Alexandra Drews ist schon 11 Jahre lang selbstständig, hat sich auf Printwerbung und Dialogmarketing spezialisier und zeigt uns heute, wie ihr kreativer Designalltag aussieht. Das passt sehr gut, finde ich, denn Alexandra Drews hat nicht nur viel Erfahrung, sondern weiß auch, wie man Kunden berät und selbst für erklärungsbedürftige Produkte gute und erfolgreiche Werbemaßnahmen findet.
Hallo Alexandra, vor deiner Selbstständigkeit warst du jahrelang Art Directorin in großen Network-Agenturen wie FCB Direct und Publicis. Was hat dich an der Selbstständigkeit gereizt?
Nach 11 Jahren in Werbeagenturen und Kreation für große Etats war Zeit für eine Veränderung, außerdem lassen sich Agentur-Arbeitszeiten schlecht mit Kind und Kegel vereinbaren. Die Abläufe in einer Agentur sind klar geregelt und strukturiert, mein Wissen und meine Erfahrungen wollte ich für eigene Kunden und Projekte nutzen. Der Übergang in die Selbständigkeit war fließend, erst nebenher, dann als Freelancerin und inzwischen hauptsächlich für eigene Kunden im Homeoffice.
Jetzt bist du schon über 10 Jahre selbstständig. Das heißt auch, dass du schon viele Aufträge begleitet und umgesetzt hast – inklusive all der Höhen und Tiefen, die Kundenaufträge ja so manches Mal mit sich bringen. Wie hat sich deine Arbeitsweise, dein Umgang mit Kunden und deren Projekten durch deine langjährige Erfahrung verändert? Gibt es bestimmte Routinen, Abläufe oder Erfahrungswerte, die du dir angeeignet hast?
Die besten Kundenbeziehungen sind aus langjährigen Kontakten entstanden, Vertrauen und gegenseitige Anerkennung sind eine gute Basis. Ich arbeite sehr strukturiert, bin gut im Organisieren, ich erstelle Timings und versuche vorausschauend zu planen. Das Ablage-System aus Agenturzeiten habe ich übernommen und auch schon weitergegeben.
Das klingt ja spannend und ist erfahrungsgemäß immer wieder eine Baustelle bei vielen Kreativen. Kannst du noch ein bisschen mehr über dein Ablagesystem erzählen?
Das Ablagesystem bezieht sich auf den Rechner.
Ich habe einen Ordner mit Jobs, darin hat jeder Kunde Ordner, darin sind in Unterordner zu den verschiedenen Jobs mit Name, Jahr und Monat benannt (z.B. Flyer_10Regeln_0516). In jedem Jobordner gibt es Ordner von: 01_Layouts, 02_Bilder, 03_Logos, 04_Lithobilder, 05_Texte, 06_PDF, 07_RZ, 08_Vorlagen. Das kann man noch erweitern.
So ist mein Rechner immer aufgeräumt und eine Kollegin, mit der ich mich im Urlaub vertrete, weiß genau was wo zu finden ist.
Dieses System hat sich mal ein Server-Admin ausgedacht, funktioniert auch in einer Agentur mit 100 Mitarbeitern – jeder weiß, was wo hingehört, auch nach 5 Jahren noch.
Du hast deinen Schwerpunkt auf Printwerbung und Dialogmarketing gesetzt. Für die anderen Anforderungen deiner Kunden wie Text, Programmierung, Druck oder Aussenwerbung hast du direkte Ansprechpartner in deinem Netzwerk. Das ist für deine Kunden natürlich super, weil sie bei dir Unterstützung für den gesamten kreativen Prozess finden. Wie läuft die Zusammenarbeit mit deinen Netzwerkpartnern ab? Bist du der Projektkoordinator für alles oder arbeitet jeder direkt mit dem Kunden zusammen?
In der Regel ist es so, dass ich bei meinen Kunden die Koordination übernehme und auch Beraterin und Produktionerin bin. Mein Partner im Bereich Text hat auch eigene Kunden, da arbeite ich dann zu und liefere nur Design, ohne direkten Kundenkontakt.
Du hältst Vorträge bei Podiumsdiskussionen, gehst zu Meetups für Selbstständige oder tauscht dich online mit anderen Designern aus. Warum ist es dir wichtig dein Wissen zu teilen und deine Erfahrungen weiterzugeben?
Der Austausch mit Kollegen ist mir wichtig, damit ich nicht im Homeoffice verkümmere. Erfahrungen weiterzugeben und damit anderen zu helfen, bringt Spaß und hilft auch mir selbst immer wieder meine Tätigkeit einzuordnen und fokussiert zu bleiben.
Die Kreativszene entwickelt sich schnell. Wie informierst du dich über Trends & Hintergründe oder bildest dich weiter?
Ich lese Newsletter und Fachzeitschriften, gucke mich im Internet um. Aber ich bin keine 25 mehr und muss nicht jedem Trend folgen, meine Designs müssen meinen Kunden und mir gefallen und nicht hip sein.
Was schätzt du an deiner Selbstständigkeit am meisten und was ist die größte Herausforderung für dich?
Ich schätze die freie Zeiteinteilung und die Selbstbestimmtheit, die größte Herausforderung bleibt die Neukundenakquise.
Ich schätze die freie Zeiteinteilung und die #Selbstbestimmtheit, die größte #Herausforderung bleibt die #Neukundenakquise.– Designerin Alexandra Drews im Interview. @gudrunwegener Klick um zu Tweeten
Hast du einen Tipp für andere Kreative, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen möchten? Worauf sollten sie achten?
Man muss nicht von 0 auf 100 starten und gleich ein tolles Büro und eine Komplettausstattung haben. Mein Tipp: ein Coaching machen,
einen Businessplan schreiben, klein starten und sich überlegen, ob man das Risiko eingehen will. Selbstständigkeit passt nicht zu jedem.
Und zu guter Letzt: ein Blick in dein Skizzenbuch. An welchem Projekt arbeitest du gerade? Was beschäftigt dich im Moment?
Ein aktuelles Projekt ist eine Anzeigen-Serie, die ich zusammen mit meinem Textpartner konzipiert habe. Wir haben drei Vorschläge präsentiert und unser Favorit wurde ausgewählt.
Der Claim des Unternehmens ist „Immobilien ganz persönlich“, dies nehmen wir ganz wörtlich und stellen in jeder Anzeige einen Mitarbeiter ganz persönlich vor und sagen, warum seine Persönlichkeit zum Unternehmen passt. Es wurde ein Fotoshooting mit den Mitarbeitern gemacht und inzwischen geht Ende des Monats Anzeige 4 von einer Serie von ca. 8 Anzeigen online.
Danke für das Interview, Alexandra.