Mitdenker & Kommunikationsdesigner Rainer Klute im Interview

Rainer Klute sieht sich selbst nicht als typischen Designer. Er geht viel weiter (oder sollte ich sagen tiefer) und erarbeitet zusammen mit seinen Kunden die Strategien und die Konzepte, die es braucht, um gute Designs zu entwickeln. Ein spannender Ansatz, über den ich mehr erfahren möchte. Darum habe ich Rainer zum Interview gebeten und freue mich, dass ich jetzt die Chance nutzen kann, genauer nachzufragen.

RainerKlute foto

Hallo Rainer, du bist schon lange selbstständig. Erst im Team und dann seit 2003 mit deinem eigenen Design-Business Klute Kommunikation. Wie kam es dazu, dass du dich selbstständig gemacht hast und wo liegt dein Designschwerpunkt?

Erste Jobs während des Studiums in großen Agenturen haben mir schnell gezeigt, dass ich dort eher nicht arbeiten will. Die erste eigene Firma mit einem Freund zusammen hatte dennoch Agenturen als Zielgruppe: Wir haben uns auf detailverliebte Reinzeichnung spezialisiert. Später dann mit den ersten Aufträgen, bei denen auch Kreativität gefragt war, habe ich mich mit einem anderen Freund zusammengetan, der sich schon damals in den Anfängen des Internets, mit Code & Co beschäftigt hat. Heute bin ich soloselbstständig mit einem großen Netzwerk an professionellen Kolleginnen und Kollegen, die ich von Fall zu Fall mit ins Team hole.

Mein Arbeitsschwerpunkt ist derzeit immer weniger Design, sondern eher Kommunikationsberatung: All das, was nötig ist, bevor es ans eigentliche Gestalten geht. Mein »Designschwerpunkt« liegt im Bereich »Corporate Everyday Design« – so nenne ich es: Ich entwickle selbst oder analysiere ein gegebenes Corporate Design; dies breche ich dann herunter auf alle Facetten im Print- und Webbereich.

Mein Arbeitsschwerpunkt ist derzeit immer weniger #Design, sondern eher #Kommunikationsberatung. – #Interview mit @rainerklute @gudrunwegener Klick um zu Tweeten

Selbst bezeichnest du dich als „Mitdenker und Kommunikationsdesigner“. Das finde ich gut. Gerade, weil ich es gar nicht so häufig erlebe, dass Designer auch den strategischen Part ihrer Arbeit so klar betonen. Warum ist dir das so wichtig?

Erst einmal ist das für mich der viel spannendere Teil, gemeinsam mit den Auftraggebern an Zielen, Zielgruppen und den Strategien zu arbeiten, wie diese Ziele erreicht werden.

Zum Zweiten macht das Design dann einfach viel mehr Spaß und ist zielführender, wenn man alles andere vorher klar definiert hat.

Drittens bringe ich durch mein Studium (Geschichte, BWL und Psychologie – mein anfänglicher Berufswunsch war Journalist), meine Erfahrung und Neugier, über den Tellerrand zu blicken, eine Menge Know-how mit, das andere nicht haben und ich mich dadurch unterscheide – Stichwort USP.

Und viertens sehe ich, dass durch Künstliche Intelligenz, andere nennen es die »Demokratisierung des Designs«, das Gestalten an sich die Kunden selbst bzw. mit Unterstützung durch Algorithmen übernehmen werden. Der Markt für Designer, die nur designen, wird mittelfristig erheblich kleiner werden.

Den Blick auf das große Ganze hast du nicht nur bei deinen Kundenprojekten, sondern auch bei der Zusammenarbeit und Weiterbildung von Designern. Das finde ich natürlich super, weil mir dieser Punkt auch so wichtig ist. So bist du zum Beispiel Leiter der InDesign User Group in Hamburg oder organisierst Treffen und Events für Designer. Kannst du diese Projekte ein bisschen näher vorstellen?

Die InDesign User Group Hamburg leite ich seit 2012. Gemeinsam mit meinem Team (Mara Saueracker, Christof Rickmann, Dirk Rexer, Jörg Maassen) organisiere ich bis zu vier Treffen pro Jahr, bei denen es vor allem um InDesign, aber auch um andere Aspekte aus der Publishing-Welt geht. Das alles ist kostenlos, und so kommen immer ca. 40 bis 60, in der Spitze sogar mal 200, zu den Vorträgen.

Andere Formate sind derzeit etwas in den Hintergrund getreten, da auch mein Tag nur 24 Stunden hat. Unregelmäßig lade ich zu „Design & Wein“: Ich lade zwei Kolleginnen oder Kollegen an meinen Küchentisch ein, und sie sollen jeweils einen Überraschungsgast mitbringen, der gar kein Designer sein muss. Ohne irgendeine Agenda ergeben sich bei gutem Wein, Käse & Co immer wieder interessante Gespräche und Erkenntnisse.

Ich bin Kommunikationsdesigner, ich gestalte also #Kommunikation. Dazu gehört, die relevanten Kommunikationskanäle zu kennen. – mehr dazu im #Interview mit @rainerklute @gudrunwegener Klick um zu Tweeten

Zusätzlich zu deinem Designhintergrund hast du vor Kurzem deinen Abschluss als Social Media Manager gemacht. Warum hast du dich für diese Weiterbildung entschieden und wie beeinflusst dein neues Wissen jetzt deine Arbeit als Designer (neue Zielgruppe, andere Projekte, erweitere Sichtweise, …)?

Ich bin Kommunikationsdesigner, ich gestalte also Kommunikation. Dazu gehört, die relevanten Kommunikationskanäle zu kennen. Schon vorher war ich viel auf Facebook, Twitter & Co unterwegs und habe mir einiges Wissen angeeignet. Durch die Weiterbildung wurde dieses Wissen bestärkt und vertieft.

Wenn bei meinen Kunden also zukünftig „Social Media“ als ein Kommunikationskanal zur Erreichung der Kampagnenziele definiert wird, werde ich auch das anbieten können, zumal ich auch texten kann.

Ein erstes erfolgreiches Projekt war die Kampagne rund um das „BDG Podium“, das Anfang Juni in Hamburg stattfand: Durch meine Arbeit war das Event erheblich präsenter im Netz und hat viel Brand-Awareness für den BDG gebracht.

Ich mag ja deinen Instagram-Kanal sehr gerne, weil du dort immer wieder die kleinen und großen Absurditäten des Alltags sammelst. Wie hat das angefangen und was reizt dich selbst an diesen Bildern?

Vielen Dank für das Lob! Am Anfang stand die Entscheidung, bei Instagram etwas anderes zu kommunizieren als bei Facebook, Twitter, LinkedIn und Xing, die ich sonst auch noch „bespiele“. Auch wenn ich mich nicht immer sklavisch dran halte, sind doch die meisten Bilder unter „Kopfkino“ oder „Finde den Fehler“ zu subsumieren, zeigen also – wie Du richtig beschreibst – Merkwürdigkeiten, die mir über den Weg laufen. Mir geht es dabei gar nicht darum, anderen ihre Fehler vorzuhalten, sondern lediglich, meine Follower ein bisschen zu unterhalten. Und ich habe auch den Eindruck, dass die Fehler eher mich finden als andersherum – zumindest suche ich nicht bewusst danach.

Ziel des Kanals ist für mich also eher nicht, mein Design bzw. meine Arbeit zu vermarkten. Aber vielleicht unterstütze ich damit ein Stück weit mich selbst als Marke.

Auf Twitter und zum Beispiel Facebook kommunizierst du anders bzw. hast noch andere Themen und Schwerpunkte. Welchen Tipp hast du für Designer, die sich gerade erst überlegen welche Social Media-Kanäle sie wählen sollen und welche Inhalte wo passend sind? Das ist ja bei der großen Bandbreite an Möglichkeiten nicht immer einfach zu entscheiden.

So richtig durchdacht und konsequent strategisch nutze ich die Kanäle ehrlicherweise gar nicht. Das ist so ein bisschen wie bei dem Sprichwort mit dem Schuster, der selbst die schlechtesten Schuhe hat …

Wie immer muss am Anfang die Überlegung stehen: Welches Ziel, welche Zielgruppe, und über welchen Kanal erreiche ich meine Zielgruppe?

Da irgendwelche Kanal-Empfehlungen auszusprechen, ist schwer. Grundsätzlich bin ich ein großer Freund von Twitter, es ist für mich der beste Kanal zur Informationsbeschaffung über für mich relevante Themen und Events. Um diese Infos zu bekommen, muss man noch nicht mal selber etwas twittern, sondern nur den interessanten Kollegen und Firmen „folgen“ wie @aschaffrina, @PAGEmag, @t3n oder @rainerklute 🙂

Nicht zuletzt seit Facebook und auch Instagram keine kontinuierliche Timeline mehr haben, sind diese beiden Kanäle in meiner Gunst gesunken – ich nutze sie aber dennoch weiterhin. Um auf die eigene kreative Arbeit aufmerksam zu machen, könnte neben Instagram aber auch Behance ein wichtiger Kanal sein.

Interview mit dem Designer und Mitdenker Rainer Klute

Zurück zum Thema Selbstständigkeit: welchen Tipp würdest du jungen Kreativen mit auf den Weg geben, die mit dem Gedanken spielen sich selbstständig zu machen?

  • Neugierig bleiben.
  • Sich ständig weiterbilden.
  • Über den Tellerrand blicken.
  • Die Kollegen als Kollegen und nicht als Konkurrenten wahrnehmen.

Wer heute noch meint, dass man mit nach der Ausbildungs- oder Studienzeit nichts mehr dazu lernen muss, wird ganz schnell Probleme bekommen. Und gerade die Designbranche ist so im Umbruch (Stichwort KI), dass man heute nicht sagen kann, wie unsere Arbeit in zehn Jahren aussehen wird.

Solche Projekte wie das Cross Innovation Hub der Kreativgesellschaft Hamburg finde ich diesbezüglich sehr spannend.

Was schätzt du an deiner Selbstständigkeit nach all den Jahren am meisten und was ist die größte Herausforderung für dich?

Ich bewundere Festangestellte, die Arzttermine, Behördengänge oder Pakete-Wegbringen mit ihrem Arbeitsalltag in Einklang bringen können. Die Freiheit, die ich diesbezüglich habe, genieße ich sehr.

Herausfordernd sind eigentlich zwei Punkte: Einerseits ist wichtig, im Alltag nicht zu viel zu arbeiten, sondern auch Zeit für anderes frei zu halten. Familie, Freizeit, Weiterbildung – wobei Letzteres so ein Grenzfall ist und irgendwie ja auch zur Arbeit dazu gehört. Dabei hat mir beispielsweise geholfen, dass kein Kunde meine Mobilnummer hat und E-Mails bei mir nicht automatisch abgerufen werden, sondern nur, wenn ich auf den entsprechenden Knopf drücke.

Andererseits ist die langfristige Perspektive herausfordernd: Wohin bewegt sich unsere Branche und welche Fähigkeiten muss ich haben, um zukünftig (a) mit Freude (b) Geld verdienen zu können?

Und zu guter Letzt: woran arbeitest du gerade und wie sieht dein Arbeitsplatz aus?

So sieht der Schreibtisch von Designer Rainer Klute aus.

„Woran arbeitest du gerade?“ – Ein Blick auf den Arbeitsplatz von Designer Rainer Klute

Es laufen eigentlich immer mehrere Jobs parallel ab, zurzeit unter anderem:

  • Für einen Kunden aus der Finanzbranche steht ein großer Relaunch des Webauftritts an. Prozesse beim Kunden werden digitalisiert, was sich auch auf der Website widerspiegeln wird. Mehr Strategie & Mitdenken und weniger Kommunikationsdesign sind hier gefragt. Darüber hinaus produziere ich für diesen Kunden monatlich ein Magazin.
  • Und für eine Schwedisch-Sprachschule stehen mehrere Projekte an, unter anderem die Konzeption und Umsetzung einer Strategie (on- und offline) zur Promotion eines Koch-Events.
  • Na, und das Thema DSGVO ist auch noch nicht abschließend in allen Details …

Danke Rainer für das Interview und die Einblick in deinen kreativen Alltag!

Das Interview wurde im Juni 2018 geführt.

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