Marketing – das ist ne ernste Sache! Immerhin geht’s da um was wichtiges. Es geht um deine Designaufträge, es geht um deine Kunden, es geht um deine Einnahmen, deine Umsätze → es geht um deinen Lebensunterhalt! Da darf man keinen Spaß haben.
Kommt dir der Gedanke bekannt vor? Und kann es sein, dass sich Marketing für dich ganz schön zäh, ätzend, schwierig – nenn es wie du willst – anfühlt, aber auf jeden Fall nicht so, wie du es gerne hättest?
Und wenn du einen Moment darüber nachdenkst, könnte es da einen Zusammenhang geben?
Der Designerblick aufs Marketing – Warum wir uns selbst im Weg stehen
Als Designer haben wir oft ein kompliziertes Verhältnis zum Marketing. Wir entwerfen wunderschöne Brands und Designs für unsere Kunden, aber wenn es darum geht, uns selbst zu vermarkten, stehen wir uns die meiste Zeit selbst im Weg.
Die Perfektionismusfalle steht dabei ganz oben auf der Dramenliste.
Wir denken, jeder Social Media-Post muss ein kreatives Meisterwerk sein, jede E-Mail ein perfekt formulierter Text und unsere Website ein Portfolio, das jeden – wirklich jeden – Besucher umhaut.
Diese hohen Erwartungen an uns selbst sind nicht nur völlig unrealistischen, sondern führen auch dazu, dass wir uns unter enormen Druck setzen. Kaum ist der neue Insta-Post online, sollen auch schon Reaktionen und Kommentare da sein – natürlich von Lieblingskunden der im besten Fall auch gleich noch einen Designauftrag im Gepäck hat. Wenn das nicht passiert, sind wir enttäuscht und frustriert.
Passen Marketing und Designer überhaupt zusammen?
Aber wo kommen diese hohen Erwartungen her? Und warum fühlt sich Marketing so schnell negativ an? Diese Überforderung kommt nach meiner Erfahrung daher, dass wir Designer Marketing als etwas völlig anderes betrachten als das, was wir täglich tun.
Plötzlich sollen wir nicht nur Designer sein, sondern auch Marketingexperten, Copywriter, SEO-Profis, Social Media-Manager und KI-Experten. Und jede dieser zusätzlichen Aufgaben hält uns von dem ab, was wir eigentlich machen wollen.
Dabei ist es genau diese mentale Trennung zwischen „kreativem Design“ und „technischem Marketing“ die dazu führt, dass wir uns überfordert fühlen und das Marketing immer weiter aufschieben.
Dabei übersehen wir etwas Entscheidendes: Unsere zu hohen Erwartungen lähmen uns. Während wir für unsere Kunden den kreativen Prozess mit all seinen Höhen und Tiefen schätzen und lieben, glauben wir beim Marketing, sofort perfekte Ergebnisse liefern zu müssen. Diese strenge Haltung uns selbst gegenüber nimmt dem Marketing jede Freude und macht es zu einer Last statt zu einem kreativen Ausdrucksmittel. Denn genau das kann Marketing auch sein – wenn wir es zulassen.
Die überraschenden Parallelen zwischen Designprozessen und Marketing
Wenn du es genau betrachtest, sind die Arbeiten an deinen Designaufträgen und Marketing eigentlich gar nicht so verschieden. Es ist alles eine Frage der Perspektive, wie man so schön sagt.
Glaubst du nicht? Hier sind zehn überraschende Parallelen, die dir zeigen, dass du als Designer oder Designerin eigentlich schon alle Fähigkeiten für erfolgreiches Marketing besitzt:
- Der Briefing-Prozess: Bei Designaufträgen beginnst du mit einem Briefing, um die Ziele deines Kunden zu verstehen. Im Marketing definierst du ebenfalls zuerst deine Ziele – wen willst du erreichen und welche Reaktion erhoffst du dir?
- Zielgruppenanalyse: Für jedes Designprojekt analysierst du die Zielgruppe deines Kunden. Beim Marketing machst du das Gleiche – nur dass du jetzt deine eigene Zielgruppe definierst und verstehen musst.
- Kreative Konzeption: Bei Designprojekten skizzierst du verschiedene Konzepte, bevor du ins Detail gehst. Genauso solltest du im Marketing verschiedene Inhaltsideen und Kampagnenkonzepte entwickeln, bevor du sie ausarbeitest.
- Mehrere Entwürfe: Kein Designer präsentiert nur einen einzigen Entwurf. Genauso solltest du beim Marketing verschiedene Ansätze ausprobieren und nicht erwarten, dass der erste Post sofort perfekt ist.
- Feedback-Schleifen: Im Designprozess sind Feedback und Überarbeitungen selbstverständlich. Im Marketing solltest du genauso Daten analysieren und deine Strategie entsprechend anpassen.
- Kontext verstehen: Ein gutes Design berücksichtigt den Kontext, in dem es erscheint. Gleiches gilt für Marketing – die Plattform, der Zeitpunkt und die aktuelle Situation deiner Zielgruppe beeinflussen, wie deine Botschaft ankommt.
- Konsistenz und Wiedererkennbarkeit: Bei Designprojekten achtest du auf eine konsistente visuelle Sprache. Im Marketing ist Konsistenz in Ton, Aussehen und Botschaft genauso wichtig für die Markenbildung.
- Kombination aus Ästhetik und Funktionalität: Gutes Design ist nie nur schön, sondern auch immer funktional. Gleiches gilt für Marketing – es muss nicht nur ansprechend sein, sondern auch die richtige Handlung auslösen.
- Storytelling: In deinen Designs erzählst du visuelle Geschichten. Im Marketing nutzt du ebenfalls Storytelling, um emotionale Verbindungen herzustellen und deine Botschaft einprägsamer zu machen.
- Kundenbedürfnisse im Mittelpunkt: Bei jedem Design denkst du zuerst an die Bedürfnisse des Endnutzers. Im Marketing solltest du ebenfalls die Bedürfnisse deiner Zielgruppe in den Mittelpunkt stellen, nicht deine eigenen.
Siehst du die Gemeinsamkeiten? Marketing und Designer passen so gut zusammen. Du bist bereits ein Experte in vielen Fähigkeiten, die du für erfolgreiches Marketing brauchst – du musst sie nur in einem neuen Kontext anwenden.
Nimm deine Kreativität und das Experimentieren aus dem Design mit in dein Marketing
Wenn wir Designaufträge bearbeiten, ist es für uns völlig selbstverständlich: Wir machen 1, 2, 3, 4, 5 Entwürfe – so viele, wie es eben braucht. Wir spielen, wir probieren aus, wir verwerfen Dinge wieder und fangen manchmal komplett von vorne an. Es gehört zum kreativen Prozess dazu.
Nur wenn es um unser Marketing geht, dann muss auf einmal alles beim ersten Aufschlag schon perfekt sein. Warum eigentlich?
Wie wäre es, wenn du dein Marketing genauso betrachtest wie deine Designaufträge? Lass uns den kreativen Designprozess Schritt für Schritt auf dein Marketing übertragen:
Auftragsziele des Kunden = Dein Ziel in der Marketingkampagne
Im Design: Wenn ein Kunde ein neues Logo bei dir beauftragt, fragst du immer nach den Zielen, die erreicht werden sollen. Soll das Unternehmen moderner wirken? Soll eine bestimmte Unternehmensphilosophie kommuniziert werden?
Im Marketing: Definiere genauso klar deine eigenen Marketingziele. Willst du mehr Sichtbarkeit? Neue Kunden in einem bestimmten Segment? Oder dich als Experte in einer bestimmten Nische positionieren?
Praxisbeispiel: Als Grafikdesignerin, die auf Verpackungsdesign spezialisiert ist, definierst du für dein Marketing das Ziel, in den nächsten drei Monaten zwei neue Kunden aus der Bio-Lebensmittelbranche zu gewinnen – genauso präzise, wie du die Ziele aus den Briefings deiner Kunden festlegst.
Designentwürfe = Die verschiedenen Ideen, Beiträge und Formate im Marketing
Im Design: Du skizzierst mehrere Logo-Varianten, experimentierst mit Farben, Formen und Typografie.
Im Marketing: Experimentiere genauso mit verschiedenen Content-Formaten. Probiere Blogbeiträge, Videos, Infografiken oder Podcasts aus. Teste verschiedene Anspracheformen und Tonalitäten.
Praxisbeispiel: Als UI/UX-Designer, der für seine Kundenprojekte immer verschiedene Wireframes und Designvarianten erstellt, wendest du das gleiche Prinzip auf dein Marketing an: Du entwickelst verschiedene Content-Ideen zu einem Thema – einen detaillierten Blogpost, eine vereinfachte Infografik und ein kurzes Erklär-Video – anstatt dich auf ein einziges Format zu versteifen und das Testen zu vergessen.
Korrekturschleifen = Was funktioniert analysieren und lernen
Im Design: Nach dem Feedback des Kunden überarbeitest du deine Entwürfe, verfeinerst Details und verstärkst die Elemente, die gut ankommen.
Im Marketing: Analysiere die Reaktionen auf deine Marketing-Inhalte. Welche Posts erhalten mehr Engagement? Welche führen zu Anfragen? Nutze diese Erkenntnisse für Verbesserungen.
Praxisbeispiel: Als Illustratorin, überarbeitest du deine Entwürfe basierend auf dem Kundenfeedback. Jetzt wendest du diesen Prozess auch auf deine Instagram-Posts an. Du bemerkst, dass deine Prozessvideos mehr Engagement erhalten als deine fertigen Werke, und baust daraufhin mehr Einblicke in deinen Arbeitsprozess in deine Content-Strategie ein.
Finale Umsetzung = Mach mehr davon, was funktioniert
Im Design: Nach mehreren Korrekturrunden setzt du das finale Design um und lieferst dem Kunden alle benötigten Dateiformate.
Im Marketing: Konzentriere dich auf die Marketing-Methoden, die für dich funktionieren. Verfeinere sie und baue sie systematisch aus. Der Rest kann weg.
Praxisbeispiel: Als Webdesigner stellst du fest, dass deine ausführlichen Case Studies auf deiner Website zu den meisten qualifizierten Anfragen führen. Das kannst du einfach über ein Analyse-Tool tracken und dir anzeigen lassen. Anstatt deine Energie auf fünf verschiedene Marketingkanäle zu verteilen, konzentriert er sich nun darauf, jeden Monat eine neue, detaillierte Case Study zu veröffentlichen.
Das abgeschlossene Design = Marketingstrategie und Formate, die funktionieren und neue Anfragen bringen
Im Design: Das fertige Design erfüllt alle vereinbarten Anforderungen und passt perfekt zum Kunden. Der Kunde ist happy.
Im Marketing: Deine erprobte Marketing-Strategie bringt regelmäßig neue Anfragen und stärkt deine Position in deiner Nische. Du bist happy.
Praxisbeispiel: Als Brand Designerin hast du nach viel Experimentieren herausgefunden, dass eine Kombination aus monatlichen Newsletter-Tipps, regelmäßigen LinkedIn-Artikeln und halbjährlichen Online-Workshops dir optimal qualifizierte Anfragen bringen. Diese Strategie ist dein „finales Design“ – funktional, effektiv und auf deine Stärken zugeschnitten.
Sofort umsetzbare Tipps für mehr kreativen Spaß im Marketing
Bereit, den Designflow in dein Marketing zu bringen? Hier sind praktische Tipps, die du ab heute umsetzen kannst:
- Führe ein Marketing-Skizzenbuch: Genau wie du für deine Designideen skizzierst, halte auch deine Marketing-Ideen visuell fest. Sammle Content-Ideen, mögliche Bildkonzepte oder Themen für Blogbeiträge in einem separaten Notizbuch oder einer digitalen Datei. Ich hab meinen Redaktionsplan in Notion und da ist eine Swipe File in der ich alle diese coolen Inspirationen sammle.
- Plane „Kreativzeiten“: Reserviere dir im Kalender explizit Zeit zum Experimentieren mit Marketing-Formaten. Nenne diese Zeiten bewusst „Marketing-Kreativzeit“, um dich an den experimentellen Charakter zu erinnern.
- Nutze den „Drei-Versionen-Ansatz“: Erstelle für jeden wichtigen Marketing-Content mindestens drei verschiedene Versionen, bevor du dich für eine entscheidest – genau wie du es bei Designentwürfen tun würdest.
- Organisiere Marketing-Feedback-Runden: Tausche dich mit befreundeten Designern oder Kunden aus und lass dir ehrliches Feedback zu deinen Marketing-Ideen geben, bevor du sie finalisierst. Wie hilfreich das ist, erlebe ich gerade unter den Teilnehmern von Create your Marketing – zusammen ist es leichter.
- Dokumentiere deinen Design- UND Marketing-Prozess: Halte nicht nur deine Designentwicklung fest, sondern auch deine Marketing-Experimente. Was hat funktioniert? Was nicht? Diese Dokumentation schafft wertvolle Erkenntnisse für die Zukunft.
- A/B-Tests wie Designvarianten betrachten: Wenn du zwei verschiedene E-Mail-Betreffzeilen oder Social-Media-Texte testest, betrachte es nicht als „Erfolg vs. Misserfolg“, sondern als zwei Designvarianten, die unterschiedliche Reaktionen hervorrufen.
- Setze dir „Veröffentlichungs-Deadlines“: So wie du Abgabetermine für Kundenprojekte einhältst, setze dir feste Termine für deine Marketing-Aktivitäten – das hilft gegen endloses Perfektionieren.
- Feiere Experimente, nicht nur Erfolge: Belohne dich selbst nicht nur für erfolgreiche Marketing-Aktionen, sondern auch für mutige Experimente – unabhängig vom Ergebnis. Der Versuch zählt!
Fazit: Marketing und Designer passen hervorragend zusammen
Wenn wir’s genau betrachten, dann macht es keinen großen Unterschied, ob du an deinen Designaufträgen arbeitest und ganz viele unterschiedliche Entwürfe und Ideen ausprobierst, oder ob du dasselbe mit deinem Marketing machst.
Der erste Blogartikel muss nicht perfekt sein. Das erste Video kann misslingen. Der erste Newsletter erreicht vielleicht nicht die erhofften Öffnungsraten. Na und?! Dann machst du es halt noch mal. Du spielst, du probierst aus, und auf einmal kommt diese Leichtigkeit und der Spaß zurück.
Marketing ist im Grunde nichts anderes als das Design deiner eigenen Geschäftskommunikation. Du bist bereits ein Experte im kreativen Problemlösen, im Experimentieren und im Verfeinern von Ideen. Diese Fähigkeiten von uns Designern und Designerinnen sind genau das, was du für erfolgreiches Marketing brauchst.
Wenn du aufhörst, dein Marketing als lästige Pflicht zu sehen, und anfängst, es als kreatives Projekt zu betrachten, wirst du nicht nur bessere Ergebnisse erzielen, sondern auch viel mehr Freude daran haben. Und diese Freude – diese Leidenschaft für den kreativen Prozess – ist letztendlich das, was potenzielle Kunden an dir schätzen und weshalb sie mit dir arbeiten wollen.
Also, worauf wartest du noch? Es ist Zeit, den Designer in dir auch in deinem Marketing zum Leben zu erwecken. Spiel, experimentiere, hab Spaß – und lass dein Business wachsen!