gutes Essen gibt.
Je mehr Menschen zusammen an einem Projekt arbeiten, desto schneller bleibt die persönliche und unmittelbare Kommunikation auf der Strecke. Wie schafft ihr es trotzdem kreativ, agil und reaktionsschnell zu sein? Welche Tools und Techniken wie z. B: Trello, Asana oder Slack nutzt ihr, neben den klassischen E-Mails?
Haha, ja, darauf hätte jeder gerne DIE Antwort, die es leider nicht gibt. Grundsätzlich habe ich gelernt: Jegliche Organisationsform und/oder Tools sind nie perfekt, sondern helfen nur die größten Probleme weniger schlimm zu machen, aber generieren dafür auch immer neue. Ich bin letztlich großer Fan davon alle Menschen, die zusammen arbeiten auch zusammen zu haben, also in einem Büro. Dann kann man miteinander sprechen, wann immer es nötig ist, das ist weiterhin die beste und schnellste Methode.
Aber ja, wir nutzen Slack und es ist wesentlich besser also E-Mail, genauso nutzen wir Trello, weil es Kanban für uns digital abbildet. Aber es sind halt nur Tools, wichtiger ist immer ein Team, das gut kommunizieren kann, egal mit welchem Tool.
Wie gründet man ein erfolgreiches #Designunternehmen? – @Jimdo Gründer Christian Springub im #Interview @gudrunwegener Klick um zu Tweeten
Ich habe hier über Jimdo gelesen, dass ihr vor allem mit Festangestellten arbeitet und euch ganz bewusst gegen Freelancer entscheidet. Welche Vorteile haben feste Mitarbeiter?
Das Interview ist eine Weile her, ganz so ist es mittlerweile bei uns nicht mehr. Aber was weiterhin zutrifft: Kern-Bereiche und Positionen macht nur für Festangestellte Sinn, das ist ja auch so etwas wie ein gegenseitiges Commitment. Und das braucht man, wenn man z.B. ein Produkt entwickelt.
Jimdo hat seinen Hauptsitz im wunderschönen Hamburg. Ich selbst lebe jetzt seit gut 16 Jahren in Hamburg und habe die Stadt sehr zu schätzen gelernt. Doch normalerweise denkt man ja immer zuerst an Berlin, wenn es um Start-ups und Neugründungen geht. Wie viel Innovationspotenzial hat der Standort Hamburg?
Jede Stadt hat seine Vorteile, die man für sich bewerten muss. Würde ich ein Startup mit Zielgruppe Künstler und Trendsetter entwickeln, würde ich sicherlich nach Berlin gehen. Um den Reederei-Markt aufzumischen wohl in Hamburg bleiben. Für ein Technologie-Startup, welches eine sehr hohe Finanzierung braucht dann eben nach San Francisco. Wir leben gerne in Hamburg, die Lebensqualität ist sehr hoch, ich mag die Bodenständigkeit und Innovation trifft man überall, man muss nur die richtigen Leute ausfindig machen.
Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Gründer-Ich rückblickend mit auf den Weg geben, wenn du könntest?
Tja, hinterher ist man immer schlauer, weil man versteht, welche Fehler man gemacht hat und warum was passiert ist. Manches hätte ich gerne anders gemacht, aber wer weiß, ob es nicht genauso auch richtig war und zusammengepasst hat, deshalb bin ich glücklich mit dem wie alles ist. Letztlich muss man durchhalten und immer versuchen das langfristig Richtige zu tun für sich, alle Leute und das Unternehmen. Das haben wir immer nach bestem Wissen und Gewissen getan und darin würde ich mich und alle anderen die Gründen möchten auch immer bestärken.
Vielen Dank für das Interview, Christian